Kapitel 59

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Nach unserem Gespräch mit Mr Miller ging alles ganz schnell. Wir hatten gegessen, wir hatten eine neue Spur und wir hatten einen Plan.

Wir packten unser Zeug zusammen und marschierten wieder Richtung Unterkunft. Dort versammelten wir uns in unserem Zimmer und packten unsere Sachen, was nicht sehr lang dauerte.

"Folgendes", begann Jason und wir alle hörten ihm zu. Die Anspannung, die jeder von uns verströmte, war spürbar, keiner wagte es jetzt auch nur etwas Falsches zu sagen.

"Wir besorgen uns neue Autos, 2 Stück, sehr schnell. Es ist mir egal, wie protzig sie sind, hauptsache, wir erreichen Andover noch vor Sonnenuntergang, verstanden?" Wir alle nickten. "Jessy, Sam, eure Aufgabe."

Jessy und Sam sahen sich an und nahmen sich dann das, was sie dazu brauchten. Und das bestand aus einem kleinen Schraubenzieher, der ohne Probleme in ihrer Hand verschwand und einem Mini-Bohrer in Pistolenformat. Ungläubig sah ich sie an. Wie wollten sie damit ein Auto knacken?

"Alex, du hackst dich in das Satellitennetz und suchst die genauen Koordinaten.", machte Jason weiter, doch er brauchte ihm gar keine Anweisungen geben, da er schon längst in seinen Laptop vertieft war.

"Und was machen wir anderen?", fragte Amanda und Jason sah in die Runde. Jasper, Amanda, Jason und ich waren noch übrig.

"Wir durchsuchen die Taschen. Ich will das jeder eine komplette Ausrüstung hat, so gut es eben geht. Und komplett schwarz. Wir suchen das technische Equipment heraus und bereiten alles vor. Sobald Jessy und Sam wieder da sind, brechen wir auf. Alles weitere besprechen wir, wenn wir mit dem Kontaktmann in Andover reden." Das war das Schlusswort und alle machten sich an die Arbeit.



Eine Stunde später waren Jessy und Sam wieder da. Sie hatten 2 Autos aufgetrieben, die schnell waren, aber nicht allzu auffällig waren. Alex hatte uns die genauen Koordinaten beschafft. Jason hatte noch einmal mit seinem Onkel telefoniert und nach dem Kontaktmann gefragt, Cal hatte uns eine Adresse gegeben.

Und nun saßen wir in bequemen Klamotten in geklauten Autos zu lässiger Musik und machten uns auf den Weg zu dem Ort, an dem alles ein Ende haben würde. Entweder sie oder wir, aber diese Mission würde in Andover enden.

"Woran denkst du?", riss mich Jason aus meinen Gedanken. Ich sah ihn an.

"An Chrissy. Ich will mir gar nicht ausmalen, was sie alles durchstehen muss.", flüsterte ich und umschlang mich selbst. Jason presste die Zähne zusammen und umklammerte das Lenkrad mit den Händen, sodass die Knöchel weiß hervortraten.

"Sie werden für jedes einzelne Haar, das sie ihr krümmen, bezahlen.", knurrte er und trotz seiner abschreckenden Worte, war ich erleichtert. Wir würden das schaffen.


Schließlich rollten wir nach Andover, ließen die Autos verschwinden und begaben uns zur Adresse des Freundes von Mr Miller. Es war ein Reihenhaus im klassischen englischen Stil. Ein bisschen heruntergekommen mit einem kleinen Vorgarten und einem kleinen Zaun. Als wir klingelten, hörten wir schwere Schritte und automatisch gingen die anderen in Position, bereit jederzeit zuzuschlagen, falls der Zirkel uns zuvor gekommen war.

Doch ein Mann Mitte 40 öffnete uns. Er wirkte grimmig, aber als er uns sah, ließ er uns sofort rein. Zögerlich betraten wir die Wohnung und sahen uns um. Hinter uns fiel die Tür laut ins Schloss. Jason fuhr herum und kniff die Augen zusammen.

"Bist deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten.", murrte der Mann und blickte Jason durchdringend an. "Er war auch mit in der Army. 'n Guter Kerl."

"Danke, Sir.", sagte Jason und wirkte nun nicht mehr ganz so misstrauisch.

"Kommt, habt bestimmt Hunger. Schätze, war 'ne lange Autofahrt.", erwiderte der Kerl und führte uns in eine Küche. Es gab eine feste Sitzbank, die ums Ecke ging. Ohne zu zögern, quetschten wir uns alle darauf.

"Ich bin Barry.", stellte er sich schließlich vor. "Hab euch Eier mit Speck gemacht." Dann stellte er uns einen Stapel Teller vor die Nase, die wir rasch verteilten und dazu einen Krug voll Besteck, aus dem wir uns Messer und Gabel nehmen mussten. Schließlich reichte er uns die 2 Pfannen mit Rührei und Bacon.

Während wir aßen und uns im Geschmack des Essen verloren, nahm Barry sich einen Stuhl, drehte ihn herum und setzte sich rittlings darauf.

"Nun erzählt mal, Kinder. Was braucht ihr alles?", fragte er und sah uns alle an.

"Headsets, Mikrofone, Schusswesten, das volle Programm.", antwortete Jasper zwischen zwei Bissen. "Sowas hatten wir zuletzt alles in der Schule."

"Habt ihr denn nichts mitgenommen?", fragte Barry mürrisch. Offenbar war er über diesen Fehler ziemlich wütend.

"Nicht genug. Wir brauchen Profi-Ausrüstung. Cal meinte -", fügte Jason hinzu.

"Jaja, Cal.", schnitt Barry ihm harsch das Wort ab. "Nach Jahren meldet er sich wieder mal, nur um mir zu sagen, dass sein Bengel Hilfe braucht. Kriegst das wohl nich' alleine hin, was Bursche?", lachte Barry, verschränkte die Arme und lehnte sich etwas nach hinten.

Jason wollte schon protestieren, als ich ihm zuvor kam.

"Unsere Freundin wurde entführt. Und wir sind gekommen, um sie zu befreien.", sagte ich, senkte mein Besteck und sah Barry ins Gesicht. Kurz musterte er mich.

"Wie heißt du, Mädchen?", fragte er schließlich.

"Kate", antwortete ich verblüfft. Barry verdrehte die Augen.

"Was interessiert mich das? Der Nachnahme!", blaffte er. Kurz zögerte ich. Welchen sollte ich nehmen?

"Hathaway", meinte ich. Barry nickte.

"Hätt' nich' gedacht, dass ich mal das Kind von Clary zu Gesicht bekomme.", jetzt lachte er wieder. "Dabei siehst du ihr genauso ähnlich, wie der Bursche da seinem Vater."

"Also gut. Esst auf, Kinder. Ihr könnt hier schlafen, aber spätestens in 2 Tagen seid ihr wieder weg, klar? Nich', dass ihr mir die Geheimdienste oder den Zirkel auf den Hals hetzt. Ausrüstung besorg ich euch. Waffen auch. Wisst ihr wie man schießt?" Wir alle bejahten, auch wenn ich das nur etwas zögerlich tat. Eine Meisterschützin war ich nun wirklich nicht.

"Habt ihr einen Plan?", fragte Barry weiter.

"Wir fangen dann an. Alex will das Gelände auskundschaften, sich in den Funk hacken.", antwortete Jason.

"Was wollt ihr denn auskundschaften?", fragte Barry und sah uns alles misstrauisch an.

"Das Klärwerk.", antwortete Jason knapp.

"Das gehört dem Zirkel? Hätt' ich mir auch denken können.", er nickte. "Ein paar der Arbeiter gehen abends manchmal in ein Pub. Würd' sie nich' ansprechen. Aber beobachten. Beobachten ist immer gut. Kriegt man viel mehr Details, als durchs Verhören." Stumm nickten wir.

"Falls ihr noch was braucht, sagt Bescheid. Hab'n Geländewagen, den könnt ihr benutzen. Aber macht mir ja keine Kratzer dran!", Barry sah uns alle finster an. Dann wandte er sich Richtung Wohnzimmer. "Lasst das Geschirr stehen. Mach ich dann." Schließlich hockte er sich vor die Glotze.

Wir anderen sahen uns an und standen schließlich auf. Wir nahmen unsere Taschen und gingen nach oben. Auf unseren Betten sahen wir Headsets liegen. Und ein paar Revolver.

"Das ist alles?", fragte Jessy und sah auf den Haufen Technik.

"Mehr brauchen wir heute nicht.", meinte Sam und sah Jessy an. "Nur beobachten. Sie sollen nicht einmal merken, dass wir da sind."

"Du sprichst vom Zirkel.", entgegnete Jasper. "Das sind verdammte Ninjas."

"Wir aber auch.", meinte ich und starrte weiter auf das Bett. "Wir sind bessere Ninjas."

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