Seitenwechsel

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Die Wochen vergingen und die Zustände an Hogwarts wurden immer schlimmer und schrecklicher. Es kam sogar so weit, dass die Carrows Neville töten wollten. Neville gab offen zu gegen sie anzukämpfen und für Vandalismus an den Wänden gesorgt zu haben, sodass er den Todessern nun ein Dorn in den Augen war. Entweder wollten sie ihm das gleiche antun, wie seinen Eltern oder ihn endgültig töten. Jedenfalls versteckten Neville und viele andere Schüler sich im Raum der Wünsche.
„Nutz es aus, dass er dich auf seiner Seite haben will." sagte Neville einst zu Lucy. Vielleicht war es wirklich das Beste, sich slytherintypisch zu verhalten und nicht negativ in Lord Voldemorts Augen aufzufallen. Lucy tat das, was von den Schülern erwartet wurde. Sie akzeptierte die Herrschaft Voldemorts und arbeitete im Unterricht von den Carrows fleißig mit.
Plötzlich wurden die Carrows zu ihr auch netter. Dass Lucy gute Miene zu bösen Spiel machte, fiel ihnen nicht auf. Aber Lucy merkte, dass die beiden im Kopf nicht ganz klar waren.
Das Einzige, was ihr nicht lag, waren unverzeihliche Flüche. Es war, als würde sich ihre Magie dagegen sträuben solch dunkle Macht anzuwenden.
„Keine Sorge, Potter. Du bist ansonsten gut im Umgang mit deinem Zauberstab. Der dunkle Lord hätte sicherlich nichts dagegen dich bei uns willkommen zu heißen." sagte Amycus zu ihr.
Lucy fand es ein wenig amüsant, dass er tatsächlich dachte, dass Lucy plötzlich die Seiten wechselte und sich gegen ihren eigenen Bruder stellen würde, doch sie spielte das Spiel mit.
„Ich bin sicher, dass ich es bald kann, sobald der dunkle Lord meine Macht annimmt." sagte Lucy. Sie war sich sicher, dass Voldemort regelmäßig über Lucys Verhalten informiert wurde. Es wäre gar nicht so dumm mitzuspielen, um mehr über die Pläne Voldemorts zu erfahren. Sie verstand nun umso mehr ihren Ziehvater Snape.
„Es ist gut, dass du dem dunklen Lord deine alte Magie so problemlos zur Verfügung stellst. Ich frage mich, woher so plötzlich deine Erkenntnis kam?" fragte Amycus sie interessiert.
„Mir wurde klar, dass es nichts bringt, meinen Zwillingsbruder zu unterstützen. Er stirbt so oder so. Wieso sollte ich mich auf die Seite der Schwachen stellen? Nur ein Idiot würde sich dagegen sträuben. Macht ist alles und alles ist Macht." sagte Lucy zu ihm.
Amycus trat näher an sie heran.
„Mir gefällt deine Ansicht." sagte er zu ihr. Er kam ihr so nahe, dass Lucy seinen Atem spürte.
„Amycus! Der dunkle Lord möchte heute Abend wieder Informationen über die Zustände Hogwarts erhalten." sagte Alecto, die hinter Amycus auftauchte. Amycus zuckte zusammen.
Lucy fand ihn widerlich. Er war viel älter als sie und doch hatte sie das Gefühl, dass er sie allmählich gut fand. Das war widerlich.
„Hab ich euch bei etwas gestört?" fragte Alecto die Beiden.
„Nein, ich muss jetzt auch gehen." sagte Lucy und verließ den Klassenraum.
Sie fühlte sich angeekelt. Alleine sein wollte sie mit Amycus Carrow erstmal nicht mehr.
Als Lucy durch den leeren Gang ging, zog sie jemand am Arm zur Seite in einen anderen Gang und drückte sie an die Wand.
„Was ist nur los mit dir?" fragte Draco sie.
„Was meinst du? Lass mich gefälligst los!" sagte Lucy und versuchte sich aus seinen Armen zu befreien.
„Du setzt dein Leben aufs Spiel, ist dir das klar?"
„Mein Leben ist so oder so in Gefahr, verstehst du nicht?!" fragte Lucy ihn wütend.
„Wieso bist du auf die dunkle Seite gewechselt?"
„Ich bin nicht auf der dunklen Seite."
„Ich habe Ohren und Augen, Lucy. Du wehrst dich nicht mehr gegen die Unterrichts- oder Bestrafungsmethoden, du verpetzt Schüler, du versuchst die Flüche anzuwenden." Draco klang besorgt.
„Ich bin aus dem selben Grund, wie du, auf der dunklen Seite. Um mich und meine Familie zu schützen." erklärte Lucy. Draco ließ sie los und schaute sie einfach nur an.
„Welche Familie? Deinen Bruder, der sich verkrochen hat?"
„Das ist nicht fair, Draco. Harry weiß was er tut. Und ich weiß es auch. Ich werde dir allerdings nichts sagen. Ich kann dir nicht trauen." sagte Lucy und sah ihn ernst an. Draco sah erschrocken aus.
„Du kannst mir nicht trauen?! Meinst du das gerade ernst?!"
„Wer ist der Todesser von uns beiden? Wer hat die Todesser überhaupt ins Schloss geholt?! Du warst das! Allein du! Und du hast mir nichts gesagt. Kein Wort. Du hast mich allein gelassen, mir das Herz gebrochen und tust, als wäre nichts geschehen." Lucy flossen mit diesen Worten die Tränen.
„Lieber breche ich dir das Herz, als der Grund für deinen Tod zu sein! Ich wollte dich nur schützen. Ich wollte dich aus alledem hier raushalten und wozu? Dafür dass du freiwillig mit dem Feuer spielst." Draco wurde wütend.
„Hör zu, Dray. Ich mache das hier nicht aus Überzeugung. Ich möchte Informationen bekommen, möchte mitspielen. Der dunkle Lord hat sowieso ein Auge auf mich, aufgrund meiner Magie. Warum sollte ich dann nicht noch so tun, als wäre ich auf seiner Seite? Wenn er mir vertraut, ist es leichter ihn zu bekämpfen." erklärte Lucy.
Dracos wütendes Gesicht wurde weicher.
„Pass bitte einfach auf dich auf. Du bist mir wichtig." sagte Draco und mit diesen Worten ging er und ließ sie stehen. Lucy sah ihm hinterher. Noch immer liebte sie ihn. Nach all der Zeit. Ob sie jemals wieder ein Paar werden würden? Wo war nur die schöne Zeit geblieben? Die schöne Zeit, in der sie ganz normale Jugendliche waren, sich verliebten, sich stritten und wieder vertrugen. Nun war all das nebensächlich geworden. Es herrschte nur noch Angst und Furcht an diesem Ort namens Hogwarts. Lucy wusste nicht, ob sie ängstlich oder mutig war sich auf die dunkle Seite zu stellen. Auf jeden Fall tat sie es nicht aus Überzeugung. Sie hoffte wichtige Sachen auszuspionieren zu können, die im Kampf gegen Voldemort entscheidend sein könnten. Vielleicht wäre es tatsächlich sinnvoll Teil davon zu sein. Als eine Slytherin bekam sie sowieso eine andere Behandlung, als andere Schüler. Die Überzeugung zur dunklen Seite, würde man ihr sicherlich eher abkaufen. Das Einzige, wovor sie Angst hatte, war vor diesem mysteriösen Trank. Nahm er ihr wirklich die alte Magie? Falls Lord Voldemort wirklich ihre alte Magie bekam, war es noch schwieriger ihn zu töten.
Wieder vergingen einige Wochen. Der Schnee schmolz bereits und die ersten Knospen erschienen draußen. Der Frühling stand vor der Tür.
Neville und die anderen wussten von Lucys Plan sich auf die dunkle Seite zu begeben, um Informationen herauszubekommen. Es war ihr wichtig, dass ihre Freunde nicht enttäuscht von ihr waren, sondern ihr Handeln verstanden.
„Hoffen wir bloß, dass Harry dich erst sieht, nachdem wir es ihm erklärt haben. Man mag sich nicht sein Gesicht vorstellen, wenn er seine Zwillingsschwester auf der Seite seines Feindes sieht." schmunzelte Ginny.
„Harry würde doch nicht ernsthaft glauben, dass ich mich aus reiner Überzeugung auf die Seite des Mörders unserer Eltern stelle." sagte Lucy.
„Hm. Man weiß nie heutzutage. Ich meine du bist in Slytherin und du warst sogar mit seinem Schulerzfeind zusammen. Dass du dich plötzlich auf der anderen Seite befindest, dürfte ihn gar nicht mehr überraschen oder schockieren." sagte Neville nachdenklich.
„Wow. Ich habe niemals Andeutungen gemacht, dass ich dunkle Magie anwende oder mich mit schwarzen Magiern verbünde. Und mit Draco war ich übrigens vor seiner Zeit als Todesser zusammen, falls du dich erinnerst." sagte Lucy genervt zu Neville.
„Ich meine ja nur." sagte er leise.
„Ich gehe jetzt lieber. Gleich gibt es Abendessen. Ich zaubere euch wieder etwas her." sagte Lucy und verließ den Raum der Wünsche.
Beim Abendessen verzauberte sie heimlich Essen vom Tisch. Ohne, dass es jemand mitbekam, fehlten einige Portionen von den Gerichten. Zum Glück waren alle mit quatschen und essen beschäftigt. Niemand würde je mitbekommen, dass Lucy die „verstoßenen" Schüler versorgte.
Jedoch sah Draco sie hin und wieder an. Aber eher so verträumt. Lucy spürte, dass er sich Sorgen um sie machte. Dabei musste er das nicht. Lucy wusste genau, was sie tat.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt