Kapitel zwei

29K 749 127
                                    

Mit hochgesteckten Haaren, einem Knielangem Rock und meiner weißen Bluse stehe ich pünktlich um 8:55 Uhr im Aufzug, um in den 25 Stock zu gelangen.

Im Spiegel, der an der einen Seite hing betrachte ich mich noch einmal und strecke dann meine Schultern durch um möglichst professionell zu wirken.

Tatsächlich habe ich noch die Hoffnung, dass meine Chefin irgendwann auf mich aufmerksam wird. Durch zuverlässige Arbeit und angemessene Haltung sowie professionelle Kleidung sollte das schon klappen.

Einige Minuten sitze ich an meinem Schreibtisch und lese Berichte meiner Mitarbeiter Probe und korrigiere die Grammatikfehler.

"Valentina! Kaffee", rief mir Karen zu. Sie ist die einzige hier mit der ich mich wirklich verstehe und mit der ich mich unterhalten kann wenn ich wieder kurz vor einem Nervenzusammenbruch bin.

Schnell springe ich auf ihre Worte hin auf und füllte eine große Tasse mit Kaffee. Diesen süße ich mit etwas Zucker nach und lief dann in den Besprechungsraum, um ihn meiner Chefin hinzustellen.

"Also, dann haben wir die ersten 9 Artikel erfolgreich verteilt. Bleibt nur noch einer über", ertönt die Schrille Stimme von Miss Thompson und ich mache mich daran die Wasserflaschen auf den Tisch zu stellen.

"Das Moretti Interview", beendet sie ihren Satz und ein murmeln ging durch den Raum.

"Keine falsche Scheu", quickt sie begeistert und klatscht in ihre zierlichen Hände, die mit Ringen übersäht waren.

Niemand erklärte sich dafür bereit ein Interview mit diesem Moretti zu führen und ich frage mich was daran schon so schlimm sein könnte.

"Sie sind Journalisten!", schrie Miss Thompson und erhob sich von ihrem Stuhl, damit sie um den Tisch laufen konnte.

Das ist ihre Masche um die Angestellten einzuschüchtern. Wenn ich jetzt da sitzen würde, dann würde das bestimmt auch bei mir funktionieren.

Plötzlich fiel mir ein, dass das meine Chance ist. Ich kann mich dafür melden, wenn es schon keiner tut und somit zeigen, dass ich auch eine Journalistin bin. Ich kann ihr beweisen, dass sie mich genau dafür eingestellt hat.

"Jetzt machen sie sich nicht so in die Hosen! Es ist ein verdammtes interview", beschwert sie sich aufgebracht und meine Kollegen sehen alle beschämt auf den Tisch.

"Ich werde das interview machen"

Schnell realisiere ich, dass ich es eben war, die gesprochen hat und ehe ich mich versah lagen 21 Augenpaare auf mir.

"Und du bist wer?". Meine Chefin zog eine Augenbraue hoch.

"Valentina Clark", beantworte ich ihre frage so höflich wie nur möglich.

"Du bist doch das Kaffeemädchen, richtig?", hakt sie noch einmal nach und empört sah ich sie an.

"Also eigentlich wurde ich auch als Journalistin eingestellt", antworte ich und setze ein nervöses lächeln auf.

"Du willst das Moretti Interview machen?", grinst sie belustigt und einige meiner Kollegen zogen ebenfalls die Mundwinkel in die Höhe.

Diesen Pennern werde ich es zeigen. Wenn ich ihre Berichte nicht kontrollieren würde, dann wären die nicht mal mehr eingestellt.

"Ja, das würde ich sehr gerne", bestätige ich es ihr erneut und langsam überrollte mich die Nervosität.

"Morgen 10:00 Uhr hast du deinen Termin im Gefängnis. Wenn der Artikel nicht gut wird, bist du gefeuert", sind ihre letzten Worte, bevor sie die Versammlung auflöst und mit gestrecktem Kinn den Raum verließ.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Where stories live. Discover now