44.1.: Krätzig×Schenk

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Genre: sad, friendship

Teil 1 von 2

Danke liebe Linde715 für das Pair🤍

Sie waren beste Freunde. 
Allerbeste Freunde. 
Die besten Freunde, die man sich vorstellen konnte, und das seit sie sich kannten. Sie hatten sich mit knapp drei Jahren im Sandkasten kennengelernt und waren seitdem unzertrennlich. 
Jeden Tag verbrachten sie nach der Schule zusammen und träumten davon, irgendwann mal zusammen bei den Profis des Fc Bayern zu spielen und aus der Jugend hochzuklettern.
Umso komischer war es für Johannes, als sein bester Freund immer weniger Zeit hatte, mit ihm zu spielen und irgendwann gar nicht mehr zu ihm kam. 
Er wusste nicht, was los war, doch war unfassbar traurig darüber. Immerhin waren sie doch die besten Freunde auf der ganzen Welt. Oder?

"Johannes, ich muss mal mit dir reden", hatte die Mutter des Jungen irgendwann mal gesagt," Komm mal her, mein Schatz."
Sie hob ihn hoch und setzte ihn auf ihrem Schoß ab. 
Sofort bemerkte der Braunhaarige, dass sie traurig war. Ihre Augen waren feucht und glasig und ihre Unterlippe zitterte leicht, während sie ihrem Sohn über den Rücken strich. 
"Weißt du mein Schatz", begann sie zögerlich; wusste nicht richtig, wie sie anfangen sollte," Du hast ja bestimmt gemerkt, dass der Frans in letzter Zeit nicht mehr so oft bei uns ist, oder?"
Unsicher nickte Johannes, sah mit großen Augen zu seiner Mama auf. 
Würde sie ihm jetzt sagen, dass Frans ihn nicht mehr mochte und ihn nicht mehr als besten Freund haben wollte?
"Weißt du, das liegt daran, dass es ihm nicht so gut geht im Moment", erklärte sie weiter und musste sich dabei eine einsame Träne verdrücken. Ihr tat es ihm Herzen weh, ihrem Sohn jetzt so eine Hiobsbotschaft überbringen zu müssen.
"Ist er krank? Soll ich mal zu ihm gehen und ihm die Salbe bringen, die du mir immer gibst, wenn ich erkältet bin?"
Langsam schüttelte sie den Kopf, bevor sie sachte über Johannes' Kopf strich.
"Er hat nicht nur eine Erkältung, mein Schatz. Er ist doller krank und ich weiß nicht, wann du wieder mit ihm spielen kannst."
Das 'oder ob du es jemals wieder kannst' ließ sie dabei mit Absicht weg.
"Kann ich ihn besuchen, Mama?"
Wieder schüttelte sie den Kopf.
"Im Moment geht das nicht, mein Kleiner. Aber vielleicht kannst du ihm ja einen kleinen Brief schreiben; da freut er sich bestimmt."
Sofort nickte Johannes, ehe er von dem Schoß seiner Mutter aufsprang und in sein Zimmer rannte, um den Brief an seinen besten Freud zu schreiben.
Zitternd seufzte seine Mutter auf, während sie ein paar weitere Tränen nicht zurückhalten konnte. 
Sie wusste, dass Johannes das Ganze nicht so ganz verstanden hatte. Wie sollte er auch?
Wie erklärte man einem achtjährigen richtig, dass sein bester Freund todkrank war und vielleicht bald nicht mehr leben würde? Wie sollte man ihm erklären, was genau Leukämie war und warum Frans so krank war? Abgesehen davon, dass Johannes das in seinem Alter nicht verstehen könnte, würde es ihm schlicht und ergreifend das Herz brechen. 

Es vergingen Wochen; Monate, fast ein ganzes Jahr, in dem Johannes wenig bis gar nichts von seinem besten Freund hörte und erst recht nicht mit ihm spielen konnte. Frans ging auch nicht zur Schule und Johannes zweifelte manchmal daran, ob Frans wirklich noch sein bester Freund war. Nichtmal auf seinen Brief, den er mühevoll geschrieben hatte und sogar auf eine ordentliche Schrift extra für Frans geachtete hatte, hatte Frans geantwortet. Ein paar Mal hatte er seine Mama gefragt, ob er und Frans jetzt noch beste Freunde waren oder ob Frans ihn doch nicht mehr wollte, doch seine Mama hatte ihn immer an die Hand genommen und diese sanft gedrückt. "Natürlich seid ihr noch beste Freunde", hatte sie immer gesagt," Die besten der Welt. Bald geht es Frans besser, das verspreche ich dir."
Versprechen konnte sie nichts; im Gegenteil, zwischenzeitlich sah es nämlich auch ziemlich schlecht für den blonden, so liebenswerten Jungen aus, doch sie wusste sich einfach nicht anders zu helfen.  Ihr Mutterherz brach, wenn sie ihren Sohn so traurig und verzweifelt sah, aber was sollte sie tun? Sie sah einfach keine andere Möglichkeit.

Und dann war es endlich so weit und Frans ging es endlich wieder besser. Nach etwas mehr als einem Jahr Chemo ging es ihm tatsächlich wieder etwas besser und die Ärzte waren zuversichtlich, dass er es schaffen würde. Vor einigen Wochen hatte das noch ganz anders geklungen. Doch die Chemo hatte auch ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur, dass Frans deutlich dünner und schwächer geworden war. Seine Haare waren nicht mehr da und seine Haut war viel blasser geworden. Die Augen des sonst so lebensfrohen Jungen waren matt und irgendwie... müde.
Johannes brauchte trotzdem keine einzige Sekunde; er erkannte den Jüngeren sofort, als dieser mit seiner Mutter vor seiner Tür stand und ihn unsicher anlächelte. 
Augenblicklich kam Johannes auf ihn zu und zog ihn in eine feste Umarmung.
"Geht es dir wieder besser?", fragte der mit seinen großen Augen und seiner unschuldigen Stimme. 
Wenn die Situation nicht so traurig wäre, könnte man das Verhalten der beiden fast als niedlich und süß betiteln. Wenn, wenn, wenn....
"Wollen wir in den Garten gehen und Fußball spielen?", fragte der Braunhaarige begeistert," Ich habe zum Geburtstag einen neuen Fußball bekommen, den müssen wir unbedingt ausprobieren."
Johannes war schon halb im Garten, als Frans traurig den Kopf senkte und mit ihm schüttelte. "Ich darf kein Fußball spielen", erklärte er leise mit brüchiger Stimme. Es schmerzte ihn, seine Leidenschaft nicht mehr ausüben zu dürfen. Er liebte den Fußball und doch durfte er nicht spielen. "Warum nicht?" Langsam und vorsichtig kam Johannes wieder auf seinen besten Freund zu. "Ist wegen dem da?" Unsicher zeigte er auf Frans' kahlen Kopf. 
"Ich bin krank, Jonny", murmelte er leise," Mein Blut funktioniert nicht richtig."
Kurz schien Johannes zu überlegen, doch dann zuckte er nur mit den Schultern. 
"Dann komm mit hoch. Mama hat mir neulich ein neues Computerspiel gekauft."
Wie selbstverständlich nahm er Frans an die Hand und zog ihn mit nach oben in sein Zimmer.

Traurig beobachteten die Mütter der besten Freunde, wie die beiden nach oben verschwanden. Vor allem für Frans' Mutter war die Situation unfassbar schwierig. Es freute sie so sehr, dass es ihrem Sohn nach all dem Kämpfen wieder besser ging, aber wer garantierte ihr, sass es nicht wieder schlimmer würde? Sie würde alles dafür geben, damit ihr Sohn wieder gesund war. Zur Not würde sie sogar selbst freiwillig an seine Stelle gehen, nur um ihren Sohn wieder glücklich zu sehen. Das war ihr aller größter Wunsch.

Und dieser sehnliche Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Genau zwei Jahre später. 
Zwei Jahre später, an dem elften Geburtstag ihres Sohnes, verkündete der Arzt die frohe Nachricht, dass Frans krebsfrei war. Krebsfrei. Gesund.
Warum hörte sich das so verdammt surreal an?
Drei Jahre voll mit Arztterminen, langatmigen Untersuchungen und schmerzhaften Behandlungen. Drei Jahre voller Trauer, Angst und Kämpfen. 
Und jetzt sollte das alles plötzlich vorbei sein?
Natürlich müsste Frans noch auf einige Sachen achten und auch noch zu Kontrollterminen kommen, aber sonst?

Auch wenn er nicht den vollen Umfang der ganzen Situation verstehen konnte, so verstand Frans doch sehr wohl die guten Neuigkeiten. Er verstand, dass er gesund war. Sein Blut war wieder in Ordnung. Und damit konnte er jetzt wieder mit dem Fußball anfangen. Zwar ganz, ganz langsam und unter ständiger ärztlicher Aufsicht, aber er durfte wieder Spielen. 
Stand seinem und Johannes' großem Traum vom Profi werden jetzt noch was im Weg?

Fußball Oneshots boyxboy  Pt. ||Where stories live. Discover now