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Sie... ja sie hatte sich verliebt. Die Liebe hat sie tief in ihr Inneres getroffen.

Wie das blau den Himmel trifft.

Wie das Schicksal die Menschen trifft.

Wie der Windstoß das Haus trifft.

Und plötzlich war ich mit den Gedanken nicht mehr bei der Frau sondern bei einem Haus. Bei einem ganz bestimmten Haus. Bei dem Haus vor dem ich vor kurzem noch stand.

Wie wäre es wohl wenn ich hinein gegangen wäre? Was hätte ich da gesehen? Und wie würde es auf dem Dach aussehen?

Langsam fing ich an zu fantasieren. Mir aus zu malen wie es wohl wäre wenn dieses eine Mal meine Füße das getan hätten was ich wollte. Es war außergewöhnlich für mich. Ich stieß immer auf den harten Boden der Realität. Ich fragte mich oft was sein würde doch nun hatte ich es genau vor mir.

Wie ich in das Gebäude ging und mich die verschlafenen Mitarbeiter aus dem Augenwinkel beobachteten. Wie ich den Gang mit meinen ausgetreten Schuhe entlang schlenderte. Wie ich in den Aufzug stieg und nach meinem Gewissen einfach den höchsten Stock drückte. Wie ich daraufhin aus dem Fenster kletterte und einfach versuchte an das frische der Nacht zu gelangen.

Und dann war ich dort. Der kalte Wind umhüllte mich wie die Lichter die Stadt. Die Baumallee glänzte in ihren schönsten grün. Die Sterne blieben von der grauen Wolkendecke verschluckt doch der Mond leuchtete hervor.

Vorsichtig, als würde ich zerbrechen hob ich meine Arme. Ganz langsam hob ich sie nach oben bis sie rechts und links von meinen Schultern platziert waren.

Es war nicht schwer zu erraten an was ich dachte. Ich erinnerte mich an meinen ersten Versuch. Wie wäre er wohl ausgegangen wenn ich ihn von hier aus gemacht hätte?

Doch ich hatte ihn nicht von hier gemacht. Vielleicht wollte mein Leben nicht, dass ich sterbe. Vielleicht wollte es, dass ich lebe. Vielleicht war es Absicht, dass ich es von dem kleinen Haus gemacht hatte.

Das Leben wollte auch, dass meine Mutter am Leben bleibt. Doch dann kam ich. Aus dem Schicksal heraus. Deshalb starb meine Mutter und ihr Leben auch.

Auch meinen Großvater verließ das Leben. Zwar nicht wegen mir, doch es verließ auch ihn. Und das von meiner Großmutter zerstörte sie sich selbst.

Sie versuchte sich sogar noch selbst zu retten. Doch sie war zu schwach. In ihren Gedanken flog sie durch Röhren ins Mutterland doch es war nur in ihren Gedanken. Sie hatte nicht mehr die Kraft dazu.

Ihr Wunsch war es noch einmal das Grab ihrer eigenen Mutter zu besuchen und Blumen darauf zu legen. Doch sie konnte es nicht mehr. Sie zerstörte sich selbst.

Doch vielleicht... vielleicht wollte das Leben, dass ich die Familie weiter führe. Vielleicht wollte es, dass unsere Generation nicht ausstirbt. Doch diese Familie wird aussterben.

Früher oder später werde ich sterben und keine Kinder haben.

Früher oder später wird unsere ganze Familie aussterben.

Früher oder später werden alle Familien der Welt aussterben.

Früher oder später wird die ganze Welt aussterben.

Die ganze Welt wird weg sein.

Das wird gewiss irgendwann passieren.

Wir wissen nur nicht wann.

Ob heute...

Oder Morgen.

Vielleicht auch erst in ein paar Jahrhunderten.

Oder gar Jahrtausenden.

Wir wissen es nicht.

Wir wissen so vieles nicht.

Doch ich habe die Gabe bekommen Dinge zu erfahren ohne etwas dafür zu tun.

Ich habe auch die Gabe mich nicht mit anderen unterhalten zu können.

Ich schaffe es nicht einmal richtig zu reden und wenn doch dann ist es nur Zeug mit dem man kein Gespräch aufbauen kann.

Doch ich hatte auch die Gabe nie zu wissen was man will. Immer hin und her zu denken.

Immer dieses ‚vielleicht' im Satz zu haben.

Immer ‚Was wäre wenn...' zu denken.

Einfach bei jeder Entscheidung unsicher zu sein.

Ich hatte auch die Gabe, dass mein Körper nie das machte was ich wollte. Vielleicht lag es an dem vorherigen Punkt, da ich mich alleine sonst nie entscheiden könnte. Und da sind wir auch schon beim ersten Punkt.

„Immer dieses ‚vielleicht' im Satz zu haben."

Ich wünschte ich könnte einmal klar denken. Denn sogar jetzt. Wo ich meine Probleme aufliste lasse ich selbst die Probleme auftauchen.

Ich hasse es.

Ich hasse es so zu sein.

Doch es war gut, dass es so war.

„Das Beste ist nicht immer das Beste", heißt es immer so schön.

Ich war das beste Beispiel dafür, dass es wirklich so war. Das Beste. Schon wieder. Sogar meine Gedanken waren verschwommen.

Ich dachte nicht einmal nach was ich dachte. Obwohl doch das tat ich ja. Aber das lief in die komplett falsche Richtung.

Ich wurde schon ganz verrückt.

Ich wünschte wirklich ich könnte einmal klare Gedanken fassen.

Oder ich würde gar nichts denken.

Schließlich malte mich mir im Moment ja aus was ich einer Situation, die ich mir nur vorstellte, denken würde...

An Angel Will DieΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα