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Erneut durchzuckte mich ein Schmerzensstich. Und ich begann wieder zu tanzen.

Auch wenn der Schmerz dadurch nicht besser wurde fühlte ich mich besser.

Und nun erinnerte ich mich an meinen Schuppen. Als ich gerade meine Flügel bekommen hatte. Tat ich auch sowas wie tanzen.

Ich wollte in meinen Schuppen zurück. Ich wollte so schnell es ging zurück. Ich wollte noch einmal in meinen Schuppen.

Ich musste hier weg. Weg von diesem Haus. Von diesen vielen Menschen. Weg von der Liebe.

Ich stoppte meine Bewegungen und drehte mich um und ging los auf den Weg zum Ausgang.

Ich musste doch irgendwie nach Hause kommen. Irgendeine Lösung muss es doch geben.

„Und durch eine Röhre fliegt sie ins Mutterland oder verkauft Liebe an irgendeinen Mann", an diesen Satz erinnerte ich mich.

Ich ging weiter zum Ausgang.

Und dann sah ich die beiden Mädchen wieder und sie küssten sich nun. Ich wollte ihnen die Liebe nehmen. Doch es hatte nicht geklappt. Es hatte nicht geklappt.

Und erneut zerrten alle Muskeln an mir. Nun wusste ich, dass es nichts brachte zu schreien. Es wurde nicht besser.

Deshalb ließ ich es gleich und machte mich auf den Weg zum Ausgang.

Nun tauchte in meinem Kopf wieder der Gedanke von vorhin auf.

Ich mit dem Pfeil in der Hand.

Ich hatte den Kopf etwas über den Pfeil gesenkt und die Augen geschlossen.

Nun konnte man die Tränen nicht mehr sehen. Doch ich fühlte, dass ich schnell machen musste.

Ich fühlte mich als würde der Gedanke etwas bedeuten. Als würde der Gedanke meine innere Uhr sein. Als würde er anzeige wie viel Zeit mir noch bleibt.

Und er sagte mir ich sollte mich beeilen. Dieser Gedanke sagte mir ich sollte rechtzeitig in meinem Schuppen sein. Dieser Gedanke sagte mir, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte.

Ich versuchte in die Luft zu schnappen und den Gedanken einzufangen. Doch da wer auch schon verschwunden.

Ich machte mich wieder auf den Weg zum Ausgang.

Nun wurde mir bewusst wie oft ich schon von der Liebe geflüchtet war.

Zuerst kam mir das letzte Mal in den Sinn. Wo ich von der Liebe und des Hasses der drei Menschen weggelaufen war.

Ich erinnerte mich wie meine fast weißen Haare im Wind wehten. Und ich trotz des Schmerzes so schnell lief wie ich konnte.

Ich war schwach. Dass ich nicht zusehen konnte. Ich war auch schwach, dass ich meine Schmerzen nicht ertragen konnte. Und ich war schwach, dass ich zu laufen aufhören musste und mich hinsetzen, da ich die Schmerzen nicht vertrug.

Doch ich war stark, dass ich mich gegen den Engel-Instinkt gewehrt hatte. Dass ich weggelaufen bin, auch wenn ich als Engel meiner Meinung stehen hätte bleiben müssen. Ich war stark, dass ich gegen etwas gesprochen hatte und einfach das tat was ich wollte.

Ich war vermutlich der schlechteste Engel in der ganzen Geschichte. Ich war ein Engel für die Liebe, den es weh tat Liebe zu sehen. Der Hass hinzugefügt hatte. Ich war ein Engel der Liebe nahm. Und ich tat nicht das was von mir verlangt wurde sondern machte einfach das was ich wollte und war teilweise stolz darauf. Ich war ein Engel für die Liebe, der es nicht ertragen konnte andere Leute zu sehen die sich liebten.

Ich war vermutlich der schlechteste Engel der ganzen Geschichte. Doch ich war ich. Ich machte das was ich für richtig halte. Ich bin immer noch echt.

Ich bin.... lebendig.

Auch wenn es schmerzte. Denn was sollte ich dagegen machen?

Dieser Schmerz war unerträglich. Doch er gehörte nun zu mir.

Ich schaute mich noch einmal um. Dort stand ein Mann und küsste eine Frau. Ich senkte meinen Blick sofort wieder.

Dieser Schmerz gehörte zu mir, sagte ich mir.

Es ist okay, sagte ich mir.

Du musst es nicht mehr lang ertragen, sagte ich mir.

Und dieser eine Gedanke schockte selbst mich. Ich hätte nie gedacht, dass ich so dachte.

Ich hatte nie gedacht, dass ich jemals wieder an so etwas denken müsse.

Doch nun fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es kam mir nun logisch vor.

Das wollte mir dieser Gedanke mit dem Pfeil sagen. Auf das wollte er mich hinweisen.

Er wollte mich auf meine innere Uhr hinweisen.

Auf meine kleine Uhr die nur darauf wartete zu klingeln.

Die innere Sanduhr die nur darauf wartete, bis der ganze Sand durchgelaufen ist.

Die innere Sonnenuhr, die mich darauf hinweisen wollte wie lange schon keine Sonne mehr in mir schien.

Sie wollte mich darauf hinweisen wie lange es schon her ist seit ich mir den Wecker gestellt hatte.

Wie lange es schon her ist seit ich die Sanduhr umgedreht hatte.

Wie lange ich schon die Hoffnung so gut wie aufgegeben hatte und nur auf diesen Moment wartete.

Sie wollte mich darauf hinweisen, dass es in mir immer bewölkt war. Dass bei mir andauernd Blitze einschlugen.

Dass nie die Sonne schien. Dass ich nie die Sonne scheinen ließ.

Und die anderen Uhren sagten mir, es hat keinen Sinn. Deine Zeit ist fast abgelaufen.

An Angel Will DieWhere stories live. Discover now