Kapitel fünf

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"Wie fand sie es?", fragte Karen und funkelte mich neugierig an.

"Schrecklich", beantwortete ich plump ihre Frage.

"Blödsinn", meinte die brünette entsetzt und riss mir mein Werk aus den Händen um es zu lesen. Seufzend ließ ich mich für die Zeit auf meinen Bürostuhl nieder, der daraufhin ein quicken von sich gab und sah ihr dabei zu, wie sich ihre Mimik von Satz zu Satz änderte.

"Ich finde ihn sehr gut. Es sind alles wahre Informationen und keine blöden Gerüchte. Außerdem bekommt man so ein ganz anderes Bild von den Morettis. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass er Wirtschaft studiert hat und sie alle zusammen in einem großen Anwesen Leben", sprach sie ehrlich.

"Wo sollten sie denn sonst Leben?", fragte ich belustigt und musterte sie dabei, wie sie mir die Zettel auf den Schreibtisch legte.

"Undercover irgendwo im Nirgendwo um dort Geschäfte zu machen und Menschen zu ermorden", kicherte sie. Ich verdrehte die Augen und öffnete die Datei meines Artikels um ihn zu überarbeiten.

"Ich werde es jetzt einfach so lange heraus zögern, bis zur Eröffnung und dann in der letzten Minute abgeben. Dann müssen sie ihn so drucken wie er ist und entweder verliere ich meinen Job oder das Interview wird der Knüller", sprach ich meine Gedanken laut aus.

"Tu das", ermutigte meine Kollegin mich in meinem Vorhaben, weshalb ich mir in Ruhe einen Eistee Zitrone aus dem Kühlschrank holte und diesen trank. Ich bin glaube ich der einzige Mensch der Eistee Zitrone trinkt. Zumindest hier auf der Arbeit, weshalb ich mir die Flaschen immer selbst besorgte und kalt stellte.

Um kurz vor sieben schickte ich meinen Bericht an die Druckerei ab, damit sie diesen für die über morgige Ausgabe drucken. Zufrieden klatschte ich in die Hände und hatte keine Ahnung ob ich bald Arbeitslos war oder dies mein Sprungbrett als Journalsitin war.

Mir gemischten Gefühlen machte ich mich auf den Weg zum Aufzug, in den ich mit Karen einstieg. Wir fuhren hinunter und liefen im gleichen Tackt mit den hohen Schuhen über den weißen Mamorboden.

Es waren immer noch um die 30 Grad draußen, weshalb ich sofort zu schwitzen begann. Die Abendsonne brannte auf meiner Haut, weshalb ich mich schnell von ihr verabschiedete und schließlich in ein Taxi stieg um nach Hause zu fahren. Normalerweise könnte ich die paar Blocks auch laufen, jedoch war mir das bei den Temperaturen und mit den hohen Schuhen doch ein wenig zu anstrengend.

Total fertig vom Tag entfernte ich in meiner Wohnung meine Klamotten von meinem Körper und schlüpfte in meine Hausschuhe, damit ich ohne Ekel durch die Wohnung laufen konnte. Wohlig seufzend stellte ich mich unter die Dusche und machte mir anschließend einen Salat mit Baguette zum Abendessen.

Heute Abend ging ich ausnahmsweise pünktlich ins Bett, da ich die Müdigkeit bereits in den Knochen spürte. Die letzte Nacht war aufgrund der Aufregung der Horror, weshalb ich viel Schlaf nachzuholen hatte.

Ich würde mich morgen bei meiner Familie melden, da sie wahrscheinlich schon vor Neugier platzten.

Ich kuschelte mich in mein Bett und machte das Licht aus. Kurz darauf fielen mir bereits die Augen zu und ich sank in einen tiefen Schlaf

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"Guten Morgen", begrüßte ich die Angestellte bei Starbucks. Ich sah schnell auf die Karte um mir etwas auszusuchen und bestellte schließlich.

Ich entschied mich für einen Karamell Cappuccino, Karen wollte einen Vanille Kaffee und Miss Thompson brachte ich jeden Morgen ihren Schwarzen Kaffee mit einem Stück Zucker.

"Für Miss Thompson", rief die Angestellte, weshalb ich zu ihr eilte und meine drei Pappbecher in eine weitere Pappe stellte. Ich nahm nie meinen eigenen Namen, da die sonst alle Becher damit beschriften und Miss Thompson ihren Kaffee daraufhin nicht annahm.

Die Erfahrung durfte ich bereits machen.

Mit vollen Händen machte ich mich anschließend auf den Weg zu meinem Arbeitsgebäude. Ich begab mich in den Aufzug und wurde die 25 Stöcke innerhalb weniger Sekunden hinaufbefördert.

Ich brachte den schwarzen Kaffee in das Büro meiner Chefin, die selbst in den nächsten fünf Minuten hier auftauchen dürfte.

Ich verschwand sofort wieder an meinen Arbeitsplatz wo ich Karen ihren Vanille Kaffee auf den Tisch stellte.

"Ich liebe dich", seufzte sie zufrieden und hing kurz darauf mit den Lippen an dem Pappbecher. Lachend stellte ich mein Getränk ebenfalls auf den Schreibtisch und warf mich in den Schwarzen knatschenden Stuhl.

Heute stand nicht wirklich viel an, bis auf, dass ich Moretti meinen Artikel persönlich zu kommen lasse. Ich bin nicht verpflichtet ihn den Artikel vorab lesen zu lassen, dennoch werde ich dies bei meinen zukünftigen Interviews immer machen, damit sich die Leute bei meinen Interviews wohl fühlten und sich sicher sein konnten, dass alles seine Richtigkeit hatte.

Die nächsten Stunden saß ich an meinem Computer, beantwortete Mails und korrigierte Artikel meiner Kollegen, außer die von den vier Idioten gestern in der Küche. Sie hatten es sich gewaltig bei mir verscherzt, weshalb ich es ihnen dadurch heimzahlte und schon die Tage zählte, bis der erste gefeuert wird.

Ich bin wirklich nicht mit Absicht so verbittert oder gemein, aber wenn man es provoziert und am besten noch hinter meinem Rücken so spricht, dann kann ich diese Seite auch gerne heraus hängen lassen.

Einige Stunden später klemmte ich mir die Mappe mit dem Artikel unter den Arm, beendete alle Programme auf meinem Computer und fuhr diesen schließlich herunter. Ich verabschiedete mich von Karen und stieg in den großen Aufzug. 

Unten angekommen grüßte ich Jack, der wieder am Arbeiten war und wie immer seine Rote Uniform mit dem lustigen Hütchen trug. Draußen rief ich mir ein Taxi, stieg ein und nannte die Adresse. Ungeduldig sah ich aus dem Fenster und checkte immer wieder meine Armbanduhr. Ich bin direkt in den Feierabend Verkehr geraten, weshalb wir ungefähr zehn Minuten länger zum Gefängnis brauchten als Üblich. 

Ich hätte auch einfach die U Bahn nehmen können, aber in den High Heels und dem engen Bleistiftrock wollte ich mir das nicht antun. An meinem Ziel angelangt, bat ich den Taxifahrer kurz zu warten, riss die Eingangstür auf und stellte mich vor die Glasscheibe, hinter der wieder der Mann von gestern saß.

"Hallo. Ich wollte meinen fertigen Artikel an Mister Moretti geben, damit dieser ihn schonmal lesen kann", erklärte ich meinem Gegenüber und schob die schwarze Mappe unter dem Schlitz hindurch.

"Gebe ich weiter", erwiderte er freundlich, sodass ich zufrieden das Gebäude verlassen konnte, um wieder in das Taxi zu steigen. Ich nannte nun meine Hausadresse und ließ mich in Ruhe nach Hause bringen, wo ich schließlich den Fahrer bezahlte und ausstieg. Ich lief die paar Treppen hinauf und öffnete meine Wohnungstür.

Sofort schlüpfte ich in meine Hausschuhe und klappte meinen Laptop auf, um mit meinen Eltern zu telefonieren. 

"Tina", quickte meine Mutter freudig los.

"Jaa?", ertönte das schreien meiner Großmutter im Hintergrund.

"Ne ich meine meine Tochter! Sie ist im Videoanruf", teilte meine Mutter meiner Großmutter mit. Wir wurden öfter verwechselt, da meine Eltern auf die grandiose Idee kam mich Valentina zu nennen. Blöd nur, dass mein Spitzname nun Tina war und dieser gleichzeitig der richtige Name meiner Großmutter. Dies hatte uns schon des Öfteren in Lustige Situationen gebracht, was manchmal ganz schön verwirrend sein kann.

"Na dann erzähl mal", verlangte mein Vater, während meine Mutter versuchte den Laptop vernünftig zu platzieren, damit ich sie sehen konnte.

"Wartet doch auf die alte Dame!", verlange meine Großmutter streng und kam dann aus dem Flur vor den Bildschirm. Sie quetschte sich grinsend zwischen meine Eltern und schob die beiden somit zur Hälfte aus dem Bild.

"Mum!", rief meine Mutter empört, was mich kichern ließ.

"Jetzt darfst du erzählen Liebes", verlangte meine Großmutter sofort und ignorierte das gemaulte ihrer Tochter. Grinsend fing ich an von meinem Interview zu erzählen, sowie von der Diskussion mit meiner Chefin und dem abschicken meines Artikels.

"Sehr gut mein Kind. So und nicht anders. Du musst dich durchsetzen", ermutigte meine Großmutter mich.

"Nachher verliert sie ihren Job", seufzte meine Mutter besorgt.

"Pappalap. Ich spüre, dass es großartig wird"

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Where stories live. Discover now