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Und plötzlich war der Gedanke wieder verschwunden.

Der Gedanke wie ich auf dem Hochhaus stand und die Stimmen wirres Zeug redeten. Wie weggeblasen.

Meine Gedanken trifteten zu einen ganz anderen Ort.

Zu dem kleinen Café ohne Bedienung.

Doch in meinen Gedanken war ich nicht in diesem Café. Ich stand vor der Glaswand und blickte in das Café.

Es hatte geregnet.

Das was tropfte langsam von meinem Flügel herunter und auch auf dem Glas standen Tropfen.

Und hinter dieser Glaswand sah ich eine Person. Den Mann mit den orangen Haaren. Er war in meinen Gedanken geblieben, da er nichts über mein seltsames Verhalten gesagt hatte.

Vielleicht sehnte er sich auch nach Liebe?

Er rührte wieder in seinem Kaffee herum.

Und plötzlich fragte ich mich wer dieser Mann war.

Ich fragte mich was er in der Freizeit machte.

Ich fragte mich ob er eine Familie hatte, oder wie ich alleine war.

Ja, ich fragte mich sogar ob er seine Haare gefärbt hatte oder ob sie von Natur aus so waren.

Ich fragte mich auch ob ich ihm helfen konnte.

Und ich fragte mich ob er in dieses Café nur kam weil er kein Geld hatte oder allein sein wollte.

Doch es war sinnlos.

Es war alles nur im Gedanken. Ich stand nicht vor diesem Café sondern saß im Taxi und fuhr durch die dunklen Straßen Londons.

Es war wirklich sinnlos.

Warum stellte ich mir Dinge vor, die ich nie erleben werde?

Oder warum wurden Dinge die ich schon erlebt hatte so real vor mir gespielt?

Und warum... warum wusste ich beim ersten Blick so viele Dinge über Menschen die sie selbst nicht wussten, aber bei diesem Mann nicht?

Warum?

Es war wirklich verrückt.

Und noch sinnloser war es sich diese Dinge zu fragen.

Doch... es interessierte mich.

Es interessierte mich.

Irgendetwas war besonders an ihm.

Ich wusste von so gut wie allen Leuten wie sie hießen, wie alt sie waren oder wen sie mochten, ohne sie fragen zu müssen.

Nur bei diesem Mann nicht.

Birgt er auch ein Geheimnis?

Oder war er zu verschlossen?

Ich wusste es nicht. Man konnte nie alles wissen. Das hatte ich gelernt.

Doch in letzter Zeit war dieser Satz ziemlich verschwunden. Da ich alles was ich wissen wollte früher oder später erfuhr.

Ich hoffte, dass es auch hier so war. Ich wollte es unbedingt wissen.

Ich könnte ihn auch fragen. Doch was besagt darauf, dass ich wieder in das Café kommen werde?

Ich musste diesen sinnlosen Gedanken loswerden.

Es ging mich eigentlich gar nichts an was in seinem Leben vorging. Es ging mich auch nichts an was im Leben von Menschen die ich nicht kannte vorging, doch ich war nicht schuld. Ich wusste es einfach.

Vielleicht war dies eine schlechte Eigenschaft, aber sie war notwendig für meinen Job.

Es war kalt.

In meinen Gedanken war es kalt.

Vor dem Café war es kalt.

Vor dem Café in meinen Gedanken war es kalt.

Ich wünschte ich hätte mehr an.

Handschuhe, Regenmantel und eine lange Hose würden reichen würde reichen.

Auch zerrissene Handschuhe und eine etwas längere Hose würden reichen.

Es waren meine Gedanken. Ich konnte anziehen was ich wollte. Doch ich fror immer noch. Ich zog nichts in meinen Gedanken an.

Es war wirklich sinnlos. Warum zog ich mir nichts Wärmeres an? Warum?

Auch wenn ich fror wollte ich noch mehr über diesen Mann erfahren. Es war mysteriös und darum wollte ich es wissen.

Er rührte immer noch in seinem Café.

Warum sollte er mich auch bemerken. Es waren meine Gedanken.

Ich versuchte mit Blicken durch die verregnete Fensterscheibe seine Gedanken zu entdecken. Aber es funktionierte nicht.

Ich hatte auch nichts anders erwartet.

Ach was rede ich da.

Es war sinnlos alles zu versuchen. Es ging mich eigentlich auch nichts an was in seinem Kopf vorging. Auch wenn ich nur helfen wollte. Wahrscheinlich kann ich gar nicht helfen, darum wusste ich nicht was in seinem Leben vorging. Und auch wenn ich helfen könnte würde er meine Hilfe nicht annehmen. Ich wusste das selbst besser als jeder andere.

Nein.

Ich musste ihm nicht helfen.

Ich musste ihn nur aus meinen Gedanken verbannen.

Dann drehte ich den Kopf zur Seite und starte in die verregnete Stadt.

Vor mir lagen ein Fluss und eine Brücke. Vor dem Fluss stand eine verlasse Bank und eine Straßenlaterne die ein mattes Licht abgab.

Es war ein verlassener Anblick.

Wie gern hätte ich mich auf diese Bank gesetzt und dem Bild etwas Leben verliehen. Ich ging auf sie zu und wollte mich auf das harte Holz niederlassen, doch ich spürte plötzlich wie weich und gemütlich es war.

Dann zerploppte das Bild von mir auf der Bank. Es fühlte sich alles so real an. Aber das war es nicht. Warum sollte es auch so sein?

Ich saß ja in dem Taxi. Auf einem weichen Rücksitz und war in den Gedanken vertieft.

An Angel Will DieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt