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Der Pfeil flog schnell durch die Luft und traf ihn schließlich in sein Herz.

Auch er spürte offensichtlich den Pfeil. Denn er fasst sich schnell mit beiden Händen aufs Herz. Seine Schultern sanken ein und er sank seinen Kopf vor Schmerz.

Zum ersten Mal hatte ich Angst.

Ich hatte Angst dass der Mann stirbt. Ich hatte Angst, dass es auch die Liebe zerstören könnte. Oder die Pfeile nichtmehr funktionierten und nur noch Schmerz zufügten. Ich hatte Angst, dass sich nun das Spiel umdrehen könnte. Ich hatte im Moment einfach nur Angst.

Angst ist eins der schrecklichsten Gefühle die ich je gespürt hatte.

Denn du hast meistens nur Angst wenn du denkst, dass du machtlos bist.

Und auch ich könnte gegenüber der Liebe machtlos sein. Und genau das war meine Angst. Dass ich nicht mehr die Liebe schaffte sondern dass die Liebe mich beherrscht.

Genau vor dem hatte ich Angst.

Ich wollte nicht schuld sein wenn jemand stirbt der nicht ich selbst bin. Und ich möchte auch nicht schuld sein wenn Liebe stirbt. Denn genau dann würde mich die Liebe beherrschen.

Meine Liebe und Mitleid zu den anderen beiden anderen wäre so groß, dass ich ihnen unbedingt etwas Tolles zurückgeben will da ich ihnen so etwas Schreckliches angetan hatte.

Angst zu haben ist schrecklich. In diesen paar Sekunden der Angst malt man sich die schrecklichsten Dinge aus. Auch wenn die Angst total unberechtigt ist. Meistens hat man genau in diesen Situationen Angst.

Auch meine Angst war unberechtigt. Denn nach diesen paar Sekunden richtete er sich wieder auf und der Pfeil löste sich in der Luft auf.

Ich atmete tief ein uns aus. Dieses Gefühl war ungewohnt für mich. Sehr ungewohnt.

Doch gleich darauf fühlte ich wieder nichts mehr. Ich hatte wieder mein Poker Face aufgesetzt und alles was ich sah war kein Mann der gleich vor Schmerz zusammen bricht sondern einen starken Mann der seine Augen geöffnet hatte.

Seine Augen der Liebe geöffnet hatte.

Vielleicht spürte er keine Eifersucht? Keinen Hass? War das überhaupt möglich?

Doch er spürte die Liebe.

Ich sah es an seinem Funkeln in den Augen. Ich sah es an seinem Gesicht. Wie er verwundert auf sich herunter schaute. Er sah aus als würde ihm gerade etwas bewusst werden. Ihm wurde wahrscheinlich bewusst wen er liebte.

Dieses Mädchen.

Dieses Mädchen von dem sie sagen sie schreibt die ganze Zeit in ihrem Notizbuch. Und sie sagen sie ist im Klasse A Team, gefangen in Ihrem Tagtraum, seit ihrem 18. Geburtstag ist sie schon so. Aber seit neulich scheint ihr Gesicht langsam einzusinken, sich zu verbrauchen,

zu krümeln wie Gebäck

Genau dieses Mädchen liebte er nun.

Es war schön zu sehen wie Liebe auf einem Menschen wirkte. Man konnte es ihm ansehen, dass ihn die Liebe erwischt hatte. Ja, man konnte es sehen.

Doch wo blieb der Hass? Denn wegen dem hatte ich den Pfeil ja überhaupt losgeschickt.

Vielleicht konnte man Hass von außen nicht sehen.

Oder man konnte Liebe und Hass nicht gleichzeitig ausdrücken. Ja, das muss es sein.

Ich sagte selbst einmal, dass egal wie groß Hass ist Liebe immer siegt. Und so ist es jetzt. Genau das wurde mir im Moment bewusst.

Und zum ersten Mal bemerkte ich etwas oder mir fiel etwas ein ohne dass es einfach so auf mich einprasselte. Zum ersten Mal hatte ich etwas wirklich durch meine Arbeit gelernt und nun fiel es mir wieder ein.

Es ist toll ein einziges Mal eine Antwort auf eine Frage zu wissen.

Doch trotz des guten Gefühls veränderte sich meine Mimik nicht. Ich starrte immer noch gerade aus auf den Mann der mit erhobenen Haupt auf das Mädchen zu ging.

Der auf das Mädchen zu ging, das jemand anderen küsste. Der auf das Mädchen zu ging, das seinen besten Freund küsste. Der auf seine beste Freundin zu ging, das seinen besten Freund küsste.

Der auf seine beste Freundin zu ging.

Denn nun küsste sie seinen ehemaligen besten Freund nicht mehr.

Er hatte ihn mit einer kurzen Bewegung von ihr weggeschubst.

Nun waren der Hass und die Eifersucht da.

Ich stand nur daneben und beobachtete das Zusammenspiel von Hass und Liebe.

Der Mann, der gerade weggeschubst wurde schaute verwundert ja gar verunsichert. Er wusste nicht was gerade vorging. Er sollte aufstehen und wieder zu dem Mädchen gehen doch er selbst wusste nicht was er machen sollte.

Doch der andere Mann wusste was los war. Er folgte seinem Herz. Und nun stand er vor ihr.

Er wirkte entschlossen und verunsichert zugleich. Er wirkte stark und schwach zugleich. Ich konnte Hass und Liebe in seiner Haltung, seiner Mimik und in seinem Blick sehen.

Ich konnte so viel aus seinem Blick lesen.

Sein Blick sagte „Was auch immer gerade vorgeht es ist das beste Gefühl das ich je gespürt hatte."

Sein Blick sagt „Es ist auf einmal gekommen und ich möchte nicht, dass es verschwindet."

Sein Blick sagte „Mir fällt erst jetzt auf wie wunderschön du bist."

Und sein Blick sagte „Ich liebe dich"

An Angel Will DieWhere stories live. Discover now