Kapitel 38

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Die nächsten Tage vergingen ziemlich schnell. Ich erzählte meinen Freundinnen alles und verfiel zurück in den Trott des Alltags. Wir aßen, trainierten, lernten. Ich hatte nun schon eine ziemlich lange Zeit hinter mir. Es war inzwischen Mitte März und England begann unter der Sonne wieder aufzublühen. Ich hatte mittlerweile ordentlich Muskeln bekommen und gewann ab und zu auch ein paar Kämpfe. Meist zwar gegen Mädchen, aber immerhin.

"Komm, Kate!", rief mich Amanda und winkte mich lächelnd zu sich ran. Ich tauchte aus meinen Träumereien auf und rannte ihr schmunzelnd entgegen. Sie drehte sich um und so eilten wir lachend zum Observierungsunterricht in die Kellergeschosse. Dabei überholten wir Chrissy und Jessy, die sofort mitmachten.

"Ich bin froh, dass du hier bist.", sagte Amanda und legte mir einen Arm um die Schulter.

"Ich auch, Am.", entgegnete ich und als ich so mit ihr im verspiegelten Aufzug stand, realisierte ich, dass mir diese Schule gefiel. Ich hatte hier 3 richtige Freundinnen gefunden und darüber war ich froh. Nachdem ich mich mit meiner Mutter ausgesprochen hatte und sie mir die ganze Geschichte erzählte, verflog meine Wut auf sie. Ich verstand sie und nahm es ihr nicht mehr so übel.

Als der Fahrstuhl ankam, sprangen die Türen auf und wir liefen den langen Gang entlang, um zu Mr. Miller zu kommen. Dort angekommen, setzten wir und und ich freute mich schon darauf, wieder etwas über Verschlüsselung zu lernen. In den letzten Stunden brachte er und die Caesar-Verschlüsselung bei und wir übten diese Technik - vor allem in abgewandelter Form - sehr häufig. Meine Freundinnen und ich schrieben uns so manchmal heimlich Briefe im Unterricht. Wir hatten uns einen speziellen Schlüssel ausgedacht und waren so zwar nicht vor einem Tadel der Lehrer sicher, wohl aber vor dem Lautvorlesen unserer Nachrichten.

"Guten Morgen.", ertönte es da von Mr. Miller und er kam wie immer zum Klingeln in den Saal gerauscht. Doch anstatt nichts bei sich zu tragen - wie immer, wenn er uns unterrichtete - kam er diesmal mit einer Tasche, die einem Koffer ähnelte, in den Unterricht.

"Vielleicht stellt er uns eine andere Art der Verschlüsselung vor. Die Skytale beispielsweise.", flüsterte Christal von hinten und ich nickte nur. Von dieser Form hatte ich schon gehört. Ebenfalls eine Erfindung der guten Römer.

"Nachdem wir uns nun so ausgiebig mit der Codierung á la Caesar beschäftigt hatten, erlaube ich es mir nun, unser jetztiges Thema zu unterbrechen und zu einem neuen Bereich überzugehen. Die Ausführung eines Einsatzes. Das Aneignen einer gegnerischen Person." Dann stellte er die Tasche auf das Pult und öffnete sie. Callum zog einen drahtlosen Beamer daraus hervor und legte den Koffer wieder weg. Den Beamer stellte er auf den dafür vorgesehenen rollbaren Tisch, damit er erhöht war. Er brachte eine CD zum Vorschein, nahm sie aus der Hülle und hielt sie zwischen seinen Händen.

"Ich werde Ihnen jetzt eine kurze Filmsequenz zeigen.", erklärte er und stellte den Beamer an. Die Tafel zog er ein Stück runter, sodass wir dann ein klares Bild auf der weißen Wand erkennen konnten. Der Direktor schob die CD in den Spalt im Beamer und plötzlich leuchtete vor uns ein Bild auf.

Es war das Bild einer Dachterasse. Zuerst völlig harmlos, doch mir kam sie nur zu gut bekannt vor und ich wusste, was jetzt kam. Es wussten zwar alle, dass ich in einen Kampf verwickelt war, doch keiner wusste, wie die Kulisse aussah. Keiner, bis auf einen.

Während alle gespannt auf das Bild starrten, blickte ich im Raum umher und mein Blick traf auf den von Elyas. Er war mit mir dort oben gewesen. Ganz am Anfang. Ich wandte meinen Blick ab und legte mir meine Finger auf meinen Arm. Und als ich einen Blick aus der anderen Richtung auf mir spürte, drehte ich meinen Kopft und starrte direkt in die eisblauen Augen von Jason.

Hatte ich gesagt, es wüsste nur einer außer mir, was dieses scheinbar harmlose Bild da vorn eigentlich war? Ich täuschte mich. Jason hatte es sofort erkannt.

Plötzlich ertönte ein Knall und meine Augen schnellten zurück zu dem nun laufenden Video. Der Pferdeschwanztyp erschien und versteckte sich neben der Tür. Ich kniff kurz die Augen zusammen. Gott, jetzt stellte es uns noch dümmer dar. Diesen Trick wandte man schon als 5jähriger an.

Dann erschienen Elyas und ich und so manches Augenpaar lag nun auf mir. Unwillkürlich verfluchte ich Mr. Miller und rutschte etwas weiter runter. 

Auf dem auf die Wand projezierten Bild, sah man nun, wie wir miteinander kämpften. Man sah Eylas zu Boden gehen und mich, wie ich in den Hubschrauber gezerrt wurde. Dann mein Shillouette, wie ich aus dem Helikopter sprang und im Schotter landete. Man hörte uns ächzen und schnaufen und mich die alles entscheidene Frage brüllen.

Was willst du von mir? Das fragte ich mich immer noch. Auch wenn meine Mom ein wenig Licht ins Dunkel gebracht hatte.

Dann sprang die Tür ein zweites Mal auf und Jason und Jasper stürmten hinaus. Meine Retter. Und plötzlich hörten wir die Rufe der Angreifer. Schnappt sie.

Ich sah nicht mehr, wie wir durch die Tür vom Dach flohen. Ich starrte nur auf die kleinen Zahlen unten in der Bildecke.

03.03.2015 - 03:35 pm

Und plötzlich war es, als läge ich wieder im Krankenbett, kurz bevor mich Jason zum Lauschen raus geschliffen hat. Und ich erinnerte mich an seine Worte, als er mit seiner Tante sprach: Hast du das Überwachungsvideo inzwischen?

Ich keuchte kurz auf und riss meinen Kopf nach oben. Das Bild war weg und ich sah wieder eine ganz normale weiße Wand vor mir.

"Das, meine Damen und Herren, zeigt ziemliche gute Arbeit. Im Kampf, in der Kommunikation und in der Ausführung.", sagte Mr. Miller. Dann verstaute er den Beamer in der Tasche.

"Ein Glück, war es nur ziemlich gute Arbeit und keine sehr gute. Sonst wären einige Stühle heute leer."

Danach ging er und auch die anderen standen auf. Ich jedoch, saß einfach nur auf meinem Stuhl und versuchte ruhig zu atmen. Diese Worte waren wie eine verbale Ohrfeige seitens meines Direktors.

"Kate?", hörte ich Jessy fragen und blickte zu meinen Freundinnen auf. Sie standen vor meinem Tisch und hatten alle besorgte Gesichter. Ich schluckte und stand schließlich auf.

"Ist alles okay?", fragte Chrissy noch einmal zögerlich nach.

"Ja, klar.", meinte ich und ging mit schnellen Schritten zum Aufzug. Ein Glück war heute Freitag. Ein Glück sah ich heute Luke.

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