Kapitel acht

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Es war endlich der Tag der Tage. Mein zweiter Artikel ist heute endlich in der Zeitschrift zu finden, weshalb ich mich motiviert fertig machte und pünktlich das Haus verließ. Auf dem Weg zur Arbeit besorgte ich mir die Zeitschrift an einem Kiosk und betrat schließlich das Glasgebäude.

„Guten Morgen Jack!", begrüßte ich den Rezeptionist, der sofort seine aktuelle Zeitschrift ihn die Höhe hielt.

„Klasse Arbeit kleines, ich bin Stolz auf dich", rief er mir grinsend zu, was mich fast zu tränen rührte. Ich hatte nicht wirklich Freunde in New York, weshalb mir der Kontakt mit Jack und Karen unfassbar viel bedeutete. Sie waren die einzigen, die mich hier vor Ort unterstützten, natürlich abgesehen von meiner Familie daheim.

„Ich danke dir vom Herzen", rief ich zufrieden zurück und stieg in den großen Aufzug, der mich hinauf beförderte. An meinem Arbeitsplatz entdeckte ich bereits einen braunhaarigen Kopf, der mich grinsend musterte. Mit hochgezogener Augenbraue sah ich sie an, bis sie anfing zu Kichern.

„Manchmal machst du mir Angst", sprach ich vorsichtig, bis sie ihren Computer zu mir drehte, der dabei fast auseinander fiel. Sie hatte wieder den Zähler geöffnet, wie oft unsere Zeitschrift bereits gekauft wurde und es waren bereits weit mehr als das letzte mal am Morgen.

„Fünfhunderttausend?!", hauchte ich fassungslos, was Karen nur wild nicken ließ.

„Ich werde dich alle zehn Minuten in deinem neuen Büro besuchen kommen", schmollte sie langsam los.

„Du bekommst einfach deinen eigenen Tisch bei mir, ich kann ohne dich doch gar nicht arbeiten, außerdem sind die Büros eh viel zu groß für einen alleine", motivierte ich sie grinsend, was ihr Gesicht wieder strahlen ließ. Zufrieden setzte ich mich an meinen Schreibtisch und fing an zu Arbeiten und machte alles, was gerade so anstand.

„Valentina?", ertönte eine Stimme, die meinen Namen sagte. Ich sah hoch und entdeckte den Kopf eines Kollegen, der über der Pappwand ragte.

„Ja?", fragte ich irritiert, da ich noch nie zuvor mit ihm Gesprochen hatte.

„Miss Thompson erwartet dich", erwiderte er und verschwand dann genauso plötzlich wie er aufgetaucht war. Schwer schluckend sah ich zu Karen, die mir einen ermutigenden Blick zu warf. Ich erhob mich von meinen Stuhl, strich meinen Rock glatt und lief den Gang entlang, zu den großen Gläsernen Büros in der Nähe des Aufzugs. Ich klopfte an ihre Tür und trat dann herein um mich auf den Stuhl zu setzen.

„Guten Morgen", begrüßte ich sie und überschlug dann meine Beine, um sie schließlich anzusehen. Sie blätterte in der aktuellen Zeitschrift rum und stoppte dann bei meinem Artikel.

„Ich habe soeben mit dem Gefängnis gesprochen", fing meine Chefin an, was mich schlucken ließ.

„Und ich habe einen Deal für sie", fügte sie hinzu. Ich wusste nicht ob ich es gut oder schlecht finden sollte, dass sie nun so anfing. Gespannt hörte ich ihr zu und wollte sie nicht unnötig unterbrechen, weshalb ich erstmal gar nichts sagte.

„Das Moretti Interview wird zu einem Projekt gemacht, was über längeren Zeitraum läuft. Mister Moretti kommt aus dem Gefängnis und legt Sozialstunden ab. Diese Sozialstunden wird er mit ihnen verbringen. Sie werden ihn des öfteren Zuhause besuchen und das Leben der Morettis beobachten und nieder schreiben. Dafür bekommen sie ihr eigenes Büro", meinte sie und klatschte einmal in die Hände. Ich musste die Information erst einmal Sacken lassen. Ich soll alleine zu ihm nach Hause? Zu einer Mafia Familie?

Ich räusperte mich überfordert und wiederholte ihre Worte im Kopf und ging alle möglichen Szenarien durch. Ich war mir ziemlich sicher, dass das ganze nicht ganz auf legalem Weg geschah, da ein Verbrecher niemals einfach so raus kam um mit mir Interviews zu führen. Jedoch weiß ich auch, dass Miss Thompson vor nichts und niemanden halt machte wenn es um gute Artikel ging.

„Ich mache es, aber nur wenn ich mein Büro mit Karen teilen kann", sprach ich sofort, was sie verwirrt gucken ließ.

„Wer ist Karen?", fragte Miss Thompson, worauf ich jedoch nicht einging.

„Ich habe auch ein Jobangebote von der Pollitan bekommen, dort werde ich bestimmt auch ein sehr gutes Büro bekommen", fing ich an und wollte mich vom Stuhl erheben.

„Geht in Ordnung. Sie können sofort einziehen. Der Kollege draußen wird ihnen das Büro zeigen", erwidert sie, da sie genau wusste, dass ich nun einer ihrer besten Journalistinnen bin und sie mich nicht verlieren kann. Das ich gar kein Angebot von der Pollitan habe, muss sie ja nicht wissen.

„Wie genau stellen sie sich das denn mit den Interviews vor?", fragte ich schließlich mit kratziger Stimme.

„Er wird morgen um 09:00 Uhr entlassen und sie werden Live dabei sein und über die Freilassung schreiben", sprach sie begeistert und lief auf ihre große Fensterfron zu, die einen Atemberaubenden Blick auf New York bot.

„Und dann werden sie drei mal die Woche bei den Morettis auftauchen. Am besten unangekündigt!", rief sie motiviert und zeigte mit dem Finger auf mich.

„Quetschen sie sie aus und holen sie die dunkelsten Geheimnisse ans Licht. Wir werden die Familie auseinander nehmen, weil sie keine andere Wahl haben, außer sie wollen, dass ihr Sohn wieder ins Gefängnis geht", grinste sie zufrieden und ihre Stimme klang ein wenig gehässig. Aktuell machte sie mir etwas Angst, aber das zeigte ich natürlich nicht.

„Okay", sprach ich kleinlaut und erhob mich, um aus ihrem Büro zu flüchten. Egal was sie sagt, so werde ich nicht vorgehen. Ich will nicht die Zukunft einer ganzen Familie in der Hand haben oder mein Leben in Gefahr bringen. Wir reden hier immer noch über die Moretti Familie. Mord, Drogen, Geschäfte. Das sollte man im Hinterkopf behalten und nicht auf die leichte Schulter nehmen.

„Und, was sagt sie?", fragte Karen grinsend und rollte auf ihrem Stuhl hin und her.

„Pack deine Sachen ein, wir ziehen um", meinte ich grinsend.

„Nein", meinte sie ungläubig und schüttelte den Kopf.

„Doch", erwiderte ich unbeeindruckt und nahm die Post Its und das Familienbild von der Pappwand.

„Verarsch mich nicht", beschwerte Karen sich entsetzt.

„Tu ich nicht. Ich habe gesagt wir teilen uns ein Büro, oder ich Wechsel zu der Polittan", lachte ich in ihre Richtung.

„Aber du hast doch gar kein Job Angebot", meinte die Brünette verwirrt.

„Muss sie ja nicht wissen", meinte ich grinsend und nahm schließlich meine Handtasche und die Bilder. Karen sammelte schnell alles zusammen und wir folgten den Kollegen, der auf uns wartete. Er führte uns auf den Aufzug zu und bog dann rechts ab um den Gang entlang zu laufen. Er blieb an dem letzten Büro stehen und deutete auf die Tür. Ich bedankte mich und betrat dann den großen Raum.

Die Wände rechts und Geradeaus waren komplett verglast und links war eine einfache Hell Graue Wand zum anderen Büro. Die komplette Seite von der Tür war ebenfalls verglast, weshalb der Raum sehe Licht durchflutet war. Mitten im Raum stand ein Glas Schreibtisch mit einem modernen Computer und einem Grauen Lederstuhl. An der Wand stand ein Regal mit Ordnern, der mir an der Stelle ganz gut gefiel.

„Wahnsinn", meinte Karen sprachlos.

„Die graue Wand machen wir voll mit Private Fotos und Motivationssprüche und direkt vor den Schreibtisch machen wir einen anderen, dann können wir uns beim Arbeiten angucken", schlug ich vor und sah dann aus dem Fenster. Falls einen die Sonne blendet, konnte man mithilfe eines Schalters die Rollos herunter lassen, was dann Automatisch passierte.

„Das ist der beste Tag meines Lebens! Danke Tina", meinte Karen gerührt und umarmte mich stürmisch.

Ich werde wohl nie wieder Kaffee liefern müssen, außer für Karen und mich selber.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt