Das Kribbeln im Bauch

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Als das zweite Schuljahr vorbeiging, war wieder einiges passiert. Harry wurde wiederholt als Held gefeiert. „Der Auserwählte", wie ihn alle nennen. Lucy war ein wenig enttäuscht, ein wenig neidisch. Sie hätte gerne in Kampf gegen den Basilisken geholfen. Harry sagte ihr jedoch nie Bescheid, wenn er versuchte die Schule zu retten. Wie gern würde sie ihn beschützen, mit ihm Seite an Seite kämpfen und sich den Gefahren stellen. Leider bekam auch im letzten Schuljahr Harry allerlei Ruhm ab. Nichtsdestotrotz war Lucy jedoch froh, dass ihr Bruder gesund und munter war. Ihm hätte vieles passieren können. War es okay, dass sie sich trotzdem ein wenig elendig fühlte?
Lucy verbrachte die Sommerferien wie gewohnt bei Snape. Nach ihrem Geburtstag, würde sie sie allerdings wieder bei den Malfoys verbringen. Das hatte sie mit Draco schon so abgemacht. Mit Harry schrieb sie Briefe hin und her. Er teilte ihr mit, dass „Tante Magda" in einigen Wochen zu Besuch vorbeikommen würde. Lucy kannte sie nicht, jedoch soll sie eine schreckliche Frau sein. So schrecklich, wie ihr Bruder, Onkel Vernon. Lucy schrieb ihm, dass sie an ihn denke und er durchhalten musste.
Snape wirkte angespannt. Er las jeden Tag den Tagespropheten und seitdem die Nachricht rumging, dass ein gewisser Sirius Black aus Askaban entkam, wirkte er noch angespannter als sonst. Er sagte ihr, dass er ihn aus der Schulzeit kenne und er schon damals ein schrecklicher Mann gewesen war. Wo dieser Sirius Black sich wohl jetzt aufhielt? War er gefährlich für sie oder für Harry? Lucy hatte ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Noch nie war jemand bisher aus Askaban entkommen. Ein Massenmörder auf freiem Fuß?
„Meinst du, dass er nach Hogwarts kommen könnte?" fragte Lucy Snape besorgt.
„Nein, das denke ich nicht. Und wenn, dann kümmern sich die Dementoren drum." sagte er.
„Dementoren? Aber die sind doch nur in Askaban."
„Nicht mehr. Ein Massenmörder ist auf freiem Fuß, Lucy. Du bist in Gefahr und ich werde alles daran setzen, dich von diesem schrecklichen Mann fernzuhalten." sagte Snape zu ihr.
„Wen hat er denn umgebracht? Warum hat er es auf mich abgesehen?" fragte Lucy nervös.
„Weil er dich beim letzten Mal nicht bekommen konnte. Und er hat deine Eltern an den dunklen Lord verraten. Seinetwegen sind sie tot." antworte Snape.
Lucy stockte der Atem. Ihr Herz pochte ganz wild. Dieser Mann hat ihre Eltern verraten und ist für deren Tod verantwortlich?
„Ich werde ihm das selbe antun, was er meinen Eltern angetan hat! Wenn ich den erwische..!" Lucy war außer sich.
„Du schon mal gar nicht. Du wirst erst dreizehn. Du bist noch ein Kind. Meine Pflicht ist es dich zu beschützen und das werde ich. Daher darfst du aufgrund der Lage leider nicht mit nach Hogsmeade gehen."
„Wie bitte? Aber Malfoy und ich haben schon genau ausgemacht, in welche Läden wir gehen und was wir kaufen. Bitte. Das kannst du mir nicht verbieten. Mir wird nichts passieren. Ich kann auf mich selbst aufpassen!" Lucy war wütend und enttäuscht.
„Du und dein Bruder werdet im Schloss bleiben. Ende. Aus." sagte Snape. Egal, wie sehr sie bettelte, Snape ging nicht mehr darauf ein.
Sie ging trotzig hoch in ihr Zimmer. Das war so unfair. Wie hoch war bitte die Wahrscheinlichkeit, dass der Mörder nach Hogsmeade oder Hogwarts kommen kann, wenn draußen die Dementoren Jagd auf ihn machen? Lucy trat vor Wut zwei Tage in den Hungerstreik, bis sie es nicht mehr aushielt. Sie schwieg Snape allerdings weiterhin an. Als ihr Geburtstag war, redete sie allerdings wieder mit ihm. Snape übergab ihr sein Geschenk. Es war ein Schmuckkästchen. Endlich konnte Lucy ihren Schmuck, den sie letztes Jahr geschenkt bekommen hatte, verstauen. Sie bedankte sich bei ihm und packte ihre Koffer für die letzten Wochen bei den Malfoys. Diesmal kam ein anderer Elf, um sie abzuholen. Lucy war traurig, denn den vorherigen Elfen, Dobby, mochte sie. Sie umarmte Snape, gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand mit dem Elfen. Sie begrüßte die Malfoys und staunte nicht schlecht über Draco. Er war gewachsen und trug sein Haar anders. Es fiel jetzt locker über seine Augen. Lucy ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie ihn ziemlich hübsch fand. Die Malfoys übergaben Lucy noch ihr Geburtstagsgeschenk. Es war ein Ticket für die Quidditch-Weltmeisterschaft nächstes Jahr. Die Malfoys saßen in der Ministerloge, auf Einladung von Cornelius Fudge und Lucy durfte mitkommen. Sie freute sich riesig. Sie redete mit Draco noch den ganzen Tag über Quidditch, bis sie in ihre getrennten Schlafräume gingen.
Am Morgen hörte sie Lucius und Narcissa über diesen Sirius Black reden. Es stellte sich heraus, dass er Narcissas Cousin war. Lucy lauschte mit Draco an der Tür und flüsterte zu ihm: „Dieser Mann ist Schuld am Tod meiner Eltern. Wenn ich ihn jemals zu Gesicht bekommen werde, garantiere ich für nichts." sagte sie wütend.
Die letzten Tage der Ferien vergingen. Lucy hatte viel Spaß mit Draco. Bis wieder ein Mal Crabbe und Goyle zu Besuch kamen.
„Uhh die zwei Turteltäubchen wieder. Stören wir euch?" fragte Goyle direkt, als er in Dracos Zimmer kam, in dem Lucy und er saßen.
„Halt die Klappe, Goyle." sagte Lucy genervt.
„Du bist ja nur neidisch, weil kein Mädchen mit dir befreundet ist." entgegnete Draco. Crabbe lachte daraufhin.
„Ist ja schon gut. Ich mache doch nur Spaß." sagte Goyle und wurde ganz kleinlaut.
Sie verbrachten den Tag zusammen und Lucy war froh, als die beiden wieder weg waren. Sie erwischte sich kurz dabei, wie sie Draco wohl zu lange anstarrte. Er fragte „Ist was, Potter?" aber auf eine nette Art.
„Ich mag deine neue Frisur. Sie.. steht dir." stammelte sie. Warum klopfte nur auf ein Mal ihr Herz dabei so?
„Ähm danke." sagte Draco.
Lucy lenkte ab und fragte Draco, ob er sich komisch fühlte, jetzt wo ein Massenmörder frei herumläuft.
„Naja mir will er ja nichts antun. Ich denke eher deinem Bruder."
„Und mir?" fragte sie nervös.
„Nein, wir passen schon auf dich auf." sagte Draco. Lucy lächelte.
Als der erste September angerückt war und Lucy mit Draco im Hogwarts-Express bei den anderen Slytherins saß, dachte sie an diesen Sirius Black. Plötzlich während der Fahrt blieb der Zug aufeinmal stehen. Was ist passiert? Es wurde plötzlich ganz kalt. Nach einigen Minuten, war diese Kälte wieder weg und der Hogwarts-Express trat seine Reise weiter an. Alle tuschelten.
„Das war ein Dementor!" rief einer der Slytherins.
„Potter hat es umgehauen, erzählt man sich!" sagte ein anderer Schüler. Das Abteil kicherte. Nur Lucy war nicht nach Lachem zumute. Sie stand sofort auf und suchte Abteil für Abteil nach Harry ab. Sie fand ihn zusammen mit Ron und Hermine. Er war scheinbar gerade wieder zu sich gekommen.
„Oh Harry, was ist passiert? War es tatsächlich ein Dementor?!" fragte Lucy panisch.
„Ja, meinte zumindest Professor Lupin. Er hat mich gerettet." antwortete Harry.
„Professor Lupin?" fragte Lucy.
„Unser neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste." antwortete Hermine.
„Gott sei Dank, war er vor Ort. Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht, Harry." sagte Lucy und umarmte ihren Bruder.
„Du bist also Lucy Potter?" hörte Lucy eine Stimme hinter sich fragen.
Hinter ihr stand ein Mann, der ziemlich müde oder krank wirkte.
„Ja.. und wer sind Sie?" fragte Lucy neugierig.
„Ich bin Professor Lupin." antwortete er.
Sie merkte, dass der Professor sie kurz anstarrte. Als wäre er überrascht sie zu sehen. Lucy blieb die restliche Zugfahrt bei Harry und den anderen sitzen. Sie wollte für Harry da sein, falls wieder ein Dementor eintrifft. Außerdem könnte sie dann endlich den Patronuszauber anwenden. Sie sollte nun wieder versuchen ihn zu üben. Leider gelang er ihr noch nicht.
Als der Zug in Hogwarts eintraf, die Schüler eintrudelten und sich in der großen Halle sammelten, erklärte Professor Dumbledore, dass wohl nun Dementoren an der Schule positioniert waren. Für den Fall, dass Sirius Black dort auftaucht. Die Schüler waren nervös. Diese Dementoren sorgten dafür, dass man das Gefühl bekommt, man könnte nie wieder glücklich werden. Lucy war fest entschlossen, endlich den Patronuszauber beherrschen zu können und wollte ihn weiter üben. Währenddessen bemerkte sie, dass Draco wieder ein Mal Harry provozierte.
„Du warst ohnmächtig? So richtig ohnmächtig?" fragte Draco Harry und die Slytherins lachten. So ein Idiot, dachte sich Lucy. Aber ein echt hübscher Idiot. Lucy ertappte sich wieder dabei, wie sie ihn anstarrte. Bloß gut, hatte das keiner mitbekommen. Was war das nur für ein Gefühl? Wieso kribbelte es im Bauch, wenn sie ihn nur ansah?

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt