Kapitel 40

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Plötzlich schlangen sich zwei kräftige Arme um meinen Oberkörper und ich keuchte erschrocken auf.

"Sind wir wieder unartig, Katie?", hauchte mir jemand ins Ohr und schlagartig rutschte mir mein Herz in die Hose.

Jason.

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Sofort versuchte ich ihn über meine Schulter zu werfen, aber Jason hatte damit gerechnet. Er verstärkte seinen Griff und so versuchte ich mich erfolglos aus seinem Griff zu befreien.

"Lass mich los!", verlangte ich, doch er lachte nur verächtlich. Ich zappelte in seinem Griff und fühlte mich, als hätte ich nie irgendein Kampftraining absolviert.

Dann packte er mich, wirbelte mich herum und stieß mich an die kalte Mauer.

"Ich hab dir gesagt, dass du mich mitnehmen sollst.", erinnerte er mich und stützte seine Hände an die Wand. Er beugte sich zu mir herunter und starrte mir durchdringend in meine Augen.

"Das geht dich aber nichts an.", fauchte ich und versuchte so gut es ging eine würdevolle Haltung zu bewahren.

"Ja, hab schon gesehen. Ich kann verstehen, dass du mich nicht bei deinem kleinen Date mit deinem Freund dabei haben willst.", spottete er.

"Weißt du was? Vergiss es einfach.", rief ich zickig, versuchte ihn weg zustoßen und an ihm vorbei zukommen. Doch Jason stieß mich an meinen Schultern wieder zurück. Dann kam er ganz nah.

"Du kannst froh sein, dass ich überhaupt hier bin. Wer sonst rettet denn deinen hübschen Arsch, wenn nicht ich?", meinte er. "Und diesmal kannst du darauf Gift nehmen, dass ich es meinem Onkel erzähle."

"Es ist doch nichts passiert. Ich treffe mich öfters mit Luke. Wir sind nur Freunde.", verteidigte ich mich.

"Du wirst von einem Killer-Zirkel gesucht, Süße. Da hast du außerhalb der Schule nichts verloren. Und vor allem nicht nachts!", rief er. Dann stieß er sich frustierend aufseufzend von mir ab und strich sich über das Gesicht.

"Ich kann mir von dir nicht mal das Versprechen holen, es nicht wieder zu tun. Du wurdest es so oder so wieder machen.", sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ja. Weil ich ein Leben außerhalb End's Abbey habe.", entgegnete ich ruhig.

"Nicht mehr lange, glaub mir.", meinet er verächtlich. Und dann rastete ich aus.

"Sag mal, was tust du eigentlich hier?! Musst du mir jedes Mal nach rennen? Ich hab die Nase voll davon, lass mich einfach in Ruhe!", brüllte ich und stieß ihn hart gegen die Brust. Jason sah im ersten Moment ziemlich überrascht und auch erschrocken aus. Doch dann - für den Bruchteil einer Sekunde - sah man, wie sehr ich ihn mit meinen Worten verletzt hatte. Dieser Gesichtsaudruck verschwand jedoch so schnell wieder, wie er gekommen war und im Dunkeln der Gasse war ich mir nicht zu 100% sicher. Was ich aber genau sah, war, dass seine Augen sich verdunkelten und wenn das bei Jason Penhallow passierte, dann sollten man schleunigst das Weite suchen.

"Ich verstehe es auch nicht Kate.", sagte er und seine Stimme war wie Eis. "Aber du hast Recht. Ich werde es jetzt lassen. Ich werde es meinem Onkel sagen und dann soll der sich mit dir rum schlagen." Mit einem letzten vernichteten Blick sah er auf mich herab. Dann drehte er sich um und ging.

Ich dagegen rutschte an der Mauer herunter und spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen. Das durfte er nicht machen. Er durfte mir nicht Luke weg nehmen! Mit verschwommenem Blick sah ich ihm nach und sprang schließlich auf.

"Nein! Das lass ich nicht zu!", schrie ich hysterisch und wollte aus einem Anflug völliger Verzweiflung auf ihn springen, als er herumwirbelte und mich zur Seite stieß. Ich knallte gegen die nächste Mauer und konnte es nicht verhindern, dass ich aufschrie.

"Als ob du auch nur eine Chance gegen mich hättest.", lachte er verächtlich und kam nun bedrohlich auf mich zu. Ich konnte es nicht verhindern, dass ich zurückwich. Doch Jason war nicht einer dieser Jungs, die dann stehen blieben, um dem Mädchen keine Angst zu machen. Er kam einfach weiter auf mich zu, packte mich und zerrte mich zu sich hoch. Hart hielt er meine Oberarme.

"Du wirst nie das Zeug dazu haben, eine Agentin zu werden Kate. Ganz gleich was die Lehrer sagen. Aber ich weiß es besser. Immerhin kenne ich dich wirklich."

"Bitte, Jason. Hast du denn niemand, den du sehen willst? Geschwister oder Eltern?", fragte ich flehentlich. Doch es war genau die falsche Frage. Jason ließ mich ruckartig los, als hätte er sich an mir verbrannt und stieß mich gegen die Wand. Dann taumelte er fast. Auf seinem Gesicht erschien wieder kurzeitig der Audruck jenes Schmerzes, den ich auch vorhin entdeckt hatte.

Schließlich wurde sein Gesicht aber wieder eine Maske des Eises, als er tonlos sagte: "Meine Eltern sind tot." Dann drehte er sich um und ging und dieses Mal folgte ich ihm nicht.

Stattdessen sank ich wieder zu Boden und zog meine Knie an meinen Körper. Ich schlang die Arme darum und dann begann ich zu weinen.

Ich weinte für mein altes Leben, meine Pflegeeltern, sogar für meine leibliche Mutter. Ich weinte für Luke und Amanda, deren Mutter ebenfalls tot war und ich weinte für Jason, diesen Jungen mit einem Herzen aus Eis.

Als ich schließlich, nachdem ich ausgiebig geheult hatte und mich ziemlich ausgelaugt und erschöpft fühlte, meinen Kopf zur Seite wandte, sah ich ihn. Es war einer meiner Angreifer, der dort am Ende der Gasse stand und mich mit einem Grinsen beobachtete. Ich erschrak und keuchte laut auf. Dann lief er pfeifend weiter und ich spürte, wie mein Herz vor Angst schlug. Mit wackligen Beinen stand ich auf und ich merkte, dass ich fror und zitterte. Dennoch zwang ich mich, mich sofort umzudrehen und zu verschwinden.

Den ganzen Weg bis zurück ins Schloss rannte ich und erst als ich dort ankam, erlaubte ich mir eine Pause. Ich stolperte ins Gelände und mir war es egal, ob mich ein Wachmann sah. Ich lief ein Stück und plötzlich hörte ich jemanden nach mir rufen.

"Kate?" Verwirrt drehte ich mich um und sah Elyas auf mich zueilen. Er kam an und schaute mir fragend ins Gesicht.

"Was ist passiert? Woher kommst du?" Ich schüttelte nur den Kopf und er verstand. Er führte mich zu einer Steinback, etwas versteckt.

"Hier komme ich manchmal her. Die Wachenmänner kennen mich mittlerweile und ab und zu unterhalte ich mich auch mit ihnen.", erzählte er und ich nickte nur, dankbar für seine Ablenkung.

"Ich sollte reingehen.", murmelte ich schließlich und Elyas nickte. Er erhob sich und begleitete mich noch bis zu meinem Zimmer. Zub Abschied und zum Dank umarmte ich ihn, ehe ich dann endlich in mein Bett fiel, noch komplett angezogen und schon einschlafend.

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