44. Ein Morgen zu zweit

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Am nächsten Morgen wache ich auf und merke sofort dass etwas anders ist. Jim liegt hinter mir, einen Arm um mich geschlungen und atmet ruhig und gleichmäßig. Ich rieche Jims Geruch, ohne dass ein Parfüm oder ein Deo diesen überdeckt, und fühle mich sofort wohl. Allerdings kitzelt mich sein Atem im Nacken. Hoffentlich wacht er gleich auf, sonst werde ich davon noch verrückt.
Als hätte er meine Gedanken gespürt bewegt Jim sich plötzlich und zieht mich noch enger an sich, sodass er mit der Nasenspitze meinen Nacken berührt. Doch nun kitzeln ihn meine Haare und er wacht mit einem Niesen richtig auf.
"Guten Morgen Jim", sage ich leise und streiche mit dem Daumen über seinen Handrücken.
"Guten Morgen Honey", murmelt er verschlafen und ich reiße überrascht die Augen auf.
"Honey?"
"Ja, Honey. Oder magst du es nicht wenn ich dich so nenne?"
"Doch. Ich finde es süß", antworte ich lächelnd, da stützt Jim sich auf seinen anderen Arm und beugt sich sich über mich. An meiner Wange fühle ich etwas raues, kratziges, dann seine Lippen auf meiner Haut.
"Du kratzt ein bisschen", bemerke ich lachend und er fällt ein.
"Ach, tue ich das?", fragt er und ich kann sein Grinsen förmlich hören. Auf einmal beginnt er mich zu kitzeln und ich kreische überrascht auf. Lachend versuche ich mich seinen Händen zu entziehen, doch Jim hält mich immer wieder unerbittlich fest.
"Bitte Jim!", rufe ich lachend und versuche mich wegzurollen, als er mich plötzlich loslässt. Mit einem überraschten Laut falle ich über die Bettkante und lande lachend auf dem Boden.
"Ups", macht Jim und sein Kopf taucht über der Bettkante auf. Nun sehe ich auch die dunklen Bartstoppeln in seinem Gesicht und grinse zu ihm hoch. Er lächelt zurück und streckt mir eine Hand hin um mir aufzuhelfen. Ich ergreife sie und er zieht mich in eine sitzende Position, sodass unsere Köpfe auf einer Höhe sind, dann küsst er mich.
"An so ein aufwachen könnte ich mich gewöhnen", meine ich lächelnd und streiche ihm durch die Haare.
"Ich mich auch", erwidert er leise, dann setzt er sich auf und schwingt die Beine über die Bettkante.
"Lust heute etwas mit mir zu unternehmen?", erkundigt er sich und ich nicke, noch immer auf dem Boden sitzend.
"Super."
Grinsend steht er auf und wuschelt mir durch die Haare, bevor er schnell ins Bad geht.
"Dein Ernst?", rufe ich ihm lachend hinterher, streiche mir einige Haarsträhnen hinters Ohr und stehe auch auf. Mit einem guten Gefühl mache ich das Bett und gehe zum Fenster um zu lüften. Kaum ist es offen dringt eiskalte Luft in den Raum und ich gehe fröstelnd in die Küche.
Nur kurze Zeit später kommt Jim hinzu.
"Soll ich mich wirklich rasieren?"
Ich schaue zu ihm und hebe lächelnd eine Augenbraue.
"Ich will ja nicht bestreiten dass dir das irgendwie echt steht, aber mach wenigstens etwas damit es weicher ist."
Er zuckt mit den Schultern und lächelt.
"Okay."
Dann kommt er zu mir und schaut mir über die Schulter während ich mir einen Tee mache. Seine Hände legen sich an meine Taille und ich spüre seine Brust an meinem Rücken.
"Hilfst du mir beim Frühstück machen?", frage ich ihn und er küsst mich auf die Wange.
"Klar, wenn du mir sagst was ich machen soll."
"Du weißt doch wo alles ist."
Er seufzt, dann lässt er mich los und beginnt den Tisch in der Küche zu decken. Grinsend drehe ich mich herum und hebe mich kurzerhand auf die Ablage um ihm zuzuschauen. Er merkt es erst nicht, doch dann schaut er zu mir und hebt eine Augenbraue.
"Okay... helfen also?"
Aber er grinst und ich lache, danach kümmere ich mich um meinen Tee.
Schließlich sitzen wir beide beim Frühstück und essen gemeinsam.
"Was wollen wir denn unternehmen?", frage ich ihn als wir fertig sind und er nimmt meine Hand in seine.
"Nun, das sage ich dir noch nicht. Aber ich hoffe es wird dir gefallen."
Er lächelt, beugt sich zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
"Und da du dich gerade eben so erfolgreich gegen Frühstück machen gewehrt hast, wirst du jetzt abräumen während ich duschen gehe und etwas gegen das Kratzen unternehme."
Bevor ich protestieren kann steht er grinsend auf und verschwindet aus der Küche. Einen Moment lang bleibe ich noch sitzen, doch dann mache ich mich daran aufzuräumen und in meinem Zimmer das Fenster zu schließen.
Knapp eine halbe Stunde später kommt Jim zurück, frisch geduscht und in gemütliche Klamotten gekleidet. Rasiert hat er sich nicht.
"Ich wette du sähst richtig knuffig in einem Pullover mit Rentieren aus", überlege ich und er schaut mich mit hochgezogener Augenbraue an.
"Wenn du das machst, kaufe ich dir einen pinken Schlafanzug von Hello Kitty."
Lachend knuffe ich ihn in die Seite und gehe dann um mich zu duschen.
Schließlich treffe ich Jim im Wohnzimmer, wo er es sich auf dem Sofa mit einem Buch in der Hand bequem gemacht hat und setze mich neben ihn.
"Was liest du denn da?", frage ich und schaue interessiert auf das Cover des Buches.
"Einen Krimi", antwortet Jim murmelnd und schlägt das Buch zu.
"Allerdings weiß ich jetzt schon wer der Mörder ist und auch wer den Jungen entführt hat."
"Auf welcher Seite bist du denn?", erkundige ich mich während er das Buch auf Seite legt und stattdessen mich mit einem Arm umarmt.
"20", antwortet er einfach und ich hebe überrascht die Augenbrauen.
"Wow, das ist... nicht schlecht. Fragt sich nur noch ob du auch tatsächlich recht hast."
"Ich habe immer recht", antwortet er lachend und gibt mir einen Kuss auf die Stirn, wobei ich merke dass seine Bartstoppeln nicht mehr so kratzen.
"Das bezweifle ich aber."
Lachend kuschele ich mich an ihn und er streicht mir mit einer Hand über den Kopf.
"Wir müssen los, es sei denn du möchtest gerne im Dunkeln herumlaufen."
"Okay", antworte ich und stehe auf um mir meinen Mantel und einen Schal anzuziehen. Jim folgt mir und wenig später verlassen wir gemeinsam die Wohnung. Draußen ist es eisig kalt und die Luft riecht frisch während wir zu Jims Auto gehen.
"Ich fahre", bestimmt Jim und steigt auf der rechten Seite ein. Warum sollte ich auch widersprechen? Ich habe schließlich keine Ahnung wo es hingehen soll.
Doch recht schnell merke ich dass Jim in die Stadt fährt, aber auch wenn ich ihn frage rückt er nicht mit der Sprache heraus.
"So langsam wird es echt gruselig", meine ich lachend, da hält plötzlich an und grinst während er sich abschnallt.
"Wir sind da."
Wir steigen aus und Jim schließt ab, dann nimmt er meine Hand und wir gehen die Straße entlang. Trotz der Kälte sind relativ viele Menschen unterweg, wenn auch alle dick eingemummelt sind und so schnell es geht über die Straße eilen. Trotz der Kälte, oder vielleicht auch gerade wegen der Kälte kommt irgendwie Weihnachtsstimmung auf und ich lächle bei dem Gedanken dieses Weihnachten mit Jim zu verbringen.
Plötzlich biegen wir um eine Ecke und kommen auf einen freien Platz, auf dem sich viele Menschen an Ständen rund um eine Eisfläche herum aufhalten. Der Geruch von Glühwein und Gebäck liegt in der Luft und man hört das Lachen von Kindern. Auf der Eisfläche kann man Schlittschuh laufen und wir gehen geradewegs darauf zu.
Sobald ich das sehe bleibe ich stehen und schüttele den Kopf während Jim mich breit angrinst.
"Nein, das mache ich nicht."
"Och wieso nicht?", fragt Jim gespielt bedauernd, zieht einen Schmollmund und schaut mich mit großen Augen an, sodass ich lachen muss.
"Weil... ach Mann, ich habe dir erzählt was das letzte Mal passiert ist. Das mit Katie und Dave und so."
"Das ist kein Grund Honey. Außerdem habe ich doch bereits dich, andere Frauen sind mir egal", erwidert er und ich erröte ein wenig angesichts dieses Kompliments.
"Aber Jim, ich kann nicht Schlittschuh fahren", starte ich einen letzten Versuch, doch mein Freund zieht mich trotzdem zu der Eisfläche.
"Dann lernst du es jetzt eben."
Er grinst mich an und ich folge ihm resigniert. Wir stellen uns an und bekommen unsere Schlittschuhe, dann setzen wir uns hin um sie anzuziehen. Kaum habe ich meine an zieht Jim mich auf die Füße und küsst mich kurz auf den Mund.
"Komm schon, das wird lustig."
"Wenn du meinst."
Er lacht und zieht mich mit sich, wobei ich fast stolpere. Auf der Eisfläche ist es glatt und ich halte mich am Rand fest um nicht hinzufallen. Denn das wäre mir vor Jim sehr peinlich gewesen, vorallem da er mit Leichtigkeit über das Eis fährt und eine Runde dreht, bevor er grinsend zu mir kommt. Bei ihm sieht das so leicht aus.
"Komm schon Mel, wenn du es lernen willst musst du schon aufs Eis kommen", meint er und kommt zu mir.
"Ich will es aber nicht lernen", antworte ich und halte mich weiterhin fest.
"Doch willst du."
"Nein."
"Doch."
Er nimmt meine Hand und zieht mich sanft vom Rand weg.
"Na komm."
Vorsichtig lasse ich den Rand los und halte mich an Jim fest während er uns langsam auf die Mitte der Eisfläche dirigiert.
"Das ist wie Inline Skating", sagt er und lächelt mich an.
"Das kann ich aber auch nicht", murmele ich und schaue nicht zu ihm, da legt er zwei Finger unter mein Kinn und hebt meinen Kopf an.
"Hey. Etwas nicht zu können ist doch nicht schlimm."
Seine dunkelbraunen Augen mustern mich liebevoll und er fährt langsam rückwärts. Dabei hält er meine Hände fest und zieht mich hinter sich her, bis wir auf der Mitte der Eisfläche sind. Mit Jims Hilfe lerne ich vorwärts zu kommen und muss feststellen dass das richtig viel Spaß macht, mehr als ich gedacht hätte.
"Na also, geht doch", meint Jim lachend als ich einige Meter ohne seine Hilfe gefahren bin ohne hinzufallen und kommt mir hinterher. Sanft hält er mich an der Taille fest und küsst mich auf den Mund, dann fahren wir gemeinsam über die Fläche.
Plötzlich klingelt Jims Handy und er holt es aus seiner Jackentasche. Kurz schaut er auf die eingegangene Nachricht und tippt irgendetwas ein.
"Sebastian will was von mir, ich bin gleich wieder da", informiert er mich und fährt an den Rand der Eisfläche, während er das Handy ans Ohr hält. Anscheinend ist das ein Gespräch das ich nicht mitbekommen soll.

Moriarty In Love Where stories live. Discover now