36. Mehr als Freunde

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Eine Weile lang bleiben wir noch hier und tanzen, aber irgendwann wird der Saal leerer. Kenia, Clary und Steffi warten nur darauf dass Katie und Dave sich für die Nacht zurückziehen, dann verschwinden sie auch.
"Wir sehen uns morgen früh", verabschiedet Katie sich bei mir bevor sie und Dave die Party verlassen und grinst.
"Bis morgen", antworte ich noch, dann sind sie weg und ich gähne einmal lang. Belustigt schaut Jim zu mir und nimmt meine Hand.
"Da ist aber jemand müde. Willst du ins Bett?"
Ich nicke und suche Hamish in der Menge, denn er hat mich angeboten nach Hause zu fahren, damit ich die Nacht nicht im Hotel verbringen muss. Katies Vater spricht gerade mit jemandem, doch als ich mit Jim zu ihm komme beendet er das Gespräch.
"Hey Melody. Du siehst müde aus, soll ich dich nach Hause bringen?", erkundigt er sich lächelnd und ich nicke.
"In Ordnung, warte nur noch fünf Minuten, dann bin ich soweit."
Wieder nicke ich und Hamish geht zu seiner Frau. Jim legt einen Arm um mich und ich drehe den Kopf. Seine dunkelbraunen Augen mustern mich und er lächelt.
"Hast du morgen Zeit?", fragt er mich und ich überlege kurz.
"Ja, und Lust etwas mit dir zu unternehmen habe ich auch, bevor du fragst."
Er grinst.
"Das habe ich mir schon fast gedacht. Wo soll ich dich denn abholen?"
"Keine Ahnung, aber ich könnte Hamish nach der Adresse fragen", antworte ich. Jim schüttelt grinsend den Kopf und will etwas sagen, doch ich unterbreche ihn.
"Nein, du wirst nicht mein Handy orten-"
Schnell legt er mir einen Finger auf die Lippen und ich erstarre.
"Das solltest du nicht in der Öffentlichkeit erwähnen", mahnt er mich flüsternd und schaut sich kurz um. Dann nimmt er seinen Finger von meinen Lippen und küsst mich auf den Mund. Das Kribbeln, das die ganze Zeit schon da war, wird stärker und ich erwidere den Kuss vorsichtig. Meine linke Hand wandert beinahe von alleine nach oben zu seinem Gesicht und ich lege sie an seine Wange. Mit einem Grinsen löst Jim sich von mir und lehnt seine Stirn gegen meine.
"Du wirst mit jedem Kuss besser", murmelt er leise und es hört sich so an, als wollte er das gar nicht laut sagen.
"Muss wohl daran liegen dass du es schon so gut kannst", erwidere ich flüsternd und erröte ein wenig. Ein leises Lachen löst sich aus seiner Brust und er zieht mich in eine innige Umarmung.
"Ähm, tut mir leid dass ich euch unterbrechen muss, aber ich bin jetzt soweit", sagt Hamish da neben uns und Jim lässt mich los.
"Kein Problem Hamish", beruhige ich ihn lächelnd und nehme Jims Hand. Sanft streicht sein Daumen über meinen Handrücken und er verschränkt behutsam seine Finger mit meinen. Gemeinsam gehen wir zum Ausgang und Hamish wirkt sehr zufrieden mit sich und der Welt. Seine einzige Tochter hat geheiratet und ist glücklich, und ich habe nach all den Jahren einen Freund.
"Hamish, wie lautet eigentlich die Adresse von Katie und Dave?", frage ich ihn bevor wir am Auto ankommen. Überrascht schaut er mich an, scheint dann aber zu erkennen worum es geht und lächelt. An Jim gewandt sagt er eine Adresse und dieser hört aufmerksam zu.
"Vielen Dank."
Hamish setzt sich schonmal ins Auto während ich mich zu Jim drehe und ihn warm ansehe. Ich strecke mich ein kleines Stückchen und küsse ihn sanft zum Abschied auf den Mund.
"Ich bin so glücklich dass du hier bist", sage ich leise und er schmunzelt.
"Und ich erst. Schreib mir morgen wenn du wach bist."
Er küsst mich ein letztes Mal, dann lässt er widerstrebend meine Hand los und ich steige ins Auto. Hamish wartet warm lächelnd bis ich mich angeschnallt habe, dann erst fährt er los und lässt Jim hinter uns zurück.
"Es freut mich außerordentlich dass du jemanden gefunden hast", sagt Hamish nach einer Weile und ich schaue lächelnd zu ihm. Das warme Gefühl in mir, das von Jim herrührt, vertreibt jegliche Ängste und Zweifel die ich früher bei diesem Thema gehabt habe.
"Ich freue mich auch. Es war allerdings... etwas überraschend", antworte ich lachend und Hamish fällt mit ein.
"Er scheint ein sehr netter junger Mann zu sein. Wie habt ihr euch kennengelernt?"
"Am Flughafen, an dem Tag als Katie nach Amerika geflogen ist."
Bei dem Gedanken lächle ich verträumt und Hamish lacht gutmütig.
"Schön. Ich hoffe für euch dass es gut geht."
"Das hoffe ich auch."
Wir reden noch eine Weile, da halten wir in der Einfahrt vor Katies und Daves Haus und steigen aus. Hamish reicht mir meine Tasche, die er anscheinend mitgenommen hat und ich bedanke mich bei ihm.
"Ich wünsche dir noch eine gute Nacht und einen wundervollen Tag mit deinem Freund. Unternehmt was schönes", meint Hamish und nimmt mich in den Arm, dann schließt er mir die Haustür auf.
"Ich danke dir. Es hat mich sehr gefreut dich und Clara mal wieder zu sehen, richte ihr meine Grüße aus. Und euch noch einen schönen Abend", antworte ich lächelnd.
"Wir sehen uns bestimmt noch."
Hamish winkt und ich gehe ins Haus, dann schließt sich die Haustür und ich seufze erleichtert als ich die Schuhe ausziehen kann. Auch das Kleid beginnt mich zu nerven und ich genieße es in eine kurze Hose und ein lockeres T-shirt für die Nacht zu schlüpfen. Nach dem Zähneputzen gehe ich in mein Zimmer und hole mein Handy heraus. Ich habe eine Nachricht von Jim:

Jim: Schlaf gut und bis morgen :)

Die Nachricht hat er vor fünf Minuten abgeschickt und ich tippe eine kurze Antwort, dann schalte ich mein Handy aus und lege mich ins Bett. Doch schlafen kann ich noch lange nicht.
Mein Geist ist viel zu aufgewühlt dafür, ständig denke ich an Jim und die Hochzeit meiner besten Freundin. Katies glückliches Gesicht wenn sie Dave anschaut und ihre aufrichtige Freude für mich und Jim. Schmunzelnd denke ich an die Umstände unter denen ich und Jim uns getroffen haben und erschauere bei der Erinnerung an den Kuss heute Abend.
Aber dann denke ich an die Situationen in denen Jim manchmal so komisch ist, auch wenn das nur selten ist, in denen er kalt, abweisend und emotionslos wirkt. Oder auch wahnsinnig und bedrohlich. Ob es eine Seite an ihm gibt die er mir nicht zeigt? Doch schnell wische ich dieser Gedanken weg, wenn sie mir auch im Hinterkopf bleiben, und kuschele mich enger in meine Kissen. Müde schließe ich die Augen und schlafe schon Sekunden später ein.

~~~

Mein Jetlag ist schon besser geworden als ich aufwache, aber ich komme nicht umhin zu bemerken, dass ich trotzdem bis halb zehn geschlafen habe. Gähnend strecke ich mich und stehe auf um meinen knurrenden Magen zu beruhigen. Nur langsam beginnt mein Gehirn wieder zu arbeiten, und so braucht es seine Zeit bis ich mich an den gestrigen Abend erinnere. Und an Jim. An den Kuss, oder besser gesagt, an die Küsse und die Tatsache dass wir jetzt zusammen sind.
Sofort eile ich in mein Zimmer und schalte das Handy wieder an. Nachdem WhatsApp geladen hat gehe ich auf die Konversation mit Jim und bemerke dass er online ist.

Me: Guten Morgen! :D

Jim: Hey, du bist endlich wach. :) Hast du gut geschlafen?

Me: Ja ^^ Und du?

Jim: Klar. Wann kann ich dich abholen?

Me: In einer halben Stunde?

Jim: Super! Dann bin ich gleich bei dir. ;)

Me: Okay ^^

Mit einem Grinsen beende ich WhatsApp und gehe mich duschen.
So richtig fassen kann ich es noch immer nicht dass Jim und ich zusammen sind. Und ich habe keine Ahnung wie ich mich ihm gegenüber jetzt verhalten soll. In Filmen sind die frisch Verliebten immer furchtbar kitschig und überschwänglich, aber ich glaube nicht dass Jim so ein Typ ist. Und ich ehrlich gesagt auch nicht.
Eine halbe Stunde später bin ich gerade fertig mit aufräumen, als es an der Tür klingelt.
Ein wenig nervös gehe ich hin und öffne sie um Jim zu begrüßen, der mich lächelnd anschaut. Statt eines Anzugs wie gestern trägt er ein T-shirt und darüber ein lockeres Jackett, sowie eine Jeans. Seine Haare hat er anscheinend nur ein bisschen frisiert, denn sie liegen ein wenig wuschelig auf seinem Kopf und er mustert mich mit leuchtenden Augen.
"Hey Mel", meint er mit warmer Stimme und ich lächle glücklich als ich ihn in den Arm nehme.
"Hallo Jim."
Er gibt mir einen Kuss auf die Wange, wodurch ich erröte und nimmt meine Hand.
"Na, was wollen wir heute machen?", fragt er mich grinsend und ich gehe mit ihm wieder ins Haus. Im Prinzip verhalten wir uns so wie vorher, nur nicht mehr als Freunde, sondern als Paar.
"Ich weiß es ehrlich gesagt nicht, ich kenne mich hier zu wenig aus", meine ich entschuldigend und nervös, doch Jim winkt ab.
"Das macht doch nichts, dafür hast du ja mich. Hast du schon etwas gegessen?"
"Nur eine Kleinigkeit, sonst nichts."
"Hättest du dann Lust mit mir zu frühstücken?"
"Klar!", antworte ich leicht lächelnd und Jim stellt sich vor mich. Er legt seine Hände an meine Taille und schaut mir tief in die Augen.
"Okay, aber erst sagst du mir was los ist."
"Was meinst du?", frage ich überrascht und er streicht mir mit einer Hand über die Wange.
"Ganz einfach. Du verhältst dich... ein wenig komisch. Warum?"
"Keine Ahnung, ich glaube es ist... ich weiß einfach nicht wie ich mich... verhalten soll. Es ist seltsam für mich, das mit uns."
Jim lächelt und senkt kurz den Blick, dann schaut er mich wieder an.
"Schon bald wird es selbstverständlich für dich sein."


So, das war der erste Teil meines Andrew Scott Birthday Specials, die anderen zwei folgen noch ^^

Moriarty In Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt