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Wieso musste der Schmerz immer so groß sein?

Ich tanzte immer noch. Immer noch wie in einer Seifenblase.

Abgeschnitten zur Außenwelt aber trotzdem hier.

Doch der Schmerz ließ nicht nach.

Langsam drehte ich mich einmal im Kreis. Trotz des Schmerzes. Trotz der vielen Menschen. Und trotz dem, das ich in meiner eigenen Welt tanzte, verlor das Haus nicht an seiner Ära. Ich fühlte mich immer noch frei.

Und ich fühlte mich immer noch lebendig.

Auch wenn mich der Schmerz fast umbrachte. Fühlte ich mich lebendiger als eh und je. Trotz dem, dass ich schon sah wie ich starb fühlte ich mich als hätte ich noch nie so gelebt wie in diesem Moment.

Ich fühlte mich als gäbe es mehre Ichs. Ich fühlte mich als gäbe es mehrere Personen die wie ich aussahen. Verschiedene Personen mit verschiedenen Gedanken. Mit verschiedenen Ansichten von Dingen. Einfach verschiedene Menschen.

Die sind alle in einem Quadrat aufgestellt und es leuchten immer die auf wie ich gerade bin. Und ganz vorne, steht das wirkliche ich.

Meine Einstellung ändert sich oft, das konnte man in dem Bild in meinem Kopf sehen. Es blinkten sehr oft neue Engel auf.

Genau dieses Bild hatte ich in meinem Kopf. Genau das stellte ich mir gerade vor.

All diese Engel standen in einer sauberen, weißen Garage. Und auch die Engel wirkten sauber. Manchmal waren sie zu mir gedreht und manchmal kehrten sie mir den Rücken zu.

Auch ich stand verkehrt da. Doch es machte mir nichts. So konnte ich gut auf die Engel schauen die mich bestimmen.

Die Engel waren, wenn sie aufleuchteten etwas durchsichtig. Ich konnte durch sie durchsehen aber sie trotzdem noch erkennen. Und wenn sie nicht aufleuchteten, sah man sie nicht.

Genau wie ich.

Wenn ich einmal unter Menschen war, war es als würden sie durch mich durchsehen. Und sonst war ich nicht da und somit unsichtbar.

Besser hätte ich es nicht treffen können.

Die Tiefgarage sollte darstellen, dass ich überall durchkam. Es sollte Stärke bedeuten.

Ob Schnee, Sonne, Erdbeben oder Blitz. Man war immer geschützt. Doch das konnte ich nicht mit mir vergleichen. Ich war nicht stark.

In Wirklichkeit halte ich den Schnee, meine verschiedenen Meinungen selbst nicht mehr aus und

In Wirklichkeit sehe ich mit finsteren Blick die Sonne an was die Schönheit ist und hasse mich.

In Wirklichkeit falle ich beim ersten Schmerz, der das Erdbeben ist um.

Und in Wirklichkeit treffen mich die Tatsachen die auf einmal auf mich einschlagen so hart wie ein Blitz und ich bin wie gelähmt.

Die Tiefgarage war in weiß gestrichen. Das sollte auf die Flügel des Engels hinweisen. Das sie mich vor allem beschützen was auch immer passiert.

Das ist teils wahr. Die Engelsflügel beschützen mich davor mich selbst komplett aufzugeben. Die Engelsflügel sagen mir immer „Weitermachen, wenn du kneifst wird es weder für dich noch für andere Menschen besser."

Doch die Engelsflügel sind auch der Grund warum ich Engel bin. Und das Engel-sein ist der Grund für meine Schmerzen.

Und die Engelsflügel geben einem weniger das Gefühl frei zu sein. Ja. Viele sahen eine Feder oder Flügel als Zeichen der Freiheit an. Auch ich dachte das.

Doch für Engel ist es kein Zeichen der Freiheit. Es ist ein Zeichen der Gebundenheit an deinen Job als Engel. Es erinnert dich 24 Stunden am Tag daran, dass du eine Pflicht hast.

Es erinnert dich 1440 Minuten am Tag daran, dass du nicht frei bist sondern so oft wie möglich einen Pfeil auf eine Person abschießen musst.

Es erinnert dich 86 400 Sekunden am Tag dran, dass du nicht faulenzen darfst sondern aufstehen musst.

Nein, für Engel sind Flügel kein Zeichen der Freiheit.

Doch ich hatte mich auch vor den Flügeln nicht frei gefühlt.

Früher hatte ich mich eingesperrt gefühlt. Auch wenn ich die Freiheit hatte zu tun was ich wollte. Auch wenn ich die Freiheit hatte hinauszugehen.

Ich hatte mich eingesperrt gefühlt.

Nun. Hier in diesem Haus. An diesem Ort fühlte ich mich frei auch wenn ich wusste, dass ich es nicht war.

Ich fühlte mich frei obwohl ich in meiner kleinen Welt gefangen war.

Ich fühlte mich frei obwohl ich im Engel-Sein gefangen war.

Ich fühlte mich frei obwohl ich mich in einem heruntergekommen Haus befand.

Es war ein Gefühl, das wieder von meinem Herz aus kam und sich in meinem Kopf festsetzte.

Doch ich war nicht frei.

Nein. Ich war nicht frei.

Und egal wie gut mir das tanzen tat. Ich musste aufhören. Ich musste aufhören zu tanzen.

Ja, es war nicht meine Arbeit zu tanzen. Es war auch nicht meine Arbeit sich frei zu fühlen.

Meine Arbeit war es den Menschen Liebe zu geben. Die Liebe zu geben die sie sich immer wünschten.

Und ich versuchte meinen Job gut zu machen.

Diesmal blenden wir aus, heute Nacht

Bis zum Ende.

An Angel Will DieWhere stories live. Discover now