24. Streit

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Allwissender Erzähler:

"Sebastian, bist du nun völlig übergeschnappt?", wettert Jim los sobald die beiden in der Küche stehen und schaut seinen Freund wutentbrannt an. Doch dieser scheint nicht zu verstehen was denn jetzt genau das Problem ist.
"Ey, reg dich ab Mann. Das war keine Absicht, ich meine wenn sie schon ankündigt dass sie duschen geht und dann auch noch die Tür offen lässt..."
Da rauft Jim sich die Haare.
"Das kann doch nicht war sein!"
Er atmet tief durch und Sebastian zieht beide Augenbrauen hoch.
"Mag ja sein dass es nicht deine Absicht war und aus Versehen ins Bad gelaufen bist", sagt Jim leise und gefährlich ruhig, sodass Sebastian ein wenig zurückweicht. Er hat seinen Chef schon oft genug so erlebt und weiß was nun kommt.
"Aber das ist kein Grund da stehen zu bleiben und ihre Forderung, zu verschwinden, einfach zu ignorieren!", zischt Jim und schaut Sebastian drohend an. Dieser verbirgt seine Überraschung darüber, dass Jim nicht vor Wut explodiert ist und entspannt sich ein bisschen. Generell ist Jim ruhiger und gefasster seit er Melody kennt und wirkt mehr wie ein normaler Mensch.
"Aber du musst doch zugeben dass das seltsam ist", beharrt Sebastian und verschränkt die Arme vor der Brust.
"Seb, bei jeder anderen Frau würde ich dir zustimmen, aber Melody würde so etwas nie im Leben tun", widerspricht Jim.
Plötzlich stürmt Melody die Treppe hoch, nun angezogen und Jim packt Sebastian am Arm.
"Du entschuldigst dich bei ihr, und zwar sofort."
Sein Freund nickt, da kommt Melody die Treppe wieder herunter. Ihre Haare sind noch feucht, aber sie hat ihr Handy in der Hand und nimmt sich im vorbeilaufen ihren Mantel von der Garderobe. Da tritt Sebastian hinter ihr auf den Flur und spricht sie an.
"Ich wollte mich entschuldigen."
Melody wirbelt herum und starrt ihn mit großen Augen an. Ihre Angst ist deutlich zu sehen und sie schüttelt den Kopf während sie mit einer Hand hinter sich die Tür öffnet. Jim versucht sie zu beruhigen und kommt auch noch in den Flur.
"Melody..."
Doch da ist die junge Frau aus der Tür und eilt die Auffahrt herunter. Jim geht zur Tür und schaut ihr hinterher, dann beschließt er, dass es besser ist ihr nicht zu folgen und schließt die Haustür wieder. Dann dreht er sich zu Sebastian und schaut ihn finster an.
"Toll. Ganz toll gemacht Seb. Warum kannst du dich nicht einmal zurückhalten? Normalerweise bist du doch nicht so!"
Doch sein Freund antwortet nicht und Jim schüttelt den Kopf.
"Manchmal verstehe ich dich echt nicht."
"Ach, du verstehst mich nicht? Ich verstehe dich nicht! Seit Melody aufgetaucht ist verhältst du dich merkwürdig. Man kann deine Launen noch weniger vorhersagen als vorher und alles in deinem Leben scheint sich nur noch um sie zu drehen! Ich habe keine Ahnung was mit dieser komischen Frau los ist okay? Die wirkte ja so als hätte sie Angst vor mir!", erwidert Sebastian mit lauter Stimme und Jim haut vor Wut mit der Faust gegen die Wand.
"Das hatte sie doch auch!", ruft er und Sebastian hält inne. Schwer atmend bemüht Jim sich zu beruhigen und spricht leiser. Das was er sagen will ist eigentlich nicht fair Melody gegenüber, aber er weiß nicht wie er es Sebastian sonst verständlich machen soll.
"Melody wurde in ihrer Jugend vergewaltigt, Seb. Später halb tot geprügelt, ihr Stiefvater wollte sie verkaufen, und da kommst du und kannst deine Augen nicht von ihr lassen! Meinst du nicht sie hat einen guten Grund Angst zu haben?!"
Nun versteht Sebastian endlich alles und realisiert was er in der jungen Frau ausgelöst hat. Er schaut seinen Freund mit einem merkwürdigen Blick an, und sagt genau das falsche:
"Ach deshalb bist du bei ihr so vorsichtig und verführst sie nicht sofort."
Dieses Mal explodiert Jim wirklich und er bekommt wieder dieses drohende, dunkle in seiner Haltung. Seine Augen sind fast schwarz und er muss sich zurückhalten um nicht zu schreien. Die ganze Zeit hat er sich wegen Melody zurückgehalten, doch nun bricht alles hervor da sie nicht da ist.
"Sebastian Moran, sie wandern auf einem gefährlich schmalen Grad und befinden sich kurz davor von mir höchstpersönlich erschossen zu werden. Halten sie ihre Zunge im Zaum und werden sie ihren Frust woanders los!"
Überrascht hebt Sebastian beide Augenbrauen, doch Jim lässt ihn nicht sprechen.
"Ja, ich weiß dass Sheral sie verlassen hat, aber das ist nicht meine Schuld. Solange sie so drauf sind kann ich sie weder als Bodyguard, Sniper oder Freund gebrauchen! Melden sie sich wenn sie wieder in der Lage sind, vernünftig zu sein."
Mit diesen Worten wendet er sich ab und lässt Sebastian einfach im Flur stehen. Dieser ringt mit sich ob er noch etwas sagen soll, etwas sehr wichtiges, etwas was Jim unbedingt wissen sollte. Aber er schweigt. Eine Weile lang ist alles still und niemand sagt etwas, dann nimmt Sebastian seine Jacke und geht aus dem Haus. Die Tür fällt ins Schloss und Jim ist alleine.

×~×~×~

Melody:

Nach vier Stunden kehre ich zu Jims Haus zurück und öffne vorsichtig die Haustür. Drinnen ist alles still, aber die Jacke von Sebastian hängt nicht mehr an der Garderobe.
"Jim?", rufe ich fragend ins Haus hinein und stelle kurz das Paket und die Sachen ab, um mir den Mantel auszuziehen.
"Oh, Melody. Du bist schon wieder da?"
Jim steht plötzlich im Flur und sieht überrascht aus. Seine Haare stehen ihm vom Kopf ab als hätte er mit beiden Händen darin herumgewühlt.
"Ja, ich war in der Stadt und habe die Sachen besorgt die ich brauchte."
Ich hänge meinen Mantel weg und nehme mein Paket wieder auf.
"Sebastian ist weg", informiert Jim mich vorsichtig und ich nicke.
"Ich weiß."
"Wegen dem was passiert ist... er ist nicht immer so. Seine Freundin hat sich von ihm getrennt und macht ihm jetzt das Leben schwer indem sie etwas mit seinem Cousin hat. Er ist einfach gefrustet und wollte eigentlich nicht so etwas tun", erklärt Jim und ich nicke wieder.
"Sowas habe ich mir schon gedacht."
"Ach tatsächlich?"
Die Verblüffung in seiner Stimme lässt mich schmunzeln. Er glaubt ich hätte noch immer Angst.
"Ja. Ich vertraue deinem Urteilsvermögen. Du würdest niemals einen Mann hierher lassen wenn er solche Dinge mit voller Absicht tun würde, so ein Mensch bist du nicht."
Ich gehe an ihm vorbei ins Wohnzimmer und er folgt mir ein wenig sprachlos.
"Ähm, danke", sagt er zögernd während ich beginne das Paket zu öffnen. Anscheinend ist er überrumpelt von meiner Fröhlich- und Ehrlichkeit.
"Was ist das?", fragt er und stellt sich neben mich um das Paket anzuschauen.
"Keine Ahnung, ein Geschenk von Katie. Ist nicht so schwer, ich vermute es sind-"
Ich öffne den Karton und ziehe zwei Packungen meiner Lieblingskekse heraus.
"-die hier, und noch etwas anderes."
Jim schweigt und ich mache mir langsam Sorgen. So still ist er doch sonst nicht.
"Ist alles okay?", frage ich ihn vorsichtig und bemerke die seltsame Abwesenheit in seinem Blick.
"Du denkst wirklich dass ich so ein Mensch nicht bin?", flüstert er so leise dass ich ihn fast nicht höre. Ich lege den Karton wieder hin und schaue ihn unsicher an.
"Bist du dir sicher? Ich habe nämlich anderes gehört", sagt er und seine Augen richten sich wieder auf mich. Sie sind dunkel und diese Dunkelheit breitet sich auf seinem Gesicht aus. Auch seine Haltung verändert sich und ich trete einen Schritt zurück.
"Ja", antworte ich mit fester Stimme und runzele die Stirn.
"Ich bin mir sicher."
Da wird sein Blick wieder freundlicher, so als würde ihm auffallen das es keinen Grund gibt sauer zu sein. Er atmet einmal tief durch und wendet den Blick ab.
"Tut mir leid. Manchmal geht da etwas mit mir durch."
"Ist schon in Ordnung. Früher hatte ich das auch, aber das legt sich irgendwann. Heute war einfach ein anstrengender und nervenaufreibender Tag, da sind wir alle etwas geladen", erwidere ich und lege Jim behutsam eine Hand auf die Schulter. Als er nicht darauf reagiert lege ich mein Kinn auf seiner Schulter ab und lehne den Kopf gegen seinen.
"Willst du nicht weiter nachsehen was in dem Paket ist?", fragt Jim nach einer Weile und ich hebe den Kopf wieder.
"Doch."
Ich nehme den Karton in die Hand und hole einen flachen, rechteckigen Gegenstand heraus, der nochmal in einer Papphülle steckt. Darauf klebt ein gelber Zettel.
"Danke dass ich die schönsten Momente mit dir teilen durfte. Alles Liebe, Katie", lese ich murmelnd und öffne vorsichtig die Pappe. Zum Vorschein kommt ein gerahmtes Foto von mir und Katie, wie wir lachend in die Kamera schauen. Wir sitzen auf einem Drehteil auf einem Spielplatz und es sieht aus als hätten wir eine Menge Spaß.
"Das war der Tag als wir mit ihrer Mutter einen Spaziergang gemacht haben. Auf einem Spielplatz", erkläre ich Jim, der neben mir steht und sich das Bild auch anschaut. Ich spüre seine Wärme an meiner Seite und erinnere mich unwillkürlich an diesen Nachmittag. Es war warmes Wetter und wir hatten Ferien.
"Ich wusste nicht mal dass Katie dieses Foto noch hat", meine ich schmunzelnd und lege es hin.
"Naja, also ich habe jetzt Hunger, und du?"
Jim nickt.
"Ich könnte auch etwas vertragen."
"Okay, dann schau ich mal was du da hast."
Mit diesen Worten verschwinde ich in Richtung Küche und lasse Jim im Wohnzimmer alleine. Irgendwie habe ich das Gefühl dass etwas nicht stimmt, aber wenn er es mir nicht erzählt dann hake ich auch nicht nach. Wahrscheinlich hat er sich mit Sebastian gestritten oder ein anderes Problem, und das geht mich ja eigentlich nichts an. Doch aus irgendeinem Grund wünsche ich mir, dass Jim mir davon erzählt und ich teilhaben kann. Ich wünsche mir Nähe zu ihm.

* * *

Hallo ihr ^^
Ich wollte mich nur für die fast 800 views bedanken :3
Ach ja, und ich bin schon wieder krank, deswegen gibt es heute zwei Kapitel, das hier jetzt und heute Abend noch eins. So als Dankeschön ^-^
Viel Spaß beim Lesen :)

Moriarty In Love Where stories live. Discover now