Kapitel fünfundvierzig

23.2K 647 47
                                    

Ich spürte einen Körper, der auf meinen Beinen ruhte, weshalb ich vorsichtig die Augen öffnete. 

Bekanntes Umfeld.

Es war mein altes Zimmer bei den Morettis. Ich lag in meinem Bett, jedoch war irgendwas anders. Möglicherweise lag es an den ganzen Geräten und Schläuchen an denen ich angeschlossen war.

Ich entdeckte einen Kopf, der auf meinem Schoß lag und sich nicht rührte. Ich musterte den dazu gehörenden Körper. Es war Keno. 

Langsam musterte ich meinen Körper, der zugedeckt war. Ich nahm meine rechte Hand, in der eine Nadel steckte und schob die Decke beiseite, sowie mein langes T Shirt ein Stück hoch. Mein Bauch war verbunden und das Verband war ein kleines bisschen mit Blut verschmiert. Meine Wunde hatte wohl noch nach geblutet.

Keno spürte meine Bewegungen, weshalb er den Kopf hob und mich ansah. Seine Augen fingen Augenblicklich an zu strahlen.

"Du bist wach", stellte er unnötigerweise fest. 

"Sieht so aus", erwiderte ich mit einem schiefen lächeln. Er erwiderte dies erleichtert und die Zimmertür wurde aufgerissen.

"Tag Nummer fünf, in der ich Scheiße direkt vor Valentina baue, ohne das sie etwas dagegen sagen kann", ertönte Arians Stimme, weshalb ich zur Tür blickte. Er sah irritiert auf mich, wie ich Aufrecht im Bett saß und schließlich auf Keno, ehe er seine Hände sinken ließ.

Er hatte einen Teller mit einem Stück Kuchen dabei, weshalb ich die Stirn runzelte.

"Wo ist die Gabel?", fragte ich interessiert.

"DAS ist der Punkt!", meinte Arian stolz und stopfte sich direkt vor meinen Augen das Stück Kuchen in den Mund.

"Du Sau!", kommentierte ich sein Auftreten, weshalb er anfing zu lachen und einiges an Kuchen wieder heraus flog. Nun musste ich auch lachen und sogar Keno schüttelte belustigt den Kopf.

"Fünf Tage sagst du?", fragte ich nun ernst. Arian nickte stumm, da er damit beschäftigt war den Kuchen zu kauen.

"Wo ist Enola?", fragte ich sofort.

"Du meist die schwarzhaarige?", fragte Keno mich, weshalb ich nickte.

"Im Keller", fügte er hinzu, weshalb ich die Augen aufriss.

"Spinnst du?!", rief ich aufgebracht und strampelte die Bettdecke beiseite.

"Moment!", rief Keno und drückte mich zurück in die Matratze. Unter Gewissen Umständen hätte ich das jetzt anziehend gefunden und wäre vermutlich über ihn hergefallen, aber nicht jetzt.

"Dann holt mir ein Rollstuhl oder sonst was ich muss zu ihr!", verlangte ich ernst, weshalb beide aufsprangen und durch den Raum liefen. An diesen Service könnte ich mich gewöhnen. Keno holte mir einen Rollstuhl, den sie wohl besorgt haben mussten, damit ich ein wenig aus dem Bett kam.

"Ist das wohl eine gute Idee? Wie lange bist du wach? Eine halbe Stunde?", fragte Arian unsicher.

"Fünf Minuten wenn es hoch kommt", erwiderte ich neutral und ließ mich von Keno in den Rollstuhl hiefen. Meinen Tropf reichte er Arian, der nun den Arm in die Luft hielt.

"Dein ernst, wieso machst du das nicht?", beschwerte er sich bei seinem großen Bruder.

"Ich schiebe", wehrte er sich, weshalb ich mit den Augen rollte und mir die Nadel aus der Hand zog, wo der Tropf angeschlossen war. 

"So, los jetzt!", befahl ich ernst und zeigte nach vorne. Die beiden sahen mich noch einige Sekunden sprachlos an, bevor Keno los schob und die beiden mich ein Stockwerk nach dem anderen hinunter brachten. 

"Wie ist es ausgegangen?", fragte ich um die Stille zu unterbrechen.

"sieben Bodyguards tot und Diabolo wieder ins Bein geschossen", meinte Keno sofort. Ich streckte meine Hand zu ihm aus, weshalb er einschlug. Ich freute mich nicht über die Toten, aber es war gut zu wissen, dass wir es geschafften hatten heile heraus zu kommen und die Garcias ihre Strafe bekamen.

Keno öffnete die Kellertür und ich rollte selbstständig hinein. Ich entdeckte Enola, die auf dem Bett saß und mich betrachtete.

"Es tut mir so leid, dass die beiden Vollidioten dich hier eingesperrt haben", entschuldigte ich mich sofort und scheuchte die beiden Brüder mit schnellen Handbewegungen Richtung Tür, die sie hinter sich schlossen.

"Schon okay, sie wissen nunmal nicht wer ich bin", versicherte sie mir. Ich nickte schwach.

"Das wollen wir jetzt ändern", sprach ich zu ihr, weshalb sie sich unsicher auf der Unterlippe herum kaute.

"Und du bist dir wirklich sicher, dass du recht hast?", fragte sie in meine Richtung, als die Tür aufgerissen wurde und ich in zwei Weibliche Arme geschlossen wurde. 

"Schande über das Haupt meiner Söhne, dass sie mir nicht Bescheid geben, dass du wach bist", schnaufte Rainya sauer und richtete meine Haare. Ich grinste zu ihr hinauf und war froh, dass sie von dem ganzen Drama nichts mitbekommen hat, weil sie am nächsten Tag der Hochzeit los gefahren ist ihre Familie Besuchen. Soweit ich weiß, müsse sie dann seit gestern Nacht wieder da sein, wenn das mit den Fünf Tagen wirklich stimmen sollte. 

Sie sah sich um und entdeckte Enola, die immer noch auf der selben Stelle wie gerade stand. Ihre Hände hatte sie gefalten und vor sich hängen, während sie Raniya genaustens betrachtete.

Die Frau neben mir Riss ihre Augen auf und fasste sich mit der Hand an den Mund. Ihr Blick ging hinunter zu mir und schließlich wieder hoch zu Enola.

"Ruby?", fragte sie leise, weshalb Enola hilflos zu mir sah.

"Aktuell Enola", erklärte ich ihr. Raniya lief ohne zu zögern auf das schwarzhaarige Mädchen zu und schloss sie in ihre Arme.

"Woran ich erkenne, dass ich Recht habe, hast du gefragt Enola, richtig? Naja, genau an so einer Reaktion", erklärte ich ihr mit einem grinsen auf dem Gesicht. Das Mädchen entspannte sich langsam und schloss ihre Arme um die Frau vor sich.

Ich rollte in den Flur und schloss die Tür hinter mir, da mir bewusst war, dass die beiden einiges zu bereden hatten. Als ich jedoch in die verwirrten Gesichter von Keno und Arian blickte schnaufte ich auf.

"Das ist eure Schwester ihr Blindfische", seufzte ich.

"Aber wie?", fragte die beiden irrietiert.

"Ich bin Journalistin und kann mir gut Gesichter merken, hab einfach eins und eins zusammen gezählt", erklärte ich schulterzuckend. Die Morettis konnten es gar nicht heraus finden, da sie Enola nie zu Gesicht bekommen haben. 

"Kann mich jemand ins Badezimmer bringen ich will duschen", meinte ich, weil ich mir gerade durch meine Haare gefahren bin, um festzustellen, dass sie mehr als fettig waren.

"Wie stellst du dir das mit Verband vor?", fragte Keno und stemmte die Hände in die Seiten.

"Hilf mir doch", meinte ich und setzte ein provozierendes grinsen auf.

"Alles klar, das ist der Moment wo ich mich entfernen sollte", sprach Arian angeekelt und hielt mir die Faust hin.

"Bin froh, dass es dir gut geht Tina", sprach er. Ich schlug bei seiner Faust ein, einfach dafür, dass er mich endlich Tina nannte. Er verschwand schließlich die Treppe hinauf und mein Blick haftete sich wieder auf Keno. Er fing an zu grinsen, kam auf mich zu und hob mich mit einem Griff aus dem Rollstuhl.

In meinem Badezimmer setzte er mich auf den Badewannenrand, ehe er sich vor mich Kniete und mir einfach in die Augen sah. Seine Atmung war ruhig und kontrolliert, was mir zeigte, dass er entspannt war. Seit dem ganzen Drama war er wie ein anderer Mensch, es scheint so, als würde er einiges nun mehr zu schätzen wissen.

Vorsichtig legte er eine Hand an meine Wange und streichelte diese mit seinem Daumen. Ich schloss die Augen und lehnte mich in seine große Hand, da ich mich endlich wieder richtig geborgen fühlte. 

"Es tut mir so leid", hauchte er bedrückt "Das ist alles nur meine Schuld", sprach er weiter und ich schüttelte schweigend den Kopf, da ich von all dem nichts mehr hören wollte. 

Er kam mir gerade näher und wollte mich vermutlich küssen, als ich an eine bestimme Person denken musste und was sie zu mir gesagt hatte, weshalb ich ihn von mir weg drückte. 

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Where stories live. Discover now