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Nun stieg ich aus der S-Bahn aus und sie fuhr in raschen Tempo weiter.

Ich war froh dass ich aus dem Gedrängel draußen war. Alle Leute schauen nur mehr auf sich selbst. Sie drängeln so lange bis sie selbst einen Platz haben und wenn ich sie anremple kommt sofort ein übelst gemeiner Kommentar.

So war das Leben.

Doch wo war ich denn hier? Ich stand vor einem großen Haus.

Ich verband immer einen Gedanken mit großen Häusern. Meinenersten Versuch.

Ich hätte ihn von einem Hochhaus machen sollen, es wäre um so viel besser gewesen. Nun ja ich wäre nun tot.

Wollte ich tot sein?

Oder wollte ich leben?

Es wäre feige jetzt zu sterben. Doch wollte ich wirklich leben? Lebte ich überhaupt noch, schließlich war ich ja noch Engel?

Als der kalte Wind erneut gegen meinen Oberarm klatschte und mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte, wurde meine Aussage bestätigt. Ich lebte. Ich bestand aus Fleisch und Blut.

War es normal für Menschen, dass seine Füße, grundsätzlich der ganze Körper, selbst wusste was zu tun war? Nein.

Aber... lebendig zu sein heißt nicht gleich Mensch zu sein.

Ich war lebendig. Und Engel.

~

Nein. Ich konnte nicht zusehen. Ich konnte nicht zusehen wie sie sich küssten. Also erhob ich mich. Eigentlich wollte ich einen Schritt zurück machen und mich wieder in meinem Schuppen verkriechen. Aber es passierte etwas mit mir.

Was machte ich jetzt?

Diese Frage stellte ich mir selbst. Ich wollte in meinen Schuppen gehen. Ich wollte dort drinnen bleiben und erst in der nächsten Nacht wieder hinaus kommen.

Doch meine Beine ließen es nicht zu. Auch meine Arme ließen es nicht zu.

Ich hielt mich an der Türklinke fest doch irgendeine Kraft zog mich nach hinten.

Meine Hände schwitzten da ich so nervös war. Doch ich versuchte nicht loszulassen.

Die Kraft wurde stärker und stärker. Es fühlte sich an als würde ich in ein schwarzes Loch gezogen werden. Es war grausam. Sehr sogar.

Ich hörte Leute wild durcheinander reden. Manche schrien. Es war ein komplettes Chaos. Ich verstand nicht was sie sagten aber ich spürte, dass es Dinge wie „Sie wird vom Bewusstsein wegtreten" oder „Ihr viel zu schwacher und zu leichter Körper wird zerreißen!" waren.

Ich verlor wirklich bald das Bewusstsein da die Stimmen in meinen Kopf so ein Wirrwarr redeten und immer lauter wurden. Sie waren verrückt und drehen durch wegen ein paar Gramm.

Ja. Ich wog wahrscheinlich zu wenig. Ich wusste nicht was das Normalgewicht oder Untergewicht war doch wenn man die Rippen sehen konnte war das kein gutes Zeichen.

Es war oft so dass ich Bauchschmerzen hatte oder brechen musste wenn ich etwas gegessen hatte. Doch es lag daran, dass ich zu wenig zu essen hatte.

Und auch das was ich bekam war entweder schon abgelaufen oder lag neben anderen Abfällen. Aber es war essbar und das war es was zählte.

Nun fiel mir auf, dass ich in der Zeit in der ich meine Flügel nun schon hatte noch gar nichts gegessen hatte. Ich verspürte nicht einmal Hunger.

Ich war auch nicht müde.

Hatte es etwas damit zu tun, dass ich Engel war? Oder war es einfach die Aufregung? Nein das konnte nicht sein.

Ich hatte keinen Hunger oder Appetit auf etwas. Normalerweise kannte ich das Gefühl satt zu sein nicht. Doch nun... nun war es da. Und es fühlte sich in gewisser Weise beruhigend an. Es war ein schönes Gefühl. Ein Gefühl das man gerne jeden Tag haben möchte.

Ich hoffte, dass es immer so bleiben würde.

Immer.

Doch Hunger zu haben gehörte zu mir wie meine weiß-blonden Haare zu mir gehörte. Es gehörte zu mir wie die Sterne zur Nacht gehörten. Es gehörte zu mir wie Sydney zu Australien. Es gehörte einfach zu mir.

Leider...

Es wäre schön wenn dieses Gefühl nicht mehr da wäre. Nicht für mich und auch nicht für andere Menschen.

Doch man wird Hunger nie vermeiden können.

Ich fühlte ihn jetzt zwar nicht doch irgendwann wird er wieder da sein. Das war gewiss.

„Denn kein Lebewesen kann ohne etwas zu essen auskommen!", auch das schrien die Stimmen.

Und es war mir klar. Ich musste früher oder später etwas essen. Doch diese Zeit war jetzt noch nicht. Diese Zeit wird erst kommen.

Oder...

Oder ich breche zusammen. Bekomme keine Luft mehr. Habe Schmerzen wie nie zuvor. Und sterbe daran.

Aber das hoffte ich nicht. Denn auch die Stimmen in meinem Kopf sagten dass ich stark sein sollte.

Die Klinke rutschte mir fast aus meiner Hand. Ich schwitzte so sehr.

Ich rutschte beinahe ab doch ich hielt mich immer noch. Ich wusste dass ich sie früher oder später auslassen werde doch ich versuchte sie noch so lang wie möglich zu halten.

Ich wusste nicht was passiert doch ich wusste, dass ich mich gegen meinen Körper wehren wollte.

Ich war noch immer ich selbst, das wollte ich mir beweisen.

Doch dann war es eine schnelle Bewegung und ich ließ die Türklinke los. Ich ließ mein Leben los. Meine Vergangenheit. Meine Gegenwart.

Genauso fühlte es sich an.

An Angel Will DieOnde as histórias ganham vida. Descobre agora