Kapitel 18

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Mein erster Gedanke war: Er hat mich allein gelassen.

Mein zweiter Gedanke war: Kommt er zurück?

Und mein dritter Gedanke war: Diesen Mistkerl bring ich um!

Ich stand noch ein paar Minuten an der Stelle, wo er mich stehen gelassen hat. Ich hoffte schon irgendwie, dass er zurück käme und sich entschuldigte. Aber das tat er nicht.

Nach zehn Minuten sinnlosem Wartens lief ich los. Dabei fluchte ich so sehr vor mich hin, dass mir meine Mom, wenn sie mich hören könnte, zwei Monate Hausarrest verpasst hätte.

Nach dem langen Fußweg von Penzance zum Schloss war ich müde und stinkwütend. Ich stapfte in mein Zimmer und schmiss mich mit Klamotten auf's Bett. Morgen konnte Jason Penhallow was erleben.

Am nächsten Morgen weckte mich Jessy und meine Freundinnen fragten mich, wie es gelaufen war. Ich glaube die Tatsache, dass ich mit Klamotten in meinem Bett lag und sie alle drei finster musterte, war Antwort genug. Aber anstatt mich wieder hinzulegen, stand ich auf und sog mir meine Uniform an.

"Was ist den passiert, Kate?", fragte schließlich Christal zaghaft. Ich drehte mich um und sah, dass mich meine Freundinnen mitb einem sorgenvollen Blick anschauten.

"Wir haben uns gestritten und dann ist er einfach abgehauen.", gestand ich schließlich und seufzte.

"Ernsthaft?", stieß Amanda hervor und sah mich ungläubig an.

"Ja, ernsthaft.", murmelte ich und band mir meine Haare zum Zopf.

"Das sieht ihm ja mal wieder so ähnlich!", rief Jessy und lief im nächten Moment schon aufgebracht durch das Zimmer. "Er hält dich solange, bis er das Ergebnis hat und dann lässt er dich fallen und bringt es Mr. Miller allein."

"Oh Jes!", rief ich aufgeregt und rannte zu meiner Tasche. "Das hatte ich völlig vergessen! Er hat das Ergebnis nicht! Ich habe es!"

Kurz herrschte Stille bei uns im Raum, ehe ein aufgeregtes Kreischen durch das Zimmer ging.

"Na los, dann bring es Miller und würg Jason so eins rein!", rief Jessy aufgeregt und Amanda lachte sich schlapp. Ohne zu zögern schnappte ich mir die Coladose aus meiner Tasche und sprintete zur Tür.

"Wir sehen uns dann!", rief ich und rannte die Gänge entlang zum Büro des Direktors.

Als ich dort ankam, stoppte ich und gönnte mir kurz eine Verschnaufpause. Dann klopfte ich.

"Herein.", ertönte eine weibliche Stimme. Ahh, Mrs. Miller war also auch da. Ich drückte die Klinke und trat ein.

"Guten Morgen", begrüßte ich das Ehepaar.

"Kate, Liebes, wie schön dich zu sehen.", sagte Mrs. Miller und lächelte mich an. Ich erwiderte ihr Lächeln.

"Was können wir für dich tun?", fragte nun Callum Miller von seinem Schreibtisch aus. Ich sah ihm in die Augen und stellte die Dose vor ihm auf den Tisch.

"Ihr gewünschtes Ergebnis, Sir.", sagte ich. Mr. Miller starrte auf die Dose und sah mich dann an.

"Bist du dir sicher, dass Dr. Hager das getrunken hat?", fragte er und sah mich eindringlich an.

"Zu 100%, Sir. Sie können es prüfen. Sie werden seine Fingerabdrücke darauf sehen."

"Und das, obwohl er so schlechte Blutwerte hat!", beschwerte sich Mrs. Miller und sah argwöhnisch auf das leere Getränk.

"Warum bringt ihr mir es nicht zusammen?", fragte Mr. Miller und lehnte sich zurück.

"Ich hatte es einstecken.", erklärte ich und wandte mich zum Gehen.

"Und warum hast du es mir nicht gestern Nacht noch gebracht?", fragte er weiter. Verdammt. Sollte ich Mr. Miller sagen, dass Jason mich stehen gelassen hat?

"Ach wissen Sie, ich war so müde von dem langen, anstrengenden Fußmarsch hierher.", antwortete ich, sah ihn noch einmal an und ging dann. Sollte er doch davon halten, was er wollte.

Nach dem Gespräch beeilte ich mich, in die Mensa zu kommen. Keiner beachtete mich, als ich den Saal betrat. Schnell lief ich zu meinen Freundinnen und setzte mich neben Amanda.

"Mission completed.", sagte ich und nahm mir ein Brötchen.

"Hast du ihm erzählt, dass Jason dich stehen gelassen hat?", fragte Amanda und grinste. Kauend schütteltete ich meinen Kopf.

"Ich hab eine Andeutung gemacht. Vielleicht versteht er es, vielleicht auch nicht." Wir aßen noch eine Weile, bis mir auffiel, dass Christal ziemlich still war.

"Hey, Chirs. Ist irgendetwas? Du bist so still.", fragte ich und sah sie sorgenvoll an.

Sie schluckte. "Heute üben wir mit den Schusswaffen.", erklärte sie.

Als ich am Nachmittag im Anbau der Turnhalle stand, wo ein Schießstand aufgebaut war, vertand ich Christal. Ich sah die Waffen und ich hatte ehrlich gesagt nicht wirklich Lust eine zu benutzen.

"Bevor wir anfangen zu üben, weise ich Sie alle in die Kunst des Schießen ein.", begann Mrs. Fray, unsere Schielehrerin.

"Ich möchte, dass Sie die Waffen nur am Stand entsichern. Weder davor oder irgendwo anders. Des Weiteren müssen Sie Kopfhörer und eine Schutzbrille tragen. Wir beginnen jetzt mit dem Aufbau einer simplen Pistole.", sagte die Trainerin und verteilte an uns alle Waffen. Wir stellten und an die Stände und warteten. Währendessen begutachtete ich die Waffe in meiner Rechten. Sie war schwer. Ich hatte Mühe sie mit einem Arm ausgestreckt zu halten.

"Gut. Stellen Sie sich hin und entsichern Sie die Waffe.", wies und Coach Fray an. Ich stellte mich breitbeinig vor den Stand, hob die Waffe, entsicherte sie und fasste sie mit beiden Händen an. Dann zielte ich auf den Papiermenschen 10 Meter von mir entfernt. Ich drückte ab und im nächsten Moment landete ich auf dem Boden.

Coach Fray kam und half mir auf. "Du wirst dich an den Rückstoß schon noch gewöhnen."

Entschlossen stellte ich mich wieder hin und feuerte erneut ab. Wieder taumelte ich rückwärts und meine Arm flog nach oben. Bis jetzt hatte der Papiermensch noch kein einziges Loch.

"Jasper, bitte kommen Sie hierher und helfen Sie Kate.", befahl schließlich Coach Fray und ich rappelte mich mühsam auf, um zu protestieren. Doch sie schnitt mir das Wort ab und wartete auf Jasper. Als er da war, ging sie und widmete sich einem anderen Schüler.

"Na, kleine Kate?", fragte er grinsend und legte seine Waffe auf den Tresen vor mir. Ich lächelte schüchtern, drehte mich um und hob erneut meine Waffe.

"Warte", sagte er und stellte sich hinter mich. Er hob meine Arme mit der einen Hand noch etwas höher, mit der anderen fasste er mir an die Hüfte.

"Bevor du abdrückst, stell dich auf den Rückstoß ein.", erklärte er mir. "Sieh auf dein Ziel und wenn du bereit bist, feuerst du."

Ich nickte, holte tief Luft, zielte und drückte ab. Diesmal erwartete ich den Rückstoß und stolperte nicht. Ich merkte nur, dass die Kugel nicht dort landete, wo ich es geplant hatte.

"Gut, Kate.", lobte mich Jasper. "Gleich nochmal"Ich stellte mich wieder richtig hin und hob die Arme.

"So und jetzt", unterbrach mich Jasper und beugte sich dicht zu mir. "Schließ dein linkes Auge. Konzentrier dich Kate. Schieß mitten in die Zielscheibe auf dem Kopf."Kaum hatte er seinen Satz beendet feuerte ich und schoss in die Zielscheibe. Zwar nicht in die Mitte, aber ich war nahe dran.

Ohne Jasper anzusehen, lud ich meine Waffe nach und zielte erneut. Jasper korrigierte meine Haltung.

"Bei uns im Jungentrakt steigt Samstag Abend eine kleine Party. Komm doch vorbei.", sagte Jasper, als er meine Arme noch ein Stück anhob. Ich ingorierte ihn und schoss, als er zurücktrat. Dann drehte ich mich zu ihm herum.

"Wieso?", fragte ich und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Wieso nicht?", entgegnete er. Zur Antwort entsicherte ich meine Waffe, drehte mich herum und drückte ab. Dann wandte ich mich wieder Jasper zu.

"Okay, aber Jessy und die anderen kommen mit.", sagte ich.

"Ich habe nichts anderes erwartet, kleine Kate."

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