66. Neuigkeiten

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"Soll ich eigentlich meinen Nachnamen ändern oder du?"
Die Frage stelle ich Jim am nächsten Tag, als wir beide gerade in der Küche stehen und ich darauf warte dass das Wasser für die Frühstückseier kocht.
"Ähm... ich hatte eigentlich vor meinen Nachnamen zu behalten...", meint Jim unsicher und kratzt sich am Hinterkopf.
"Ich weiß ja nicht was du besser findest, 'Grand' oder 'Moriarty'", fügt er hinzu und ich lege den Kopf schief.
"Ganz ehrlich? Moriarty klingt besser. Dann habe ich zwar eine Alliteration im Namen, aber was soll's."
Ich schmunzele und Jim grinst erleichtert aber auch erfreut.
"Du willst also meinen Namen annehmen?"
"Nein, das habe ich gerade nur so dahingesagt. Klar will ich!"
Lachend lege ich meine Arme um seinen Hals und er grinst als ich ihn auf den Mund küsse.
"Dann ist es beschlossene Sache", meint er, schlingt seine Arme um mich und hält mich ganz fest. Lächelnd erwidere ich die Umarmung und gebe Jim einen Kuss auf die Wange.
Da beginnt das Wasser für die Eier zu kochen und wir lösen uns voneinander, damit wir das Frühstück weiter vorbereiten können.

~~~

"Hey Katie!"
Später sitze ich mit meinem Handy unten auf dem Sofa während Jim oben in seinem Arbeitszimmer sitzt um noch etwas zu organisieren.
"Melody! Endlich meldest du dich mal wieder."
Meine Freundin lacht und ich höre im Hintergrund Sam brabbeln.
"Tut mir leid, aber ich hatte wirklich kaum Zeit. Aber jetzt rufe ich an um dir etwas ganz wichtiges zu erzählen!"
"Oh, hat es etwas mit Jim zu tun?"
Nun klingt Katie ganz aufgeregt und ich muss grinsen. Zum Glück sieht sie das nicht.
"Aber natürlich."
Kurz warte ich und lasse sie zappeln, dann senke ich meine Stimme um sie noch mehr auf die Folter zu spannen.
"Jim und ich werden heiraten."
"WAS?"
Lachend höre ich meiner besten Freundin zu wie sie vor Freude am Telefon ausrastet und sich dabei zurückhalten muss um Sam nicht zu verstören.
"Oh Gott Melody! Wann hat er dir den Antrag gemacht? Los, sag schon!"
"Am Freitag Abend, nachdem ich mit euch gesprochen habe ist Jim mit mir an die Themse gefahren. Er war so süß! Voll nervös und plötzlich auch schüchtern, er hat sich kaum getraut mich zu fragen."
"Awww, ich sterbe! Das ist so niedlich! Genauso wie dieser kleine Abenteurer hier."
Sie scheint das Telefon hinzulegen und Sam hochzuheben, dann höre ich den Kleinen deutlicher.
"Hallo Sam", grüße ich, da lacht Katie.
"Er schaut sich gerade ganz verwirrt um und sucht deine Stimme."
"Wie süß!"
"Ja, das stimmt. Aber Mel, ihr heiratet doch nicht kirchlich, oder?"
"Nein, wo denkst du hin? Standesamtlich reicht vollkommen, ich glaube Jim will das sogar diese Woche noch machen. Danach wirst du übrigens Briefe und ähnliches an Melody Moriarty schicken müssen."
Es fühlt sich seltsam an diesen Namen nach meinem auszusprechen, aber gleichzeitig spüre ich eine kribbelnde Aufregung in mir aufsteigen.
"Das hört sich lustig an. Wie nennt man das nochmal? Alliteration?"
"Jap, genau das ist es", bestätige ich lachend.
"Yes! Ha, da war die Schule doch für etwas gut."
Sam beginnt ein wenig zu jammern und sofort beruhigt Katie ihren kleinen Sohn.
"Hat da einer Hunger?"
"Ja, schon wieder! Der kann kaum zwei Stunden still sein... aber ich liebe ihn dennoch."
"Ich freue mich schon darauf ihn irgendwann einmal zu sehen, also ich meine wirklich vor mir zu haben."
"Darauf freue ich mich auch. Aua! ... Ich muss aufhören Mel, sonst kaut der Kleine mir noch den Finger ab. Und das ohne Zähne!"
"Öhm, okay. Ich hoffe du überlebst es."
"Keine Sorge, das tue ich immer. Tschüß, bis demnächst."
"Ciao."
Schon hat meine beste Freundin aufgelegt und ich lege mein Handy weg, da höre ich Jims Schritte auf der Treppe.
"Schien ja ziemlich lustig mit Katie zu sein", bemerkt er schmunzelnd und kommt zu mir ins Wohnzimmer.
"Jap, Sam hat ein paar niedliche Sachen gemacht. Und ihre Reaktion auf unsere Verlobung war auch genial", antworte ich und Jim beugt sich von hinten über das Sofa zu mir.
"Sam war...?"
"Katies Sohn! Also echt Jim, sonst bist du doch immer so schlau."
"Sorry, ich finde kleine Kinder halt nervig."
Ich schaue ihn an und er legt den Kopf leicht schief.
"Also willst du keine Kinder?", erkundige ich mich vorsichtig.
"Nein, auf keinen Fall. Es bestünde die Gefahr dass ich sie umbringe wenn sie mich zu sehr nerven, und das würden sie. Wieso, willst du welche?"
Ich schüttele den Kopf und Jim wirkt erleichtert.
"Ich... habe mich nur gefragt wie du es aufnehmen würdest wenn ich auf einmal schwanger wäre."
Da erstarrt er und schaut mich prüfend an.
"Willst du mir etwas sagen Mel?"
"Nein", antworte ich lachend und er grinst kurz, dann küsst er mich.
"Ach ja, ich habe einen Gefallen eingefordert und nun können wir schon am Mittwoch zum Standesamt gehen. Wir brauchen auch keine Ausweise oder andere Papiere, aber dennoch ist unsere Hochzeit gültig. Falls du das willst."
Nachdenklich schaue ich ihn an und nicke leicht.
"Klar will ich. Wegen der Ausweise, es sollte keiner wissen wer wir sind, oder? Also ich meine, deswegen brauchen wir keine..."
"Genau. Dadurch kann ich dich schützen und du gerätst nicht so sehr ins Schussfeld falls irgendwann mal etwas schiefgeht."
Er schweigt kurz und lächelt sanft.
"Ich freue mich ehrlich gesagt schon sehr darauf."
"Ich mich auch Jim", antworte ich grinsend und fühle ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Körper.

***

Mittwoch kommt sehr viel schneller als gedacht und schon sitze ich bei Sebastian im Auto und wir fahren zum Standesamt. Seb hat sich bereiterklärt mich von der Arbeit abzuholen, aber während ich aufgeregt neben ihm auf dem Beifahrersitz sitze und nervös herumzappele, ist er ganz ruhig und wirkt bedrückt.
Nach einer Weile halte ich mich zurück und schaue Seb besorgt an.
"Ist irgendwas mit dir?"
Als Antwort schüttelt er den Kopf, aber gleichzeitig sehe ich die Trauer in seinen Augen.
"Komm schon Seb, ich bin eine Freundin. Du kannst mir sagen wenn etwas los ist, egal was es ist."
Da schaut er mich von der Seite her an.
"Sicher dass es egal ist?", fragt er mit tiefer Stimme und ich nicke.
"Natürlich. Ich beiße nicht."
Ich lächle kurz und hoffe das auch bei Seb zu provozieren, doch er schaut weiterhin so traurig.
"Okay, wenn du es mir nicht sagen willst werde ich raten. Ist es wegen Jim?"
Seb hebt eine Augenbraue, dann zuckt er mit den Schultern und nickt leicht, als wolle er sagen: 'Dann spiele ich dieses Spiel halt mit.'
Ermutigt durch seine Kooperation frage ich weiter.
"Ist es auch wegen mir?"
Wieder ein leichtes Nicken, wenn es auch zögerlicher kommt und ich bekomme so eine leise Ahnung was los sein könnte.
"Ist es wegen der Hochzeit von Jim und mir?"
Anscheinend war das die entscheidene Frage, denn Seb erstarrt und nickt dann kaum merklich. Unwillkürlich muss ich daran denken dass ich eventuell Seb und Jim auseinander dränge und muss schlucken.
"Du und Jim... dränge ich mich zwischen euch?", frage ich schließlich leise, doch Seb schüttelt den Kopf.
"Du hast mir nur gezeigt dass..."
Sebastians Stimme bricht und er atmet tief durch.
"Mel, was ich dir jetzt gleich erzähle, du musst mir schwören dass nichts davon jemals zu Jim dringen wird."
"Ich verspreche es", meine ich ruhig und Seb nickt, dann spricht er weiter.
"Ich bin bisexuell."
Er macht eine Pause, wahrscheinlich um mir Gelegenheit für empörte Rufe zu geben, doch das habe ich nicht vor.
"Und? Das ist doch okay, ich verstehe nicht-"
Da geht mir auf was Seb mir damit sagen will und ich reiße die Augen auf.
"Oh", hauche ich und lasse mich in meinen Sitz zurücksinken. Eine Weile lang ist nur das Brummen des Motors zu hören und ich sehe wie Seb nervös seinen Griff um das Lenkrad verstärkt.
"Du... du hast dich in... in Jim verliebt, oder?", frage ich nach einer Weile nach und Sebastian nickt.
"Anfangs war es mir nicht bewusst, aber als ich gemerkt habe wie viel du ihm bedeutest... ich mache dir keinen Vorwurf, du kannst am wenigsten dafür. Das einzige was du getan hast war, dass du mir gezeigt hast dass Jim sich nicht für Männer interessiert."
Er räuspert sich und ich starre schweigend aus dem Fenster.
"Das tut mir leid Seb. Wirklich...", meine ich schließlich und schaue ihn an. Nun, da er es mir gesagt hat, wirkt er etwas entspannter und nicht mehr ganz so traurig.
"Und danke dass du es mir erzählt hast."
Ich berühre ihn am Ellenbogen und er lächelt schwach.
"Irgendwann musste ich es jemandem erzählen, und irgendwie fühlt es sich gut an jemanden zu haben der Bescheid weiß. Du bist übrigens die Erste."
"Also hast du es Jim nicht gesagt?"
"Nein, natürlich nicht!"
"Seb, ich will dich nicht beleidigen oder sowas, aber du musst es ihm sagen! Er ist dein bester Freund!"
"Und mein Boss. Was meinst du wird er machen wenn er es erfährt?", kontert Sebastian und ich halte inne.
"Ich weiß es nicht", seufze ich schließlich.
"Siehst du."
Damit scheint für Sebastian das Thema weitestgehend abgehakt zu sein und wir schweigen wieder einige Zeit lang. Währenddessen denke ich nach und mir fallen ein paar Sachen ein, die jetzt Sinn ergeben.
"Jetzt verstehe ich auch warum du am Anfang so komisch warst, und warum du in letzter Zeit traurig wirktest", sage ich leise und Seb seufzt.
"Es tut mir leid dass ich dich damit belaste-"
"Hör auf! Du belastest mich nicht, nicht wirklich. Wir sind Freunde, schon vergessen?", unterbreche ich ihn und er schmunzelt.
"Okay."
Da hält er vor dem Standesamt an und ich schrecke auf.
"Na dann, viel Spaß", meint Sebastian.
"Kommst du nicht mit?"
"Nein. Ich freue mich für euch, wirklich, aber das ist noch zu viel für mich."
Verständnisvoll nicke ich und nehme Seb zum Abschied fest in den Arm, dann steige ich aus dem Auto aus. Mit dem Wissen um Sebastians Gefühle gehe ich die Treppen nach oben und betrete das Gebäude. Ich wünschte ich könnte irgendetwas für Seb tun.


Armes Sebby :(
Aber ich bin nicht hier um euch das nochmal zu sagen, sondern um euch zu danken
Dieses Buch nähert sich langsam dem Ende, aber es wird eine Fortsetzung geben! Yay, ist das nicht toll? ^-^

Und ich habe ein Weihnachtsgeschenk für euch, aber das kommt erst an Heiligabend :3

Viel Spaß beim Lesen ♡

Moriarty In Love Where stories live. Discover now