Verdacht

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Lucy fühlte sich, als hätte sie Draco betrogen, obwohl sie seit Monaten kein Paar mehr waren. Sie konnte sich bisher immer nur Draco als einzigen Partner an ihrer Seite vorstellen. Dass Cormac sie nun küsste, brachte sie ganz durcheinander.
Am nächsten Morgen jedoch würde sie in die Weihnachtsferien fahren und weder Cormac noch Draco sehen, was vielleicht auch erstmal besser so war.
Als Lucy das Slytherin-Haus verließ, um zur großen Halle zu gehen, wurde sie von Harry abgefangen.
„Ich muss sofort mit dir reden!" sagte er und zog sie zur Seite, wo niemand war.
„Ganz ruhig. Was ist denn los?" fragte Lucy und Harry sah sich um, ob auch wirklich niemand in der Nähe war.
„Weißt du etwas über einen unbrechbaren Schwur?" fragte er sie.
„Wieso fragst du mich das?"
„Snape hat für Draco einen unbrechbaren Schwur geleistet.
„Wovon redest du denn bitte?" Lucy war sichtlich verwirrt.
„Als Snape Draco von der Weihnachtsfeier abgeführt hatte, hatte er ihn zur Rede gestellt. Er meinte so etwas wie, dass er für Draco den unbrechbaren Schwur geleistet habe, um ihn zu beschützen. Außerdem meinte er zu ihm, dass er unvorsichtig und unbedacht rangehe. Draco sagte, dass er ‚auserwählt' wurde."
„Harry, wovon sprichst du?!"
„Lucy, verstehst du denn nicht?! Draco ist ein Todesser und er verfolgt eine Mission, die Voldemort ihm aufgetragen hat! Und Snape ist sein Komplize!" sagte Harry aufgeregt zu ihr.
Lucy konnte es kaum glauben.
„Wie bitte? Aber.. aber das glaube ich nicht." sagte Lucy und ihre Stimme wurde dabei immer leiser. Hatte Harry damit Recht? War deswegen Narzissa in den Ferien bei Snape, damit er den unbrechbaren Schwur ablegen konnte?! Doch warum Snape? Er war doch gar kein Todesser.
„Ich sage dir, was ich gesehen und gehört habe." sagte Harry leise zu ihr.
„Ich muss erstmal nachdenken.." sagte Lucy und entfernte sich von Harry. Sie merkte, dass er ihr wortlos hinterher sah. Offensichtlich bemerkte er, dass sie erstmal Zeit für sich brauchte. Sie ging in die große Halle und setzte sich an den Tisch. Sie nahm sich ein wenig zu essen, stocherte jedoch nur nachdenklich im Essen herum.
„Was los? Nach deinem Abschluss am Vorabend möchte man meinen, dass du glücklich sein musst." sagte Blaise zu ihr, der neben ihr saß. Lucy war gar nicht bei der Sache und wusste nicht sofort, was er meinte.
„Wovon sprichst du?" fragte Lucy.
Blaise grinste und sagte etwas lauter „Ich rede von deinem Kuss mit Cormac gestern."
Lucy wollte am liebsten im Erdboden versinken. Alle sahen sie an. Sie sah zu Draco, der ziemlich bedrückt aussah. Er stand auf und ging. Hatte sie ihn damit verletzt? Doch schlussendlich konnte Lucy machen, was sie wollte. Er hatte sich getrennt.
„Oh..ja.., der Kuss war ganz schön." sagte Lucy nur und stocherte weiter in ihrem Essen rum. Den Teil mit dem Geruch nach Erbrochenem ließ sie jedoch aus.
„Ernsthaft?! Du und McLaggen? Du bist aber ziemlich abgestiegen." kicherte Pansy. Lucy ignorierte sie.
Ihr war der Appetit auch vergangen und sie stand auf. Als sie aus der großen Halle ging, kam ausgerechnet Cormac ihr entgegen. Lucy wollte an ihm vorbeigehen, er hielt sie jedoch auf.
„Liegt es an dem Kuss gestern? Tut mir leid. Ich schwöre, dass ich nicht immer nach Erbrochenem rieche." sagte Cormac und sah ihr tief in die Augen. Lucy schmunzelte. Vielleicht war das mit Cormac keine schlechte Idee, vielleicht würde sie somit über Draco hinwegkommen. Sie sagte nichts, sondern küsste ihn einfach. Cormac wirkte positiv überrascht und genoss den Kuss mit ihr. Als sie sich von den Lippen lösten, sagte Lucy: „Du hast Recht. Du riechst nicht mehr nach Erbrochenem."
Cormac grinste und gab ihr gleich noch einen kurzen Kuss hinterher.
„Wir sehen uns, Cormac." sagte Lucy und lächelte ihn an. Daraufhin ging sie wortlos weiter.
„Ja, wir sehen uns." erwiderte er und sah ihr hinterher.
Ob das eine gute Idee war? Der Kuss mit Cormac war schön. Sehr schön sogar. Doch dieses Gefühl, das sie bei Draco hatte, kam bei Cormac nicht hoch. Vielleicht kam es aber je länger sie Zeit mit Cormac verbrachte. Lucy musste Draco auf jeden Fall vergessen.
Am nächsten Morgen gingen die meisten Schüler nach dem Frühstück zum Hogwarts-Express, um die Weihnachtsferien Zuhause zu verbringen. Auch Lucy würde wieder in Spinners End über Weihnachten sein. Lucy saß diesmal jedoch nicht bei den Slytherins im Abteil. Sie saß bei Hermine, die immer noch an gebrochenem Herzen litt.
„Du und Cormac, also?" sagte Hermine und lächelte Lucy an.
„Ich weiß, was du denkst. Mein Jungsgeschmack ist nicht jedermanns Sache, aber er kann wirklich gut küssen." grinste sie.
„Bist du verliebt?" fragte Hermine.
„Ja. Aber nicht in Cormac. Vielleicht wäre es aber eine Möglichkeit Draco abzuhaken. Ich meine.. Cormac sieht gut aus. Auch wenn er ein ziemlicher Angeber sein kann, hat er etwas Besonderes an sich. Aus uns könnte sicher etwas Ernstes werden." sagte Lucy zuversichtlich.
„Gefühle kann man aber nicht erzwingen, Lucy." sagte Hermine einfühlsam.
„Ich weiß aber was soll ich machen? Mein Leben muss ohne Draco an meiner Seite weitergehen." erklärte Lucy. In dem Moment klopfte jemand am Abteil. Es war Cormac und er hielt eine Rose in der Hand. Lucy stand auf und öffnete die Tür. Cormac kniete sich hin und hielt ihr die Rose entgegen.
„Lucy Potter, möchtest du meine feste Freundin sein?" fragte er.
Lucy war sich unsicher. Es war eine neue Möglichkeit für sie. Sie musste Draco vergessen.
Sie sagte schlussendlich „Ja."
Cormac stand auf und küsste sie. Lucy hatte kein Bauchkribbeln aber vielleicht kam das ja noch.
„Ich setze mich jetzt aber wieder zu Hermine, wenn es okay ist." sagte Lucy zu ihm. Sie wollte Hermine nicht allein lassen, außerdem wollte sie sich weiter mit ihr über Jungs unterhalten.
„Klar, Prinzessin." sagte Cormac und gab ihr zum Abschied noch einen Kuss auf den Mund.
Hermine grinste sie an, als Lucy sich wieder saß und Cormac verschwunden war.
„Das ging aber schnell." kicherte Hermine.
„Ich denke, es wäre eine neue Chance für mein Herz. Cormac scheint sich ja wirklich Mühe zu geben." sagte Lucy und roch an der Rose. Doch war es wirklich die richtige Entscheidung?
Zuhause in Spinners End packte Lucy ihren Koffer in Ruhe aus und dachte über das Geschehene nach. Sie hatte die ganzen Weihnachtsferien Zeit für sich. Snape war kaum im Haus. Er verbot ihr, es zu verlassen und die Tür zu öffnen, wenn jemand klopfte. Hatte Harry etwa wirklich Recht? War Snape ein Todesser? Doch es machte keinen Sinn. Er liebte Lucy Mutter, Lily, über alles. Sie war muggelstämmig und Todesser verachteten Muggelstämmige. Das würde keinen Sinn ergeben. War nicht nur Lucys große Liebe ein vermeintlicher Todesser, sondern auch noch die Person, die sie all die Jahre großzog? Sie grübelte. Konnte sie mit einem Todesser zusammen sein oder mit einem Todesser unter einem Dach leben? Auch wenn sie beide auf ihre Art liebte? Den einen als Partner und den anderen als Vater? Sie war sich nicht sicher. Sie verabscheute Todesser. Doch diese beiden Menschen waren ihr wichtig und nicht so verdorben wie Todesser. Wo war Snape nur die ganzen Tage? Er kam immer sehr spät zurück und sprach nie darüber, wo er war und was er machte. Lucy fand das ziemlich verdächtig, doch wo sollte sie hin? Das Haus der Blacks war zu gefährlich. Theoretisch konnten sich dort Todesser aufhalten, da Bellatrix ebenfalls eine Black war. Lucy hatte keine weiteren Möglichkeiten und versuchte Erklärungen für Snapes Worte nach der Weihnachtsfeier zu finden. Der Mann, der sie großzog, konnte niemals ein Todesser sein.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt