Kapitel vierzehn

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Ich verließ pünktlich um 08:00 Uhr das Haus, um mich auf den Weg zu den Morettis zu machen, als an der Straße das schwarze Auto der Morettis anhielt. Henno stieg aus und begrüßte mich mit einem lächeln.

„Guten Morgen", sprach dieser in meine Richtung und öffnete die Hintertür des Autos.

„Guten Morgen?", erwiderte ich, was eher wie eine Frage klang.

„Warum holen sie mich ab?", fragte ich an den etwas älteren Mann gewandt.

„Steig ein, ich muss dich zu etwas mitnehmen", ertönte die Stimme von Keno aus dem Auto, weshalb ich erschrocken zusammen zuckte. Ohne groß zu überlegen, stieg ich zu ihm auf die schwarze Lederbank und bekam mit, dass auf meiner Seite schon zwei Bodyguards saßen. Ich setzte mich einfach hin, schnallte mich an und als ich hinauf blickte, sah ich nicht nur Keno der gegenüber von mir saß, sondern auch zwei weitere Bodyguards.

„Morgen", murmelte ich in die Runde und sah dann aus dem Fenster, da Henno gerade die Tür geschlossen hatte. Ich bemerkte noch, wie Keno meine Worte mit einem nicken absegnete und schließlich ebenfalls aus dem Fenster sah. Die ganze Situation war mir ein wenig unangenehm, da ich hier zwischen großen, breiten Männern im Anzug saß, die alle aussahen als hätten sie das Sprechen verlernt. Habe ich jemals schon jemanden von ihnen reden hören?

„Wo fahren wir hin?", fragte ich schließlich nach einigen Minuten stille, da die Situation sehr erdrückend auf mich wirkte. Er antwortete nicht sofort, wahrscheinlich dachte er nach, was er mir sagen sollte und was er besser verschwieg, das war ja nichts neues für diese Familie.

„Wir müssen etwas abholen", kam schließlich von ihm, was meine Frage in keinster Weise beantwortete. Augenrollend wendete ich meinen Blick wieder aus dem Fenster und klammerte mich an meine Handtasche. Wir fuhren noch einige Zeit, bis wir vor einer Lagerhalle hielten, wessen Tor offen stand. Ich erblickte einen kleinen, älteren Mann mit Anzug, der seine grauen Haare streng nach hinten gegeelt hatte. Rechts und Links von ihm standen zwei Bodyguards, die düster auf unser Auto starrten.

Direkt vor ihm war eine große Holzkiste, die dem Mann bis zur Hüfte reichte, was mich die Stirn runzeln ließ. Keno kramte in seinem Anzug nach seiner Waffe, lud diese direkt vor meinen Augen nach und genau das gleiche taten die Bodyguards ebenfalls. Bitte was?

„Setz dich auf meinen Platz und warte hier", sprach der Braunhaarige. Er nahm vorsichtig meine Hand und zog mich zu sich, sodass wir Plätze tauschten.

„Keno?", hauchte ich heiser, da ich nicht wusste, was gleich passierte.

„Hmm?", brummte er und sah dann zu mir.

„Passt auf euch auf", meinte ich schließlich und war selbst überrascht, dass ich dies gerade sagte.

„Machst du dir sorgen um mich?", fragte er belustigt.

„Wohl eher um mich. Ich muss dann deiner Familie sagen das du Tod bist", versuchte ich die Situation zu retten, wobei es keine ganze Lüge war. Ich wollte wirklich nicht die Person sein, die diese Nachricht der Familie überbringt, falls die Leute da draußen mich nicht als nächstes umbringen sollten.

„Ich pass schon auf uns auf", sprach er noch, ehe Henno die Autotür öffnete und die Bodyguards ausstiegen. Kurz darauf folgte Keno und die Tür wurde wieder geschlossen. Ich hoffte einfach, dass ich gleich nicht Zeuge von einem Mord werde.

Ich blickte durch die getönte Scheibe, wie die sechs auf den Mann zu liefen. Scheinbar ist noch einer vorne bei Henno mitgefahren, weil es hier hinten nur fünf Bodyguards waren. Zögernd klopfte ich an die Scheibe, die mich von Henno trennten. Dieser fuhr das schwarze Glas herunter und neigte seinen Kopf in meine Richtung.

„Darf ich sie Henno nennen?", fragte ich zuerst.

„Natürlich", erwiderte er, weshalb ich mich wieder in den Sitz fallen ließ und heraus sah, während ich mit ihm sprach.

„Sind sie nervös?", fragte der Fahrer.

„Ja, schon. Ich möchte nicht, dass etwas passiert", erklärte ich meine Nervosität.

„Sind sie öfter bei solchen Sachen der Fahrer?", fragte ich Henno.

„Immer. Die Familie Moretti hat nur mich als Fahrer", beantwortete er mir meine Frage und ich sah, wie sich plötzlich Keno und seine Bodyguards umdrehten und zu unserem Auto sahen, nachdem der ältere Mann auf uns gezeigt hatte. Ich hielt automatisch die Luft an und bewegte mich nicht, obwohl sie mich gar nicht sehen konnten. Als sie sich wieder umgedreht hatten setzte Henno wieder zu Wort an.

„Sie wissen nicht, dass hier noch jemand drin sitzt. Sie haben gesehen, wie ich mit ihnen gesprochen habe, das ist eigentlich alles andere als erlaubt, wir sollten also wieder aufhören und froh sein, dass der Verkäufer nicht ausflippt"

„Tut mir leid", sprach ich sofort und sah stumm aus dem Fenster. Keno lief mit einer riesigen Waffe in den Händen auf das Auto zu, seine Bodyguards hinter ihm, mit dem Gesicht zum Verkäufer um wohl alles im Blick zu haben. Henno wollte gerade aussteigen, als einer der anderen Bodyguards auf die von Keno zielte. Ich ließ einen Schrei los und kurz darauf war die Situation schon eskaliert.

Kenos Männer fingen an zu schießen und Henno schloss seine Tür wieder, da er unter diesem Umständen nicht raus konnte und schnell los fahren musste. Ich zögerte nicht lange, stieß die Autotür auf und ließ Keno einsteigen, der die Waffe auf meinen Schoß warf und schließlich ebenfalls anfing auf die anderen zu schießen. Sie zogen sich schließlich in das Auto zurück, nachdem die anderen beiden Bodyguards bereits am Boden lagen und der ältere Mann sich hinter der Holzkiste versteckte.

Der letzte Bodyguard von uns schloss schnell die Autotür und Henno drückte auf das Gaspedal, weshalb wir zügig vom Hof fuhren und wieder auf den Straßen New Yorks landeten.

„So eine scheiße", fluchte Keno.

„Sie haben gesehen, dass wir noch jemanden im Auto hatten", sprach der eine Bodyguard, der mir gegenüber saß. Kurz darauf, spürte ich einen Kopf auf meiner Schulter und bemerkte, dass der eine große Mann neben mir ohnmächtig geworden war. Ich entdeckte das Loch an seiner Schulter und zog seine Anzugjacke ein Stück herunter. Ich sah, dass sein weißes Hemd bereits in Blut getränkt war, weshalb ich aufstand und ihn auf die Bank ablegte.

„Keno...", meinte ich ruhig, weshalb er den Kopf von der Waffe nahm und zu mir sah.

„Fuck", fluchte er und haute dem Mann ein paar mal gegen die Wange. Ich befreite ihn aus dem Jacket und band ohne zu zögernd den Ärmel um die Wunde, damit eine Art Druck Verband entstand.

„Was tust du?", fragte Keno und blickte nur auf mich herab.

„Hoffen das er nicht verblutet", gab ich patzig zurück und schnürte die Jacke so eng es ging, schließlich klopfte ich gegen die Scheibe, damit diese herunter fuhr.

„Henno, magst du ein bisschen schneller fahren. Ich will nicht noch einen Toten innerhalb eines Tages erleben", sprach ich und den letzten Satz wandte ich mit einem scharfen Unterton an Keno, der nur eine Augenbraue herauf zog.

„Dich scheint das ganze auch gar nicht zu interessieren oder?", meinte ich bissig zu ihm.

„Wir haben noch mehr Bodyguards, außerdem können wir ganz schnell neue besorgen", erwiderte er schulterzuckend.

„Du bist unausstehlich. Das sind auch Menschen und die haben genauso Familie wie du", konterte ich ungläubig, was ihn schweigen ließ, während ich meine Blutverschmierten Finger auf die Wunde drückte. Wir sagten alle nichts mehr, bis wir an dem Anwesen der Morettis ankamen und alle aus dem Auto stiegen. Als ich ausstieg, kam Raniya sofort auf mich zu und prüfte mich auf Verletzungen.

„Mir geht es gut, es hat nur einen eurer Bodyguards erwischt", erklärte ich und deutete auf das Auto. Raniya rief sofort ihre privaten Ärzte an, die keine fünf Minuten später da waren, weil sie wohl in dem anderen Haus wohnten, was hier auf der Klippe stand. Es war ein kleines Anwesen, das einige Meter den Weg nach unten stand und mir bereits aufgefallen war.

„Lass uns erst einmal rein gehen", schlug Raniya vor und schob mich Richtung Haustür. Ich ließ mich einfach hinein führen und die Situation auf mich wirken.

𝐌𝐨𝐫𝐞𝐭𝐭𝐢 ✓Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora