Kapitel zweiunddreißig

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"Sehr gut", lobte mich Arian, nach einem Schlag auf dem Boxsack. Ich trainierte seit drei Tagen intensiv mit ihm, was wohl daran lag, dass er kein erbarmen zeigte. Mein gesamter Körper war von Muskelkater geplagt und meine einzige Motivation war die Wut, die ich in mir trug und das heute Freitag ist und er mir ein Trainingsfreies Wochenende versprochen hatte.

Total verschwitzt legte ich mich nach einer Stunde Training auf den Gummiboden und streckte alle Arme und Beine von mir, während der Schweiß meinen Hals hinunter zu meinen Brüsten lief. 

Ich sah an mir herunter und konnte genau beobachten, wie mein Brustkorb unruhig auf und ab ging, weshalb ich einfach platt liegen blieb. Dies durfte ich aber nicht lange, da Arian mich wieder auf die Beine zog. 

"Du solltest Duschen, du siehst scheiße aus", kommentierte er mein Aussehen, weshalb er einen Schlag gegen den Hinterkopf bekam.

"Du auch", konterte ich schwach, nahm meine Wasserflasche, die ich auf trank und schließlich mit dem Jungen die dunkle Treppe hinauf lief. Wir kamen aus dem kleinen Flur der Büros in den großen Flur, weshalb wir sowohl Sergio und Keno, als auch Raniya an der Haustür entdeckten, die alle samt hinaus sahen.

Fragend sah ich zu Arian, der ebenso ratlos aussah. Wir traten ein Stück näher, bis ich entdeckte, was der Grund für die Versammlung war.

Eine Junge Frau, Anfang zwanzig stand auf dem Kiesboden. Sie ließ sich gerade von den Bodyguards zwei Koffer aus dem Auto heben, während sie damit beschäftigt war ihre Platin Blonden, Hüftlangen Haare glatt zu streichen.

Ihre zärtlichen Füße waren in High Heels gesteckt, womit sie nur schwer über das Kies laufen konnte. Zu meinem Bedauern kam sie direkt auf uns zu, schloss Sergio und danach Raniya in ihre Arme. Ich bekam ein Flaues Gefühl im Magen. Das kann jetzt wohl nicht wahr sein.

Als sie jedoch zu Keno lief, sie Gesicht in ihre Hände nahm und ihn schließlich küsste, wurde das ganze zur Wirklichkeit. Das war seine Verlobte und sie zog hier ein. Hilfesuchend sah ich zu Arian, der das ganze Szenario ebenso beobachtete. Kurz darauf huschte sein Blick zu mir und zog belustigt eine Augenbraue hoch. 

Wieso hatte ich mich nicht schon viel früher richtig mit Arian unterhalten. Er ist das komplette Gegenteil seiner Familie. Er fand einige Situationen und Traditionen ebenso belustigend und vollkommen drüber wie ich. Außerdem war er Momentan wohl meine Größte Stütze während der ganzen Sache mit Keno und das ich hier eingesperrt war. 

Die Blondine kam genau auf uns zu und betrachtete uns beiden verschwitzten intensiv, ehe sie die Nase krümmte.

"Wer seid ihr denn?", hakte sie interessiert nach.

"Wir haben uns schonmal gesehen Violet, ich bin der Bruder deines Verlobten", wies Arian sie hin, wobei ein wenig Druck in seiner Stimme mit schwang, da sie sich nicht mehr an ihn zu erinnern schien. 

Sie sah auch aus wie eine Violet.

"Ach genau", meinte sie nachdenklich und betrachtete ihn genau. Danach glitt ihr Blick zu mir, wie ich hier total verschwitzt in kurzer Sport Hose und Sport BH vor ihr stand.

"Valentina", sprach ich nur und zog die Augenbrauen ein wenig zusammen, ehe ich einen Blick auf Keno warf, der die Hände in den Hosentaschen hatte. Er trug eine Pechschwarze Jeans, mit einem grauen Hemd, was wie immer einfach perfekt aussah. 

"Ahh die Personal Trainerin", stellte Blondie fest und man konnte ihr direkt ansehen, dass sie stolz auf ihre Feststellung war. Ich rollte mit den Augen und sah zu ihr hinauf, da sie in den High Heels ein stück größer war als ich.

"Journalistin, also pass auf was du sagst. Ich bin eine der bösen Sorte, ich schreibe über jeden Klatsch und Tratsch. Manchmal denke ich mir sogar was dazu, nur um einen Ruf zu ruinieren oder Existenzen zu zerstören", sprach ich, setzte ein grinsen auf, nickte ihr freundlich zu und verschwand dann die riesige Treppe hinauf in mein Zimmer um endlich Duschen zu gehen.

Personal Trainerin

Äffte ich sie immer wieder in Gedanken nach. Ja genau, wers glaubt. Frustriert suchte ich mir frische Unterwäsche heraus und lief damit ins Badezimmer, wo ich mich aus den Sportsachen quälte und schließlich unter die Heiße Dusche ging.

Personal Trainerin...

Wütend rieb ich meine Haare mit Shampoo ein und rasierte meine Beine, wobei ich mich einige Male schnitt. Verdammt. Nach einigen Minuten stieg ich aus der Dusche, wickelte meine Haare in ein Handtuch und trocknete meinen Körper ab, ehe ich kleine Klopapier Stücke zurecht riss und auf die Wunden auf meinem Bein klebte. 

Nachdem ich meine Haare gekämmt, geföhnt und gelockt hatte, entfernte ich die kleinen Papierfetzen von meiner Haut und lief in mein Ankleidezimmer, wo ich mir eine Schwarze Lederjeans heraus nahm und anzog. Dazu kombinierte ich ein dunkel graues Top, was das einzige bisschen Farbe in meiner Kleidung war. 

Frisch Angezogen ging ich aus der Tür, hielt jedoch inne, als ich eine Stimme wahr nahm. Ich folgte ihr und machte schließlich vor Kenos offener Zimmertür halt. Neugierig schielte ich hinein, und sah Violet, wie sie ihren Koffer ausräumte und dabei ihr Handy ans Ohr drückte.

"Wusstest du, dass die eine Journalistin hier haben?", fragte sie bissig. 

"Ist mir scheiß egal, die könnte alles ruinieren", erwiderte sie, nach einer kurzen Pause, in der ihr Gesprächspartner wohl geantwortet hatte. 

"Ich beruhige mich nicht. Wenn sie mitbekommt, dass ich nur hier bin um die Morettis auszuspionieren, dann bin ich tot! Und ihr hoffentlich auch", schimpfte sie laut, wurde aber gegen Ende wieder leiser, da sie wohl gemerkt hatte, dass sie auch so fast jeder hören konnte.

Aber zu spät Süße, ich weiß schon Bescheid.

Es gibt jetzt zwei Möglichkeiten, entweder ich gehe zu Keno und sage ihm, was ich mitbekommen habe, oder ich lasse ihn leiden, dafür, dass er auf so dämliche Ideen wie eine Hochzeit kommt.

Jedoch würden dann auch Raniya und Arian darunter leiden und den beiden möchte ich das ganze eigentlich ungerne antun. Ich seufzte frustriert und lief die Treppe hinunter, mit dem Gedanken jetzt das richtige zu tun.

"Hast du Keno gesehen?" fragte ich Raniya, die gerade in der Küche stand und in einer Zeitschrift herum blätterte.

"Er ist mit Sergio im Büro, aber du kannst ja mal nach sehen ob die beiden gleich fertig sind ich wollte auch noch mit meinem Mann los, langsam wird es spät", meinte sie ungeduldig und sah auf ihre teure Uhr.

"Wohin geht es denn?", fragte ich interessiert, was sie zum grinsen brachte.

"Wir gehen heute alte Freunde von uns besuchen", erzählte sie glücklich, was mich direkt auch wieder glücklich machte.

"Dann wünsche ich euch ganz viel Spaß", meinte ich liebevoll.

"Danke dir liebes", erwiderte sie und ich verschwand wieder im Flur, auf dem Weg zu Sergios Büro, wo gerade die Tür geöffnet wurde. Keno trat heraus, weshalb ich ihn ansah.

"Können wir reden?", fragte ich vorsichtig. Er machte vor mir halt und steckte die Hände wieder in die Hosentaschen, während er zu mir hinunter sah. Da keine Antwort von ihm kam, lief ich einfach voraus und entschied mich für unser Gespräch für die Hollywood Schaukel, da uns dort wohl kaum jemand hören konnte. 

Ich ließ mich auf die Schaukel nieder und wartete, bis er sich auch endlich setzte. 

"Brauchst du noch was für dein Interview?", fragte er irritiert, als wäre das das einzige, worüber wir die letzten Wochen gesprochen hatten.

"Es geht um Violet", fing ich vorsichtig an.

"Nein Valentina, hör auf damit, belass es dabei, dass ich sie heiraten werde", fiel er mir ins Wort.

"Hör mir zu!", befahl ich streng, da ich keine Lust hatte, dass er mich jetzt ständig unterbrach. Er hielt schließlich die Klappe, weshalb ich tief Luft holte, um es ihm zu sagen.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Where stories live. Discover now