Kapitel 50

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Jason's POV

Es war schön mal wieder einen Abend am See zu verbringen. Wir sprangen noch einige Male und dann machten wir uns wieder auf zurück zum Schloss. Währenddessen hatte ich die anderen von dem Vorschlag meines Onkels unterrichtet und versicherte ihnen, dass ich sofort Bescheid sage, sollte mein Onkel alle Informationen zusammen haben.

Ich weiß, dass er mich nicht gehen lassen will, aber er muss. Ich bin nicht mehr der fünfjährige Junge, der mit Tränen in den Augen vor dem Foto seiner Eltern stand. Ich war fast 18 und bereit. Mehr als bereit.

"Hey Jase.", sagte Jasper neben mir, sah mich aber nicht an. Wir saßen gerade in unserem Gemeinschaftsraum und starrten beide in das Feuer im Kamin vor uns.

"Ja?", fragte ich und wartete darauf, dass er weitersprach.

"Wir könnten drauf gehen, bei dem was wir bald tun werden. Und ich -", setzte er an, doch ich fuhr ihm sofort dazwischen.

"Nein, Jasper. Wir werden das ordentlich ausführen. Keiner wird sterben. Das lasse ich nicht zu." Ich blickte auf und sah ihm in die Augen.

"Mann, Kate ist dabei und das bedeutet, es geht irgendwas schief.", erklärte er und grinste dabei.

"Sie wird nicht mitkommen.", erklärte ich monoton.

"Was? Wieso nicht?", fragte Jasper sofort und sein Grinsen verutschte.

"Weil du recht hast. Wenn sie dabei ist, dann ... dann kann ich mich nicht auf meine Aufgabe konzentrieren. Dann muss ich mich um sie kümmern und aufpassen, dass sie nicht wieder in Schwierigkeiten gerät. Sie ist noch nicht so weit. Sie wird nie so weit sein."

"Und das willst du ihr ins Gesicht sagen, wenn wir alle zur Besprechung ins Büro deines Onkels müssen, aber sie nicht mit darf?", fragte er skeptisch.

Ich schwieg und senkte meinen Blick.

"Verstehe. Du willst es geheim halten.", sagte Jasper und lehnte sich zurück. "Nicht sehr stilvoll, Mann."

"Ich habe keine andere Wahl.", murmelte ich, ehe ich aufstand und ging. Ich wusste, dass das, was ich tat eine miese Nummer war, schon klar. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass es das Beste für sie ist. Manchmal bedeutet das Richtige zu tun, schwierige Entscheidungen zu treffen und Menschen zu verletzen.


Zwei Tage darauf was es endlich so weit. Mein Onkel gab mir die lang ersehnte Nachricht. Meinen Jungs gab ich sofort Bescheid, doch die Mädchen nahm ich mir kurz vor dem Termin beiseite, worauf ich achtete, dass Kate nicht zugegen war.

"Missionsbesprechung. Jetzt.", befahl ich harsch und zog Amanda und Jessy am Arm mit mir den Gang entlang.

"Jetzt?", fragte Amanda ungläubig.

"Warte! Was ist mit Kate?", rief Jessy darauf und versuchte ihre Füße in den Boden zu stemmen, um mich so zum Anhalten zu bewegen.

"Hat alles seinen Plan.", knurrte ich und riss sie mit einem Ruck zu mir heran. "Kommt jetzt. Ich will Cal nicht warten lassen."

Wir bogen noch einige Male ab und standen schließlich wieder im headmaster's office. Meine Tante war auch da, sowie unsere Lehrer in Verteidigung Coach Crown und Coach Fray.

"Setzt euch.", begrüßte uns mein Onkel, ohne von seinen Unterlagen aufzublicken. Wir steuerten wieder die Couch an und quetschten uns darauf. Mein Onkel nahm sich ein Klemmbrett und einen Stift und begab sich dann zu uns. Er zog sich einen Stuhl ran und ließ sich darauf nieder.

"Okay, fangen wir schon mal an. Ich denke ihr alle wisst, dass wir beabsichtigen, euch auf eine Mission zu schicken.", begann mein Onkel. "Wir stellen euch zwei unserer Wachmänner zur Seite. Das MI6 hat uns folgene Informationen gegeben und ich denke, ich muss euch nicht erklären, dass das, was ich euch jetzt sage, in diesem Raum bleibt?" Mein Onkel sah uns alle prüfend ins Gesicht und hier und da nickte einer gelegentlich.

"Gut. Also der Zirkel hat anscheinend eine Außenstelle in Penzance.", sagte er und ging zu einem Bücherregal. Dort drückte er einen Knopf im Holz und ein Flatscreen kam zum Vorschein. Darauf sah man die grünliche Drausicht auf das kleine Küstenstädtchen und ein paar blinkende rote Punkte. "Das sind die Peilsender, die Colin an die Autos geklebt hat. Sie sind noch in Penzance, aber leider bekommen wir keinen genauen Standpunkt. Und da kommt ihr ins Spiel. In einem Hotel müssen einige Mitglieder sitzen und die Geschehnisse vor Ort beobachten und die erhaltenen Informationen an die Zentrale weiterleiten. Wo sich diese befindet, wissen wir nicht. Immerhin reden wir hier vom Iniuria-Zirkel.  Wir hoffen, dass sie Christal in Penzance festhalten und werden euch deshalb zuerst dorthin schicken. Ihr bekommt Montur, Headsets, Waffen, alles was das Agentenherz begehrt. Eure Aufgabe ist simpel: Findet den Stützpunkt, dringt in die Außenstelle ein, besorgt euch Informationen."

Es war still. Keiner sagte ein Wort. Schließlich sah uns Callum Miller einen nach dem anderen an.

"Was ist? Bekommt ihr jetzt kalte Füße?", fragte er und hob die Augenbrauen. Wir schwiegen weiter.

"Okay. Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ihr das könnt. Würde ich euch nicht für bereit halten, würde ich euch niemals auf diese Mission schicken. Ihr habt alle unterschiedliche Talente und zusammen bildet ihr ein unschlagbares Team." Jetzt lächelte er ein bisschen und um ehrlich zu sein, tat es gut diese Worte aus seinem Mund zu hören. Sie gaben uns allen etwas mehr Mut.

"Gut, dann packt eure Sachen. Morgen früh geht es los.", dirigierte er und wir alle erhoben uns nach und nach. Hier und da wurden ein paar Worte gewechselt, als plötzlich die Tür aufgestoßen wurde. In der Tür stand Kate und sie sah verdammt wütend aus.

"Wieso hat mir keiner Bescheid gesagt?", rief sie und stapfte mit vor Zorn glühenden Augen in den Raum. "Wie viel hab ich verpasst?"

"Kate.", begrüßte mein Onkel sie. "Mir ist zu Ohren gekommen, du wolltest nicht mit auf die Mission?" Für einen kurzen Moment stockte sie und sie wirkte, als wäre ihr aller Wind aus den Segeln genommen worden.

"Wer behauptet sowas?", presste sie schließlich hervor und stemmte die Hände in die Hüften. Ich dagegen zuckte - trotz meiner Schulung in Körperbeherrschung und Körpersprache - schuldbewusst zusammen. Ich war das gewesen. Ich hatte meinem Onkel diese Lüge aufgetischt. Hatte ihm gesagt, Kate wolle nicht mitkommen, weil sie noch zu unsicher in ihren Fähigkeiten sei.

Der Blick meines Onkel huschte zu mir und ich spürte auch die Augen aller anderen auf mir ruhen. Kate fuhr zu mir herum, jetzt vollends wutentbrannt.

"Du?! Ist das dein Ernst? Was gibt dir das Recht dazu?", spuckte sie und ich bemühte mich keine Miene zu verziehen, denn ich spürte, wie allmählich auch in mir die Wut aufstieg.

"Du bist noch nicht soweit.", erklärte ich schlicht und ich sah, wie sie kurz getroffen zurückwich, ehe sie wieder wütend ihre Fäuste ballte.

"Ach ja?", fauchte sie und kam auf mich zu, um mir mit dem Finger untermalend in die Brust zu stechen. "Wir haben euch Abführmittel untergeschoben, haben Wanzen in eurem Zimmer installiert. Ich hab mich im Kämpfen gebessert, hab mit dir diese dämliche Stadt-Übung wiederholt. Ich habe gegen den Zirkel gekämpft. Zwei Mal. Ich habe dir deinen verdammten Arsch gerettet. Ich hab mich oft aus dem Schloss geschlichen, ohne dass irgendjemand etwas bemerkt hat. Ich bin seit fast einem Jahr hier, Jason Penhallow, und die Ausrede, ich sei noch nicht so weit, kannst du dir langsam sonst wo hin schmieren!" Grimmig packte ich ihre Hand und stoppte sie so, mir noch einmal ihren Finger in meine Brust zu rammen.

"Falls du es nicht bemerkt haben solltest, aber deine so grandios aufgelistete Reihe deiner Taten ist eine Abfolge von Resultaten deiner Befehlsmissachtungen. Du widersetzt dich allen und bist nicht in der Lage deinen Stolz hinunter zu schlucken und Befehle zu befolgen. Zuverlässig zu sein. Deshalb sage ich: Du bist noch nicht so weit!", zischte ich angriffslustig.

"Das reicht!", fuhr da mein Onkel dazwischen und stützte sich mit seinen Händen auf seinem Schreibtisch ab.

"Kate. Ich frage dich das jetzt genau ein Mal und ich will dass du gut überlegst. Fühlst du dich bereit, mit auf diese Mission zu gehen, wohlwissend, dass das keine simple Übung aus unserem Unterricht, sondern bittere Realität ist?", fragte mein Onkel ernst und starrte ihr in die Augen.

"Cal, ich bitte dich!", protestierte ich und gestikulierte mit erhobenem Arm. Doch mein Onkel ignorierte mich. Seine Aufmerksam galt einzig und allein Kate.

"Ja.", sagte sie in diesem Moment und bekam einen entschlossenen Ausdruck.

"Ja ich fühle mich bereit."

How to be an Agent ✔️Where stories live. Discover now