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Ich drängte mich noch weiter in die Menge.

Mein Pfeil war vorhin nicht verschwunden, was hieß, dass er sich noch in meiner Hand befand.

Einige Menschen tanzten gleich neben mir. Andere standen nur da und unterhielten sich. Und einige tanzen mit dem Rücken zu mir.

Und dort. Dort, gleich neben mir.

Stand ein Mann mit dem Rücken zu mir.

Nur, dass niemand mit ihm redete. Er würde der zweite sein. Er brauchte die Liebe. Die Liebe die ich ihm nicht geben konnte. Doch jemand anders konnte es mit meiner Hilfe.

Er hatte eine dicke Lederjacke an, also konnte ich nicht wie bei dem Mädchen den Pfeil nur streichen lassen.

Also hob ich meine Hand in der Pfeil war und steckte den Pfeil in seinen Rücken.

Gott sei Dank löste sich der Pfeil auf und es blieb auch kein Loch in der Jacke zurück.

Das war alles was ich in der ersten Sekunde bemerkte und dann verschwand ich wieder in der Menge.

Ich warf noch einmal einen Blick auf den Mann zurück und mein Blick fiel darauf wie er gerade einen anderen Mann küsste.

Obwohl es zwei Männer wo ich mich in keinen der beiden hineinversetzen konnte versetzte es mir einen Stich.

Und noch einen.

Und auch in meinem Bein einen.

Und in meinem Nacken.

Die Schmerzen waren nicht so schlimm wie die vorhin. Doch es tat trotzdem höllisch weh.

Warum musste es so wehtun? Wieso?

Ich versuchte die Schmerzen abzuschütteln und begann zu tanzen.

Nicht so schnell wie es die Musik verlangt. Ganz langsam.

Ich tanzte als wäre es Zeitlupe.

Ich tanzte in meiner eigenen Welt mit eigener Musik.

Ich versuchte so zu tanzen wie mein Herz sich anfühlt. Ich versuchte in meinen Bewegungen meine Stimmung zu wiederspiegeln.

Ich schloss meine Augen und hob meine Hand.

Ich tat das was ich schon immer wollte. In der Nacht mit Menschen in meinem Alter tanzen. Auch wenn ich nicht direkt mit ihnen tanzte.

Ich versuchte glücklich zu sein.

Doch es war nicht die Musik die mich trug. Es war nicht die Musik zu der ich mich bewegte. Es war nicht die Musik die mich im Moment zum Tanzen brachte.

Nein. Der Schmerz ließ mich fliegen. Der Schmerz ließ mich bewegen. Der Schmerz brachte mich zum Tanzen.

Und er wollte nicht nachlassen.

Ich tanzte. Ich wollte auf andere Gedanken kommen. Ich wollte den Schmerz abschütteln.

Ich fragte mich wie lange ich noch mit diesem Schmerz leben konnte. Und wie lange ich es wollte.

Ich musste mit bedauern feststellen, dass das nicht zur gleichen Zeit war.

Ich wollte mit dem Schmerz überhaupt nicht mehr leben.

Doch ich konnte mit dem Schmerz noch leben.

Er machte mich seelisch kaputt doch physisch bleibe ich noch lange fit.

Ich sah es schon vor mir.

Ein Engel wird sterben, bedeckt mit Weiß, Augen geschlossen, in der Hoffnung auf ein besseres Leben.

Und dieser Engel werde ich sein. Meine weißen Flügel werden sich immer noch auf meinem Rücken befinden, meine Augenlider werden geschlossen sein und die Hoffnung auf ein besseres Leben wird mit mir sterben.

Niemand wird sich darum kümmern. Und falls ich doch mal gefunden werde, werden sie sehen, dass ich nicht einmal Bürger Londons war und dann werde ich nicht mehr wichtig für sie sein.

Ja genau das sah ich vor mir.

Und genau so würde es sein.

Auch wenn ich mich jetzt nicht umbrachte. Irgendwann sterben wir alle. Auch wenn wir es nicht sofort machten.

Irgendwann wird uns alle das Schicksal treffen.

Bis dahin sollte man sein Leben auskosten. Ja, man sollte etwas aus seinem Leben machen.

Doch dann gab es noch so Menschen wie mich die endlich sterben wollen.

Alles was ich aus meinem Leben machen könnte konnte ich nicht. Nicht einmal einen Pfeil auf eine Person schießen, dass sie sich verliebt.

Nicht einmal das schaffte ich ohne an Schmerz fast zu ersticken.

Jeder könnte es. Doch ich konnte es nicht.

Und erneut fragte ich mich warum genau ich für diesen Job ausgesucht wurde.

Jemand anders könnte meine Rolle viel besser übernehmen. Jemand anders würde es nicht so zerstören.

Wenn sie Spaß dran hatten mich fertig zu machen dann bitte. Aber ich hatte keinen Spaß daran. Anfangs steuerte mich mein Körper. Ich konnte nicht selbst entscheiden was ich machte. Mein Körper machte es von selbst.

Nun sollte mein Kopf entscheiden. Mein Kopf könnte sich durchsetzten.

Doch leider gab es noch mein Herz. Mein Herz was mich von allem Gutem abbrachte und mich zum Beispiel dazu brachte Hass hinzu zu fügen.

Es brachte sogar meinen Kopf dazu meine Meinung zu ändern.

Mein Herz war anders als irgendein anderes Herz. Auch wenn es womöglich gleich aussah. Mein Herz sagte meinem Kopf was mein Gefühl war. Was ich gerne tun möchte. Und mein Kopf stimmt zu.

Es hieß immer „so lange es von Herzen kommt ist alles gut"

Doch was ist wenn Hass von Herzen kommt?

An Angel Will DieWhere stories live. Discover now