Kapitel sechs

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Auf dem Weg zur Arbeit holte ich wie immer meine Starbucks Bestellung ab und entdeckte schließlich die Tägliche Shine an einem kleinen Stand, der Brezeln verkaufte. Neugierig nahm ich eine aus dem Gitter und schlug sie auf. Tatsächlich war auf der ersten Seite mein Bericht zu sehen.

Mein erster eigener Artikel. Mein Werk. Ich hätte wohl gerade auf der Stelle los schreien können, so glücklich war ich gerade. Mit einem breiten grinsen auf dem Gesicht bezahlte ich dem Mann am stand die Zeitschrift und lief dann mit ihr unter dem Arm in das große Gebäude.

"Ich hab sie auch schon! Für die ganze Kolleg Schaft gekauft", rief mir Jack zu und hielt einen Stapel mit ungefähr sechs Zeitschriften hoch. Gerührt bedankte ich mich bei ihm und fuhr dann in den 25 Stock hinauf, wo ich den Schwarzen Kaffee in Miss Thompsons Büro brachte und schließlich durch die Reihen lief, um zu meinem Platz zu kommen.

"Valentina!", quickte Karen aufgedreht und zog mich sofort zu ihrem Platz.

"Der Kaffee", rief ich panisch und stellte ihn dann noch schnell sicher auf dem Schreibtisch ab, bevor er vor meinen Füßen landete. 

"Das ist der Wahnsinn", keuchte meine Kollegin begeistert und deutete die ganze Zeit auf ihren Bildschirm. In Ruhe hing ich meine Handtasche um meinen Schreibtischstuhl und lehnte mich dann zu ihr hinüber.

Sie hatte unser Programm von der Zeitschrift geöffnet, wo man alles einsehen konnte. Ebenso wie oft sich die Zeitschrift bereits verkauft hatte. Wir hatten es 09:00 Uhr morgens und es waren bereits 99.900 Exemplare verkauft, was schlicht weg der Wahnsinn war. Sprachlos starrte ich die Zahl an, die gerade auf 100.000 umsprang.

"Sie ist der Renner!", quickte Karen begeistert.

"Wohl kaum wegen meinem Artikel Karen das kann nicht sein", meinte ich ungläubig.

"Dein ernst?! Abnehm Tipps, Protein Kuchen Rezepte", zählte meine Kollegin auf, während sie durch die Zeitschrift blätterte.

"Wie nehme ich 5 Kilogramm in sieben Tagen ab", sprach sie weiter, weshalb mein Herz schneller anfing zu schlagen. Das kann nicht wahr sein. 

"Valentina Clark, glaube mir, wenn ich dir sage, dass dein Artikel der Hit ist!", rief sie mir in mein Gedächtnis.

"Aber wieso?", fragte ich sprachlos.

"Vielleicht weil es sich rumgesprochen hat, dass er ehrlich und aufrichtig ist. Neue Informationen enthält, du einfach eine super gute Journalistin bist und vielleicht weil Maria Franklin es in ihrer Instagram Story gepostet hat", fügte sie hinzu. 

"Bitte wer hat was?", fragte ich heiser und stellte zitternd den Kaffee auf meinen Schreibtisch ab. Karen entsperrte ihr Handy und öffnete die Instagram Story von Maria Franklin. 

"So, ein kleines Wörtchen am Morgen für euch. Ihr wisst ja alle wie unfassbar verrückt ich nach Klatsch Zeitschriften bin. Ich habe mir gerade auf dem Weg in mein Studio die neue Ausgabe von der Shine gekauft, da ich gesehen habe, dass ein Artikel über die Moretti Familie darin steht. Ihr kennt mich ja nur zu gut und es ist ja nichts neues, dass ich alle Ausgaben über diese Familie lese, weil mich sowas einfach total interessiert. Aber ich muss hier jetzt mal ganz großes Lob an Valentina Clark aussprechen. Sie hat in diesem Artikel keine Gerüchte nieder geschrieben, sondern Informationen Preis gegeben, die sonst nirgends zu lesen waren. Wenn das alles stimmt, dann hat sie einen Großartigen Job gemacht und sich nicht wie alle anderen Journalistinnen auf Lügen konzentriert, die Spannung und Drama versprechen, sondern ehrliche Antworten verlangt und diese veröffentlicht. Ich Liebe ihren Artikel und kann ihn euch nur ans Herz legen, wenn ihr diese Familie genauso verfolgt wie ich. So viel dazu und jetzt gebe ich euch einen kleinen Einblick in mein heutiges Projekt -", sprach die Stimme aus dem Handy, bevor Karen die Story schloss.

Ich spürte nicht, dass mir irgendwann wohl der Mund aufgegangen ist, so sprachlos war ich gerade. Ein Internationales Model hat soeben meinen Artikel gelobt. MEINEN Artikel. Ich glaube ich dreh am Rad.

"Valentina Clark!", ertönte es plötzlich durch das Sammelbüro, weshalb ich aus meiner Starre erwachte. 

"In mein Büro!", forderte meine Chefin streng.

"Wenigstens kennt sie meinen Namen", meinte ich schließlich schulterzuckend und lief dann den Gang entlang zu ihrem Büro, in das ich eintrat. Angespannt ließ ich mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch nieder und legte die Hände in meinen Schoß.

"Was ist das?", fragte sie fordernd von mir und drehte mir die Seite mit meinem Artikel entgegen.

"Mein Interview Miss", meinte ich schlicht.

"Das sehe ich auch! Warum ist er nicht umgeschrieben wie ich es verlangt hatte?", knurrte sie unter zusammen gebissenen Zähnen.

"Ich empfand es so am besten und habe mich dazu entschieden es so abzusenden", antwortete ich wahrheitsgemäß. 

"Das habe ich so nicht abgesegnet", stellte sie klar, was mich nicken ließ.

"Sie können wirklich froh sein, dass diese Zeitschrift so gut verkauft wird, sonst wären sie ihren Job bereits los", meinte sie und ließ sich dann auf den riesigen Stuhl nieder.

"Und genau aus diesem Grund habe ich einen Auftrag an sie", sprach sie nun ruhiger als zuvor.

"Wir haben lange nicht mehr so viele Ausgaben verkauft, weshalb sie das einmalige Angebot bekommen ein zweites Interview mit dem Moretti Typen zu führen. Wenn diese Ausgabe wieder so ein Erfolg wird, dann bekommen sie ihr eigenes großes Büro und zählen zu einer meiner besten Journalisten", bot sie mir an, weshalb ich erneut sprachlos wurde.

"Überlegen sie sich, was dies für Vorteile für ihre Karriere als Journalistin hat", fügte sie mit einem provozierenden Unterton hinzu.

"Ich mache es", erwiderte ich schließlich und betrachtete die Frau vor mir eindringlich.

"Sehr schön. Der Termin ist morgen um 10:30 Uhr im Gefängnis", sprach sie beiläufig und fing daraufhin mit ihrer Arbeit an. Nickend erhob ich mich vom Stuhl und torkelte zu meinem Platz. Ich musste mich erst einmal setzen und alle neuen Informationen sacken lassen, bevor ich arbeiten konnte.

"Und?", fragte Karen neugierig und sah hinter ihrer Pappwand her. Ich holte tief Luft und sah dann nach rechts.

"Ich werde morgen nochmal Interviewen und bekomme wenn es gut läuft ein eigenes Büro", sprach ich fassungslos und raufte mir schließlich meine Haare.

"Wahnsinn", quickte Karen begeistert und drehte sich schließlich wieder zu ihrem Computer, da sie spürte, dass ich kurz meine Ruhe brauchte. Nach einigen Minuten, in denen ich nur die Decke angestarrt hatte, fuhr ich schließlich meinen Computer hoch und schrieb einige spannende Fragen für das nächste Interview heraus. 

Ich hoffte inständig, dass Moretti sich dieses mal nicht so blöd anstellte und mir ein wenig mehr Vertrauen gegenüber brachte, damit ich nun auch heiklere Themen ansprechen konnte. Ich werde niemals ein zweites gutes Interview hinbekommen, wenn er mir nun nichts weiter beantwortet, da er alle leichten Fragen schon letztes mal beatwortet hatte.

Seufzend schrieb ich eine Seite Fragen nieder, ehe ich diese ausdruckte und wegheftete. Schließlich setzte ich mich an die anderen Aufgaben die so anfielen und saß meine Zeit in meinem kleinen Büro ab, bis mein Handy vibrierte. 

Ich ging schließlich ran und wurde bereits von meiner Mutter angeschrien, weshalb ich mir den Lautsprecher vom Ohr hielt.

"Mum!", seufzte ich entsetzt und rieb mir die Schläfe.

"So unfassbar Stolz sind wir", sprach sie begeistert und kurz darauf ertönte ein Tröten. Das kann unmöglich ihr ernst sein.

"Ich hab doch gesagt sie schafft das", hörte ich meine Großmutter unbeeindruckt reden.

"Wir haben von der Frau auf Instagram gehört und das sie deinen Artikel empfohlen hat. Wie viele Zeitschriften habt ihr denn nun verkauft?", fragte meine Mutter interessiert, weshalb ich das Programm öffnete. Es waren bereits weitere vier Stunden vergangen, weshalb die Zahl sehr gestiegen ist.

"Achthundert Tausend", hauchte ich sprachlos und starrte meinen Bildschirm an. Es Leben acht Millionen Menschen in New York und davon hatten achthundrrt Tausend bereits meinen Artikel gelesen. Das ist unfassbar. 

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt