Kapitel einundzwanzig

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Gerade als wir den Steg verließen und die Treppen hinauf steigen wollten, hörten wir zwei laute Männerstimmen, die sich aufs übelste beschimpften. Ich entdeckte Sergio, der unten mit einem anderen Mann stand, weshalb ich Keno anstupste und dort hin zeigte.

„Geh hoch zu Grace!", befahl er mir und stieg die Treppenstufen wieder hinunter, um zu den beiden Männern zu gelangen. Ich lief so schnell es ging hinauf und suchte den Garten nach Grace oder anderen Familienmitgliedern ab. Als ich den Brünetten Haarschopf entdeckte, machte ich mich sofort auf den Weg zu ihr und stellte mich dicht neben sie.

„Hey", begrüßte sie mich lächelnd, welches aber erlosch, als sie meinen besorgten Gesichtsausdruck sah.

„Was ist los? Wo ist Keno?", fragte sie direkt und suchte mit ihren Augen den Garten nach ihm ab.

„Er hat gesagt ich soll zu dir gehen. Sergio streite sich unten am Strand mit einem Mann und er wollte das klären", erklärte ich ruhig, wobei ich wusste, dass solche Streits wahrscheinlich sehr schnell eskalierten.

„Wir warten noch einige Minuten", sprach sie und wir beide starrten auf die Treppe, die hinunter führte. Tatsächlich kam Keno kurz darauf mit Sergio wieder zum Vorschein und setzten einen nichts sagenden Blick auf. Sie gesellten sich wieder zu uns, weshalb ich beide prüfend ansah und sie auf wunden untersuchte.

„Ihr habt euch mit dem Garcias gestritten?", sprach Raniya leicht panisch und zerrte Sergio an sich. Dieser versuchte sie zu beruhigen und erklärte, dass alles halb so wild wäre. Nach der Aktion hatte ich nur leider ein seltsames Gefühl im Magen, was mich nicht mehr in frieden ließ.

Ich entschied mich irgendwann mit Grace ein wenig zu der Musik zu tanzen und nahm mir danach wieder ein neues Weinglas. Außerdem machten wir uns beide über den Schokobrunnen mit Obst her, den wohl niemand mehr an diesem Abend benutzten durfte, außer uns beiden.

Irgendwann entschieden wir uns dazu, wieder zurück zu den anderen zu gehen, fanden diese jedoch nicht an dem gewohnten platz. Wir sahen uns irritiert um, während ich mir eine Erdbeere mit Schokolade in den Mund steckte und meine Augen zusammen kniff, in der Hoffnung mehr zu sehen.

„Valentinaaa", meinte Grace nun und zog das 'a' dabei extra lang.

„Graceee", nuschelte ich mit vollem Mund und blickte dann zu ihr hinüber. Sie suchte panisch die Rasenfläche ab und biss sich dabei auf der Unterlippe herum.

„Die Gracias sind auch nicht da", meine sie nun. Ich war noch nicht wirklich drin in dem ganzen Thema, jedoch wusste ich, dass sie eine andere Mafia Familie sind, mit denen die Morettis nach der letzten Verhandlung nicht mehr sonderlich gut klar kamen.

„Also das läuft jetzt wie folgt ab, wir suchen alle und versuchen dabei so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf die Situation zu lenken", sprach die brünette und zusammen liefen wir durch die Menschenmenge. Hin und wieder begrüßten wir ein paar Leute und setzten ein lächeln auf, damit es nicht auffiel.

Wir hatten den ganzen Platz auf dem Rasen abgesucht, weshalb nur noch der Strand in Frage kam. Zusammen stiegen wir die Treppe hinunter, entdeckten aber soweit niemanden, bis wir Stimmen hörten. Wir sahen uns an, sodass Grace dann in die besagte Richtung nickte. Ich zog meine High Heels aus und lief mit ihr durch den weichen Sand, bis ich Sergio sprechen hörte.

„Sei Vernünftig und hör auf mit dem Bullshit!", rief dieser wütend. Wir blickten um die Ecke und entdeckten die gesamte Moretti Familie, die gegenüber der Gracias standen. Sie hatten drei Söhne, die neben ihren Eltern standen und machten einem regelrecht durch ihre Anwesenheit Angst. Sie hatte alle Ganzkörpertattoos und dunkle, buschige Augenbrauen, weshalb ihr Blick düster wirkte.

„Ihr habt einen unserer Männer schwer verletzt, nun wars das mit dem Frieden", erwiderte der andere Mann.

„Lasst es nicht wieder so werden wie damals. Es gibt doch keinen Grund dazu", erwiderte Sergio erneut.

„Unsere Väter haben von Anfang an gewusst, dass wir keinen Frieden behalten können", knurrte der andere Mann wieder. Ich sah verwirrt zu Grace, die plötzlich die Augen aufriss, weshalb ich wieder zu den anderen sah. Einer der Söhne hatte seine Waffe gerückt und drückte sie Arian auf die Stirn.

„Wir werden einen von euch ebenso verletzen, wie ihr es bei uns getan habt", knurrte der Sohn gegen Arians Stirn.

„Es war einer eurer Bodyguards! Das ist mein Sohn, lasst es oder ich blase euch das Hirn raus!", meinte Sergio mit tiefer stimme und trat einen Schritt näher an den anderen Vater. Raniya betrachtete ihren jüngsten Sohn, der ganz ruhig stehen blieb und seinem gegenüber standhaft in die Augen blickte.

Als dann einer der anderen Söhne ruckartig seine Waffe zückte, taten dies alle anderen in der Runde eben so und prompt löste sich ein Schuss. Keno blickte an sich hinunter und hielt daraufhin seine Hand an den Bauch, ehe er auf die Knie sank. Mein Herz raste unkontrolliert und gerade, als der mittlere Sohn dabei war, Keno den letzten Schuss zu verpassen, zog ich meine Waffe aus dem Gurt, Zielte und traf.

Der Junge blickte sich um, sah dann zu mir und kurz darauf klebte seine Hose durch das Blut an seinem Bein. Sein Blick verdunkelte sich, während Sergio und Arian Keno unter den Armen griffen und in unsere Richtung schleppte.

„Valentina", stelle Raniya beeindruckt fest und die Familie lief an mir vorbei, während ich mit der Waffe weiter auf die anderen zielte, damit diese bloß keinen Blödsinn machte. Ich glaube, die Entscheidung des Schusses werde ich gleich noch sehr bereuen.

Sergio kontaktierte den Limousinenfahrer und wir liefen durch einen nicht so stark besuchten weg zum Auto, wo wir alle einstiegen. Wir hatten wahrscheinlich durch den Schusswechsel schon genug aufsehen erregt, weshalb wir Keno nicht schwer verletzt über die Rasenfläche schleifen wollten.

Im Auto angekommen, legten Sergio und Arian Keno auf die Sitzbank und entfernten seine Anzugjacke, um sein Hemd aufknüpfen und wegschieben zu können. Raniya sorgte sofort dafür, dass die Blutung gestillt werden konnte und ich warf perplex meine Waffe auf die andere Bank, da ich diese gerade nicht mehr anfassen wollte.

Ich hatte gerade einem Menschen ins Bein geschossen. Um Himmels Willen was hatte diese Familie bloß für einen Einfluss auf mich. Keno stöhnte schmerzhaft vor sich hin, weshalb ich wieder zurück in die Realität geholt wurde. Ich robbte zu ihm um zu prüfen, wie schlecht es ihm ging.

„Was tun wir?", fragte ich an Raniya gewandt, die mich kurz in den Arm nahm.

„Wir kennen hier ein paar Leute, die ihm helfen", erklärte sie mir zögernd und mein Blick ging wieder hinunter zu Keno, dessen Gesicht nun auch voller Blut war, weil Raniya ihm über die Wange gestreichelt hatte.

„Willkommen in der Familie", hauchte er schwach, weshalb mein Herz aussetzte.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt