Kapitel zwölf

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Mein Taxi hielt soeben an dem großen Eisentor, weshalb ich ihn bezahlte und ausstieg. Ich lief in meinen High Heels durch das Kies und stoppte vor den beiden Bodyguards, die mich prüfend musterten.

„Valentina Clark?!", meinte ich ungeduldig und die beiden warfen sich einen Blick zu. „Ich bin die Journalistin", fügte ich hinzu, in der Hoffnung die beiden wüssten nun Bescheid.

„Lasst sie rein", ertönte eine männliche Stimme vom Grundstück. Das Tor öffnete sich und mir sprang Arian ins Auge, der eine kurze Hose trug und ein Tank Top, das seine Muskeln betonte.

„Guten Morgen", begrüßte ich ihn mit einem strahlenden lächeln. Ich versuchte so positiv wie möglich an die ganze Situation ran zu gehen, um den Laden hier ein wenig aufzumischen. Er blickte mir entgegen und drehte sich dann wieder um.

„Komm", meinte er noch und lief nach hinten in den Garten. Ich entdeckte Keno, ebenfalls in Kurzer Hose und mit Boxhandschuhen an. Arian nahm sich das rote Schlagpolster und hielt es vor sich. Keno fing an darauf einzuschlagen und gemeinsam trainierten sie. Ich ließ mich auf einen der Gartenstühle nieder und machte ein paar Fotos, ehe ich anfing ein wenig zu schreiben.

„Jungs, Rüstet euch aus, wir Verhandeln heute mit den Garcias!", ertönte die Stimme von Raniya, während Keno in meine Richtung blickte und die Augenbrauen hoch zog. Seine Mum schaute sofort in meine Richtung und setzte ein breites lächeln auf.

„Valentina", begrüßte sie mich freudig und tat so, als hätte ich gerade nicht zugehört. Keno und Arian räumten alles zusammen und verschwanden nach drinnen. Ich nahm meine Utensilien, erhob mich vom Stuhl und begrüßte sie angemessen.

„Was passiert jetzt?", fragte ich interessiert und schaute in die Richtung, in die die beiden Jungs verschwunden waren.

„Das ist nichts für dich, wir wollen dich da nicht mit reinziehen, also halte dich aus den heiklen Sachen lieber ein wenig raus, sowas geht schneller als du denkst", gab sie mir einen liebevollen Hinweis. Dies hielt mich jedoch nicht auf, sonder bewirkte das genau das Gegenteil, da ich immer neugieriger wurde.

Ich lief hinein und entdeckte sowohl Keno, als auch Arian im Flur. Sie trugen beide einen schwarzen Anzug und verstauten gerade eine Waffe in ihrer Anzugtasche. Mister Moretti drückte den beiden Bodyguards jeweils ein großes Gewehr in die Hand, die sie sofort einsatzbereit hielten.

Sprachlos musterte ich das Szenario, bis Keno mich entdeckte. Augenrollend sah er zu seinem Dad und dann zu seiner Mum. Die 5 Jungs verließen ohne etwas zu sagen das Haus und liefen direkt auf drei große Schwarze Autos zu.

„Passt auf euch auf!", rief Raniya besorgt und faltete die Hände zusammen. Das vordere Auto war das, in welchem ich auch schon gefahren war. In der Mitte der beiden Autos war eine abgedunkelte Limousine, in die Mister Moretti, Keno, Arian und die beiden Bodyguard einstiegen. In die beiden Autos hinten und vorne stiegen jeweils drei weitere Bodyguards ein, was das alles total absurd aussehen ließ.

„Wo fahren sie hin?", fragte ich an die Frau neben mir gewandt. Sie seufzte kurz und sah dann auf ihre gefalteten Hände, die sie wieder auseinander nahm und ihren Ledermantel glatt strich.

„Es ist wirklich schwierig das alles vor dir zu verbergen, damit du nicht unnötig in die Augen der anderen fällst", seufzte sie frustrierte und lief wieder in das Haus. Verwirrt folgte ich ihr und hörte, wie die große Haustür von zwei Bodyguards geschlossen wurde.

Wenn ich hier wohnen müsste, würde ich mich viel zu beobachtet fühlen.

„Raniya, nichts für ungut, jedoch muss ich irgendwo drüber schreiben und das nette hin und her, was du mir jeden Tag bietest, kauft mir irgendwann keiner mehr ab, also bitte, bindet mich mehr ein", sprach ich frustriert.

„Oh Liebes du hast ja keine Ahnung", seufzte sie und ließ sich dann auf der riesigen Sofaecke nieder. Ich setzte mich vorsichtig zu ihr und starrte gegen die Wand. Wenn das so weiter geht, dann wird das wohl nichts mit meinem Interview.

„Okay", gab sie schließlich nach und erhob sich wieder. Sie lief in Richtung des Flurs und kam schließlich mit einem dicken, goldenen Buch wieder.

„Aber nur das gröbste", sprach sie ernst und klappte es auf. Mir sprang ein altes Bild von zwei Jungen Menschen entgegen.

„Das ist Sergio mit mir. Wir waren beide in den Zwanzigern und haben uns gerade kennen gelernt. Ich bin ebenso plötzlich in diese Welt abgerutscht. Sein Vater-„, sprach sie, blätterte eine Seite weiter und zeigte auf einen älteren, sehr streng aussehenden Mann.

„Ist ebenso ein Mafiaboss", meinte sie und seufzte schließlich.

„Ich hasse dieses Wort. Naja, damals haben wir uns verliebt und ich bin durch seine Familie in alles hinein gezogen worden", erzählte sie weiter.

„Was heißt alles?", fragte ich vorsichtig.

„Du musst wissen. Es sind keine Gerüchte. Unser Leben besteht aus Drogen, Mord, Waffen und Feinde. Es ist nicht schön, das kannst du mir glauben. Wie sehr ich mir ein kleines Familienhaus auf dem Land gewünscht hätte, mit einer Schaukel für Arian und Keno und eine normale Schule, mit normalen Freunden, Freundinnen und das Drama einer normalen Familie", hauchte sie bedrückt. Ich konnte es voll und ganz nachvollziehen, denn das, was die hier hatten, wollte ich auch nicht haben.

„Mit dreiundzwanzig bin ich mit Sergio zusammen gezogen und ein bisschen über ein Jahr später, wurde ich mit Keno Schwanger. Es haben sich immer mehr Feinde angesammelt und wir sind auch nicht die unschuldigsten, das wissen wir", erklärte sie mir und blätterte einige Schwangerschaftsfotos weiter.

„Das sind Nelio und Cosima, die Kinder von Sergios Bruder. Die hast du aber ja schon kennen gelernt", meinte sie und blätterte weiter. Hektisch übersprang sie unzählige Babyfotos, weshalb ich die Augenbraue hochzog.

„War das Keno oder Arian?", sprach ich interessiert.

„Ähm, Arian", meinte sie nach kurzem überlegen und sprang schließlich zu einem Foto, mit mehreren Leuten drauf.

„Sergio, Ich, Keno, Arian-", sprach sie und wanderte mit dem Finger von Gesicht zu Gesicht.

„Cosima, Nelio, Alessia, Emil. Die Eltern von den beiden"

Einige Minuten zogen wir das noch weiter durch und ich versuchte mir so viele Gesichter wie möglich einzuprägen, falls ich ihnen mal begegnen sollte.

„Ich kann dir noch eine kleine Haustour geben, wenn du magst, dann bist du erstmal soweit im Bilde", schlug sie mir vor, weshalb ich nickte. Ich nahm, was ich bekommen konnte und versuche schließlich im laufe der Zeit mehr aus dieser Familie heraus zu holen.

Raniya erhob sich und lief mit mir wieder in den Flur, auf die riesige Treppe an der Haustür hinzu. Wir stellten uns direkt davor, nach links ging die Küche, links an der Treppe vorbei, geradeaus war das Wohnzimmer und das Esszimmer.

„Rechts von der Treppe, direkt da geradeaus ist ein Gäste WC, ist vielleicht auch ganz gut für dich zu wissen", meinte sie grinsend und zeigte in die Richtung. Schließlich wanderte ihr Finger auf den kleinen, dunklen Flur, direkt rechts von der Haustür.

„Da ist das Büro von Sergio, dort hast du unter keinen Umständen etwas zu suchen, wenn er jemanden dort erwischt, der nicht expliziert aufgefordert wurde dort zu sein, wird es hässlich", warnte sie mich ernst und stieg dann die riesige Treppe hinauf und lief schließlich ab der Aufspaltung links hinauf. Wir liefen direkt auf eine riesige Aquariumwand hinzu, die die komplette Wand gegenüber der Treppe einnahm. Ich entdeckte viele Bunte Fische und musste zugeben, dass ich Fische schon immer total cool fand. Ich könnte sie einfach den ganzen Tag beobachten.

Wir standen nun an einem Flur, der hinten um die Treppe herum ging. Der Treppenaufgang war komplett umzäunt, mit einem modernen Glaszaun. Um den Aufgang heraus war eine große, freie Fläche, wo ein Klavier stand. Rund um das Klavier herum, waren überall Türen, die zu verschiedene Zimmer führten, was mir Raniya nun erklärte.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Where stories live. Discover now