Gefühlschaos

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Lucy ging mit Harry regelmäßig in die Bibliothek, um irgendetwas über das goldene Ei herauszufinden. Das Einzige, was sie wussten, war, dass es schrie, sobald sie es öffneten. Bloß wie sollten sie das Rätsel um das Ei lösen? Das einzige, was sie tröstete war, dass sie immer noch bis zum 24. Februar Zeit hatten. Denn da begann die nächste Aufgabe. Es war gerade mal kurz vor Weihnachten, kurz vor dem Ball. Lucy war ganz aufgeregt. In ihrem Bauch kribbelte es ganz heftig, wenn sie daran dachte mit Draco zu tanzen und ihm ganz nah zu sein. Nur Harry hatte noch keine Partnerin. Als Lucy eines Morgens in der großen Halle bei den Slytherins saß, kam Harry auf sie zu. Einige Slytherins machten Würggeräusche oder riefen „Hier stinkts." und lachten.
„Hey, Lucy. Darf ich dich kurz etwas fragen?" fragte er unsicher und ignorierte die anderen.
„Klar, was gibt's?" fragte Lucy.
„Naja, du bist ja ein Mädchen.." stammelte er.
„Harry, fragst du gerade ernsthaft deine eigene Zwillingsschwester, ob sie mit dir zum Ball gehen will?" fragte Lucy und lachte laut.
„Ähm ja. Ich dachte nur..."
„Vergiss es. Wie peinlich wäre das bitte? Ich werde für immer diejenige sein, die mit ihrem eigenen Zwillingsbruder zum Ball ging. Nein, danke." sagte sie und drehte sich wieder zum Tisch.
„Und wenn du mit Ron gehst?"
„Ronald Weasley? Mit mir zum Ball? Oh ich bitte dich. Seine Haarfabe passt auch gar nicht zu meinem Kleid. Und falls es dich interessiert, ich gehe bereits mit jemandem zum Ball." sie wusste zwar nicht welche Farbe ihr Kleid hatte, jedoch wollte sie unter keinen Umständen mit Ronald Weasley zum Ball gehen.
„Echt? Mit wem denn?" fragte er neugierig.
„Das sage ich nicht. Das wirst du ja dann sehen." Lucy hatte Angst vor seiner Reaktion. Er und Draco verabscheuten sich.
Die Slytherins lachten über Harry, dass er mit seiner eigenen Schwester zum Ball gehen wollte.
„So ein Idiot." kicherte Pansy.
„Lass ihn. Er ist sicher nur zu schüchtern, um andere Mädchen zu fragen." sagte Lucy und schaute ihrem Bruder bemitleidend hinterher. Warum fragte er denn nicht einfach das Mädchen, das er interessanter als die anderen Mädchen fand?
Der Tag des Yule Balls war angerückt. Alle Mädchen kicherten den ganzen Tag aufgeregt. Lucys Herz pochte wie verrückt.
Pansy und sie verbrachten den Nachmittag damit, sich herauszuputzen. Sie machten sich die Haare und schminkten sich ein wenig.
„Mit wem gehst du eigentlich zum Ball?" fragte Pansy sie. Lucy fiel auf, dass die beiden bisher nur über ihre Kleider und Frisuren redeten aber nicht über ihre Tanzpartner.
„Draco hat mich gefragt. Als besten Freund natürlich." sagte Lucy und merkte, dass Pansy das Gesicht verzog.
„Ich habe mich schon gefragt, wieso er mich nicht gefragt hat. Ich verstehe. Er hatte dich bereits gefragt. Das hätte ich mir auch denken können." sagte Pansy und klang ein wenig eingeschnappt. Was hatte sie nur plötzlich für ein Problem, fragte sich Lucy in ihren Gedanken.
„Er wollte nicht, dass ich mit irgendeinem Idioten hingehe. Ist doch nett von ihm." sagte Lucy. Oder steckte doch mehr dahinter?
Pansy wirkte plötzlich ziemlich eifersüchtig.
„Natürlich wählt er dich. Das hätte ich mir ja denken können. Die schöne, wunderhübsche, zauberhafte Lucy Potter. War ja klar." sagte Pansy wütend.
„Was ist los mit dir? Draco und ich sind nur Freunde." sagte Lucy und schaute Pansy ernst an.
Pansy stand auf und verließ trotzig Lucys Zimmer. Lucy ging ihr hinterher, jedoch blockte Pansy ab. Lucy ließ sie widerwillig gehen, sie musste sich sowieso beeilen. Sie musste sich ihr Kleid noch anziehen und ihre Haare richten, denn bald begann der Ball.
Sie nahm die große Kiste, in dem sich ihr Kleid befand und öffnete sie. Das Kleid war dunkelgrün, in der Farbe von Slytherin und wunderschön. Das Brustteil des Kleides glitzerte sogar ein wenig. Lucy zog sich das Kleid an, kämmte sich ihre Haare und drehte sich dezente Locken ein, damit ihr Haar definierter wirkte. Sie betrachtete sich im Spiegel, drehte sich ein Mal um sich selbst und fand, dass sie wunderschön aussah. Sie schaute auf die Uhr. Es war Zeit in die große Halle zu gehen. Draco wartete sicherlich bereits auf sie. Lucy ging den Keller hoch, ging durch das Schloss und ging die Treppe zur großen Halle runter. Viele Schüler waren bereits dort und warteten auf ihre Tanzpartner. Sie alle sahen wunderschön aus, fand Lucy. Sie entdeckte Draco, der mit dem Rücken zu ihr stand und sich mit Crabbe und Goyle unterhielt. Crabbe stupste mit seinem Ellenbogen in seine Seite und deutete auf Lucy. Draco drehte sich um und allen dreien blieb der Mund offen stehen. Lucy erkannte, dass Dracos Augen noch viel mehr glänzten als sonst. Draco ging auf sie lächelnd zu. Als sie unten an der Treppe ankam, verbeugte er sich vor ihr und küsste ihre Hand.
„Wow." sagte er einfach nur und strahlte sie an. Sie vermutete, dass ihm die Worte fehlten. Lucy sah ihm tief in die Augen und ihr Herz machte tausend Luftsprünge. Er hatte einen langen schwarzen Festumhang mit Stehkragen an. Lucys Bauch kribbelte vor lauter Schmetterlingen. Sie ging mit Draco eingehakt in die große Halle und sah Harry. Offensichtlich hatte er sie auch entdeckt und sein Gesicht sagte alles. Er schaute die beiden grimmig an. Lucy schluckte, jedoch ging sie mit Draco weiter.
„Du siehst perfekt aus." flüsterte Draco ihr zu. Lucy wurde knallrot. Dann ging es auch schon los. Sie stellten sich zu den anderen Schülern an den Rand und die vier Champions samt Partnerinnen und Partner liefen hinein. Lucy musste kichern, als sie sah, dass Harry mit Parvati Patil ging. War sie etwa diejenige, in die er sich verguckt hatte? Die Champions eröffneten den Tanz und Draco führte Lucy sogleich auf die Tanzfläche. Er nahm ihre Hand in seine und seine andere Hand hielt er an ihre Hüfte. Sie tanzten zusammen und Lucy blendete alle anderen um sich herum aus. Sie sah nur Draco Malfoy. Sie verlor sich in seinen Augen mehr denn je. „Du bist unglaublich, Draco." sagte sie leise zu ihm, während er sie beim Tanzen führte.
„Sind wir jetzt beim Vornamen?" lächelte er sie an.
„Wenn du nichts dagegen hast." sagte sie und sah ihm tief in die Augen.
„Nein. Es gefällt mir." antwortete er und lächelte verlegen.
Lucy und Draco tanzten lange. Sie wusste nicht wie lange, da es sich für sie nur nach wenigen Minuten anfühlte, jedoch war es bereits dunkel draußen. Nun wurde ein ruhigeres, romantischeres Lied gespielt. Lucy sah ihn an und sah an seinem Blick, dass er überlegte. Er beugte sich zu ihr runter. Würde sie jetzt tatsächlich ihren ersten Kuss haben?
„Wenn du nichts dagegen hast, Malfoy, würde ich nun gerne mit meiner Schwester tanzen." Lucy erkannte Harrys Stimme neben sich.
„Bitte sehr." sagte Draco genervt und entfernte sich von Lucy. Harry nahm ihre Hand und hielt nun seine Hand an ihre Hüfte.
„Harry, ist das gerade dein Ernst?" fragte sie während sie mit ihm tanzte.
„Nein. Ist das DEIN Ernst? Du gehst mit Malfoy zum Ball?" fragte er sauer.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Du gehst doch auch mit deiner Auserwählten."
„Nein. Es war nur keine andere mehr übrig." antwortete er.
„Tja, hättest du sie vielleicht mal eher gefragt, ehe es jemand anderes macht."
„Ist doch egal. Es geht gerade nicht um mich sondern um dich. Also warum Malfoy?!" fragte er entsetzt.
„Harry. Ich habe mich in ihn verliebt, okay?!"
Harry schaute sie einfach nur stillschweigend an. Er und Lucy hörten auf zu tanzen. Lucy stiegen Tränen in die Augen.
„Du musst echt alles versauen." sagte sie wütend, während Tränen ihre Wangen runter kullerten. Er antwortete immer noch nicht, scheinbar wusste er nicht, was er sagen wollte.
Lucy war wütend. Er hatte ihren ersten Kuss versaut. Nein, er hatte ihren ganzen Abend versaut. Sie ging wütend und heulend davon ohne sich noch ein Mal umzudrehen.
„Lucy!" hörte sie Harry hinter sich rufen.
Doch sie drehte sich nicht um und rannte weiter. Sie rannte durch das Schloss, hinauf zum Astronomieturm. Sie stützte sich am Geländer und schaute hinunter. Hogwarts war wirklich ein atemberaubendes Schloss. Die Aussicht lenkte sie ein wenig von ihren Gedanken und Gefühlen ab. Sie blieb noch einige Minuten dort, um sich zu beruhigen. Dann entschied sie, auf ihr Zimmer zu gehen. Sie ging den Turm wieder hinunter und wischte sich die letzten Tränen weg. Sie ging in den Keller, als ihr jedoch Snape entgegen kam.
„Lucy, was ist passiert? Du hast geweint." das erste Mal klang er richtig besorgt.
„Ich.. hatte eine Auseinandersetzung mit Harry."
„Komm mit in mein Büro, dort mache ich dir eine Tasse Tee." sagte er und gemeinsam gingen sie in sein Büro. Lucy hatte ganz vergessen, dass sie noch ganz festlich gekleidet war. Sie setzte sich an seinen Schreibtisch und starrte vor sich her, während er ihr Tee aufbrühte.
„Also. Möchtest du mir nun sagen, was vorgefallen ist?" fragte er.
„Ich habe mich verliebt, Severus." sagte Lucy leise. Sie wusste nicht, ob er es tatsächlich gehört hatte.
„Ich habe mich verliebt und ich weiß nicht, ob es richtig oder falsch ist." sagte sie lauter als vorher.
Er stellte eine Tasse Tee auf den Tisch, setzte sich ihr gegenüber und seufzte.
„Ich habe dir doch gesagt, dass du dich besser nicht verlieben solltest. Ich wollte dich von solchen Gefühlen fernhalten und doch konnte ich es nicht. Hör zu. Wenn du mir davon erzählst, erzähle ich dir von meiner... Liebe." das letzte Wort sprach er ziemlich leise aus. Nun würde Lucy endlich erfahren, was es mit Snapes geheimer Liebe auf sich hatte.
„Ich habe mich in Draco Malfoy verliebt, Severus. Ist das falsch? Sirius sagte mir, dass sein Vater ein Todesser sei.. aber Draco ist ganz anders. Er ist zerbrechlich, verletzlich und sehr fürsorglich in seinem Inneren. Er lässt es nur niemanden sehen.. ich habe den wahren Draco kennengelernt und mich verliebt." seufzte Lucy. Endlich war es raus. Sie musste es vor Snape nicht mehr verheimlichen. Er schaute sie an.
„Es... ist wahr, dass Lucius Malfoy in solchen Kreisen tätig war. Ich weiß nicht, wie er heutzutage dazu steht. Du solltest vorsichtig sein." sagte er zu ihr. Lucy schaute betrübt auf den Boden. Dracos Vater war ein Todesser. Doch ist er es immer noch? Er war ein Anhänger des Zauberers, der schlussendlich ihre Eltern tötete. Aber die Gefühle für Draco und dieses Verlangen ihm nahe zu sein, konnte sie nicht einfach abstellen.
Snape bemerkte, dass Lucy betrübt war und fing an von sich zu erzählen.
„Ich.. liebe eine Person vom ganzen Herzen. Bis heute. Ihr Name war Lily Evans. Sie war in unseren Kindheitstagen meine beste Freundin. Dann fing sie an mit einem schrecklichen Schüler herumzuhängen. Ein sehr arroganter Mensch. Sein Name war James Potter." Lucy stockte der Atem. Snape erzählte weiter.
„Er hat andere Schüler runtergemacht. Auch mich. Lily hatte sich trotzdem schlussendlich in ihn verliebt, ihn geheiratet und Zwillinge bekommen. Ihre Tochter sitzt gerade vor mir." sagte er und schaute Lucy an.
„Ich liebe sie bis heute und als ich erfuhr, dass sie getötet wurde aber ihre Kinder überlebten, schwor ich für sie zu sorgen, sie zu beschützen. Alles in ihrem Sinne. Ihr Sohn musste allerdings zu ihrer Muggelfamilie... doch ihre Tochter... musste in der Zauberwelt beschützt werden. Ich habe Lily in jener Nacht geschworen dich wie mein eigenes Kind aufzuziehen."
Lucy schwieg. Ihr Vater war ein Mobber, genau wie Draco und Lily verliebte sich trotzdem in ihn, genau wie Lucy. Sie erkannte einige Parallelen. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihr Vater James immer noch ein Mobber war, als sie zusammen kamen. Lucy stand auf, ging auf Snape zu und nahm ihn fest in den Arm.
„Mom wäre stolz auf dich." flüsterte sie ihm zu. Sie hatte Snape noch nie so zerbrechlich gesehen. Und nun konnte sie ihn endlich verstehen.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt