09

6.2K 452 39
                                    

(Das kursiv geschriebene passiert wieder danach)

Ich war Schutzpatronin für etwas ganz besonders.

Für etwas was ich mir nie hätte träumen lassen.

Ich war ein Engel für die Liebe. Mit Pfeil und Bogen.

Vorsichtig ließ ich die beiden Holzfiguren sinken, denn ich hörte eine fröhliche Lache von draußen.

Diese beiden Mädchen.

Die eine blond, interessiert sich sehr für Sport insbesondere skaten, ist 20 Jahre alt und lebt glücklich bei ihrer Familie. Allerdings fühlt sie etwas ganz besonderes gegenüber ihrer besten Freundin. Sie ist sich nicht ganz sicher ob es wirklich Liebe ist, doch es einfach zu riskieren würde ihrer Meinung nach die Freundschaft kaputt machen. Seit ihrem 18. Geburtstag ist sie schon so. Gut zu wissen.

Die zweite ist ebenfalls blond und ihre große Leidenschaft ist Mode und Design. Sie lebt bei ihrer Mutter und ihrer Schwester, da ihre Eltern getrennt sind.

Sie würde die erste sein.

Sie würde die erste sein die mein Pfeil trifft genau sie.

Ich stellte die zwei Holzfiguren nun ganz ab und schlich leise zu meiner Tür die immer noch offen stand. Vorsichtig ließ ich mich nieder und blickte auf die beiden. Sie schienen wirklich die besten Freunde zu sein wie sie lachen durch die dunklen Gassen Londons schlenderten. Wahrscheinlich kamen sie von einer Party oder einer Feier. Sie schienen Spaß zu haben.

Spaß.

Etwas das Leute wie ich noch nie hatten.

Liebe.

Etwas das Leute wie ich noch nie hatten, doch trotzdem war ich die Schutzpatronin dafür. Ich war nun kurz davor den Menschen das zu geben, was mir immer gefehlt hatte. Ich war nun die Person die anderen half. Die anderen half das zu bekommen nachdem ich mich  immer gesehnt hatte.

Vielleicht hätte ich nur nach draußen gehen müssen, dass ein Engel mich sieht, doch das bin ich nicht.

Wenn ich es mir jetzt recht überlege, wollte ich wirklich Liebe? Oder hatte ich nur die Schuld auf sie geschoben? Hatte ich die Schuld auf etwas Schönes wie die Liebe geschoben, nur weil mein Leben den Bach runter lief?

Natürlich würde es mir mit Liebe besser gehen, keine Frage. Aber der Grund warum ich so war wie ich war, lag einzig und allein daran, dass ich arm war.

Wenn ich eine Villa hätte, genug zu essen und möglicherweise auch ein weiches Bett, dann würde ich mir keine Gedanken mehr über Liebe machen.

Vielleicht war Liebe gar nicht das entscheidende was mir fehlte.

~

Ich ging den Gang entlang. Ich verfolgte nur ein Ziel.

Doch ich wusste nicht welches. Wieder einmal machte mein Körper was er wollte und ich ließ mich von ihm tragen.

Der Gang schien endlos lang.

Endlos lang wie meine Gedanken. Während andere es einfach so nahmen, grübelte ich nächtelang. Unbewusst setzte ich immer Dinge ein die einfach meinem Urteilen nach hingehörten. Und dann kamen manchmal wieder meine Blitzgedanken. Wo ich auf einmal etwas wusste, doch nicht wusste woher es kam.

Im Moment war es so weit dass sie mein Leben steuerten. Ohne diese Gedanken würde ich noch immer auf meiner Matratze sitzen und mich fragen was das alles soll. Doch nun kam alles anders.

Ich lief weiter den Gang entlang. Obwohl, eigentlich lief ich nicht. Ich ging und verließ mich auf meine Füße. Sie machten die Arbeit von alleine, ich hing nämlich die ganze Zeit meinen Gedanken nach. Wie ich es immer tat.

~

Ich fixierte, die Augen zu schlitzen geengt, die beiden Mädchen. Leise nahm ich aus meiner Rückentasche einen Pfeil.

Er war spitz. Ich wusste ich könnte das Mädchen damit umbringen, oder ihr Liebe geben.

Ich wusste ich könnte Mörder werden, oder ihr Liebe geben.

Ich wusste ich könnte ins Gefängnis kommen, oder ihr Liebe geben.

Ich war mir sicher, dass ich ihr Liebe geben werde. Doch das erste Mal seit den letzten Stunden zögerte ich. Ich war mir nicht sicher ob ich den Pfeil nun wirklich abschießen sollte. Auch wenn ich wusste, dass mir mein Herz im Moment genau das richtige sagte, war ich mir unsicher.

Sollte ich oder sollte ich nicht?

Ich spannte den Pfeil mit meinen aufgeschürften Fingern in den Bogen ein.

Sollte ich das Risiko eingehen einen Menschen umzubringen? Oder sollte ich meinen Instinkt bekämpfen?

Ich wusste, dass ich sie nicht umbringen werde, aber das Risiko ist sehr groß, dass es so sein würde.

Meine Gedanken drehten sich im Kreis, da die Mädchen sich immer weiter von mir entfernten.

Ich musste ihr Liebe geben. Ich musste ihnen Liebe geben. Ich konnte jetzt keinen Rückzieher machen. Ich würde es mir nie verziehen. Nie.

Ich bemerkte wie meine Hände zu schwitzen anfingen. Ich war etwas nervös.

Sollte ich schießen oder nicht?

Ich war nun ein Engel. Es war meine Pflicht.

Es war meine Pflicht.

Es war meine Pflicht, ganz genau.

~

Ich versteckte mich in einer dunklen kleinen Ecke des Ganges. Meine Augen beobachteten den Mann der die Hände in der Hosentasche eingeschoben hatte.

Meine Hände tasteten meinen Rücken nach einen neuen  Pfeil ab. Nun wusste ich was zu tun war. Ich zog einen hervor und spannte ihn mit zittrigen Fingern in den Bogen ein.

Ich wusste zwar schon was passiert doch ich war trotzdem noch nervös.

~

„Ich weiß, dass ich sie nicht umbringen werde.“

Mit diesen Worten im Gedanken schoss  den Pfeil los.

An Angel Will DieDonde viven las historias. Descúbrelo ahora