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Er sah die Frau mit einem Glänzen in den Augen an und begann zu sprechen. Genau dieses Glänzen in den Augen wollte ich schon immer einmal sehen. Genau dieses Glänzen verriet mir, dass es geklappt hatte.
Auch die Frau hatte das Glänzen in den Augen.

Ich hatte nur eine kleine Geste gemacht, und zwar den Pfeil losgelassen, und schon entstand so etwas. Meine kleine Geste richtete etwas so wunderbares an. Das Mädchen lächelte das erste Mal seit den letzten Tagen und auch der Mann hatte so ein Gefühl im Magen, dass er noch nie in solchen Ausmaßen gespürt hatte. Liebe.

Alleine bei dem Wort machte mein Herz einen Satz nach hinten. Es schmerzte immer noch. Sehr sogar.

Am liebsten würde ich das alles abbrechen. Nur zu meinem Wohl. Doch ich konnte nicht. Denn erstens machte mein Körper was er will und zweitens verspürte ich den Drang all diesen Menschen das zu geben was vielen fehlt.

Aber es schmerzte. Sehr sogar.

Auch wenn wir in einem engen Tunnel waren. Fühlte ich mich als ob hunderte an Menschen um mich wären. Hunderte Menschen die mich auslachen da ich mich nicht wehren kann. Und sie schreien: "Die schlimmsten Dinge im Leben sind umsonst"

Ich würde so gerne den Pfeil nehmen und ich auf den Boden schmeißen und auf den Bogen herumtreten bis er zerbricht. Doch ich konnte nicht.

All diese Stimmen in meinem Kopf, diese Leute um mich herum machten mich kaputt. All diesen Ehrgeiz, diesen Drang es zu schaffen nahmen sie mir.

Alles.

Ich stellte mir das alles nur vor, das wusste ich, doch ich redete es mir eigentlich nur selbst ein. Diese Stimmen in meinem Kopf sagten ich sollte auf mein eigenes Wohl achten, doch sie machten mich auch damit kaputt wenn sie sagen ich soll damit aufhören. Denn wie gesagt ich konnte nicht einfach so aufhören.

Ich musste wieder Kontrolle über meinen Körper bekommen. Und zwar schleunigst.

Vielleicht lag es an dem dass ich nun Engel war. Vielleicht reagierte mein Körper darauf so.

Okay, keine Frage. Natürlich waren es die Flügel. Ich erinnerte mich zurück als ich das Jucken an meinem Rücken spürte. Es wurde heftiger und heftiger. Dort fing es an. Ich wusste auf einmal, dass etwas unter der Haut war und verspürte den Drang es rauszuholen. Als ich dann die Flügel hatte verspürte ich den Drang Gutes zu tun. Und als ich das dann getan hatte fing mein Körper an mich komplett zu beherrschen. Er ließ meine Finger über das Holz wandern.  Muster hinein ritzen. Metall biegen. Und dann war ich soweit und schoss meinen ersten Pfeil auf das Mädchen.

Und nun wusste ich wieder etwas. Nein, diesmal wusste ich es nicht aus dem Inneren heraus. Diesmal kam es mir als logische Erklärung.

Ich war nicht diejenigen die Wunder wie Liebe vollbracht hatte.

Nein.

Mein Körper hatte mich von Anfang an beherrscht. Wer auch immer mich steuerte hatte es getan. Ich war nur seine Puppe. Sein Versuchsobjekt. Sein Untertan.

Oder es war die Liebe. Es war die Liebe selbst die sich zu mir geschlichen hatte. Die Liebe ist stark. Sie konnte Wunder vollbringen. Sie konnte auch Menschen dazu bringen sich anders zu verhalten. So wie mich. Ich hatte sie gar nicht selbst erschaffen sondern nur weitergegeben.

Welche der zwei Lösungen es auch war, es war nicht ich. Es war nicht ich die die Wunder vollbracht hatte.

Diese Tatsache tat weh. Sie brannte sich in meinen Kopf.

Es tat wirklich weh.

Ich konnte stolz auf mich sein Wunder wie Liebe vollbracht zu haben. Doch das hatte ich nicht.

Ich wäre stolz auf mich gewesen. Ich hatte mich meiner Angst gestellt.

Doch es war nicht ich. Es war nicht ich die sich meiner Angst gestellt hatte. Es war jemand der mich kontrollierte. Jemand wie die Liebe.

Womöglich....

~
Das Mädchen sah das andere an. Mit einem wunderschönen Blick mit einem Blick den ich bis jetzt noch nie gesehen hatte. Noch nie so nah erlebt hatte.

Es war... Liebe.

Wie erfreut oder auch überrascht die beiden wirkten. Es war Liebe. Es war wirklich Liebe.

Diese Augen die so leuchteten sagten mehr. Sagten mehr als alle poetischen Texte. Sie sprühten praktisch Funken aus. Man konnte es nicht beschreiben. Nur als Zuseher fand man diesen Moment magisch.

Wie man sich nur jetzt in dieser Situation fühlte...

Wie man sich nur jetzt in dieser Situation fühlte. Ich wusste es nicht und werde es auch nie erfahren. Nie.

Ich hatte diese Schutzmauer um mich. Die ich selbst gerne durchbrechen würde.

Aber wollte ich in dieser Situation sein? Wie würde ich mich verhalten? Würde ich auch diese Funken in den Augen haben? Wie würde ich bei ihrer Berührung reagieren, da sie gerade die Hand auf dir Schulter des Mädchens gelegt hatte?

Jede dieser Fragen bohrte sich in mein Herz. Denn ich würde mir nie auf realistische Art und Weise diese Fragen stellen können. Ich würde sie nie so ernst nehmen können.

Wahrscheinlich kreisten gerade dieselben Fragen im Kopf des Mädchens umher. Sie musste sie ernst nehmen und schnell handeln.

Doch ich würde nie in so eine Situation kommen.

Nie.

An Angel Will DieWhere stories live. Discover now