48.1: Wirtz×Musiala

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Schaut gerne mal bei meiner neuen Story vorbei! :)

Genre: drama

Es war ein trüber Wintermorgen, an dem Flo nervös am Küchentisch saß und sein Müsli, das schon seit mindestens zehn Minuten unberührt vor ihm stand, tot starrte.
Draußen bedeckte eine dicke Winterdecke den Boden und vereinzelt fielen auch noch einige weiße Schneeflocken, während der Himmel grau und schwer über ihm lag.
Normalerweise würde er sich heute gerne in seiner Bettdecke einkuscheln und irgendwelche Serien gucken. Hauptsache, er müsste nicht raus, denn Flo hasste dieses Wetter. Es machte ihn jedes Mal aufs Neue depressiv, weshalb er es stets vermied, an solch grauen und ungemütlichen Tagen raus zu gehen.
Doch heute blieb ihm nichts anderes übrig und der Grund dafür war eigentlich richtig schön.
Der Blick des jungen Fußballers fiel auf seinen linken Ringfinger, an welchem ein schlichter, silberner und doch wunderschöner Ring steckte und ihn freudig anzuglitzern schien.
Sein rechter Daumen hob sich, wie automatisch, um sanft über das kühle Silber zu streichen.
Noch immer bekam er eine Gänsehaut, wenn er an den Heiratsantrag dachte, den Jamal ihm vor gut einem Monat, an Heilig Abend, gemacht hatte. Es war ganz einfach und doch so schön gewesen.
Jamal hatte gekocht, Flos Lieblingsessen, und war nach dem Essen auf die knie gegangen, um Flo zu fragen, ob er ihn heiraten wollte. Erst konnte Flo das gar nicht glauben, dachte der Ältere würde scherzen, doch dann begriff er, dass dieser es wirklich ernst gemeint hatte, und sagte sofort mit einem energischem Nicken 'Ja'.
Gesagt hatten sie bisher niemandem etwas; sie wollten ihr Glück noch ein bisschen für sich genießen, doch nun war es so weit, endlich.
Heute würde sie zu den Eltern des jungen Mittelfeldspielers fahren und ihnen von ihrer Verlobung erzählen.
Am Anfang war Flo aufgeregt gewesen, doch inzwischen war ihm klar geworden, dass er eigentlich nichts zu befürchten hatte. Seine Eltern hatten ihre Beziehung von Anfang an akzeptiert und liebten Jamal genauso wie ihn. Sie freuten sich immer, wenn Flo ihn mitbrachte, wenn er mal zu Besuch kam. Also warum sollten sie etwas gegen eine Verlobung haben? Sie würden sich viel eher mit den beiden freuen, oder?
Kurz schreckte der Braunhaarige auf, als sich davon hinten zwei Arme sanft um ihn legten und ein Kinn auf seine rechten Schulter.
"Was machst du?", fragte Jamal seinen Freund leise, nachdem er ihm einen kleinen Kuss in die Halsbeuge gedrückt hatte und Flo sich an seine Brust gelehnt hatte.
"Nachdenken", gab er leise und irgendwie abwesend zurück.
"Worüber?"
Der Jüngere zuckte nur mit den Schultern; er wusste es selbst nicht mal so genau.
"Über uns", nuschelte er gedankenverloren," Und über gleich, keine Ahnung, es ist komisch irgendwie."
"Hast du Angst?"
Einen kurzen Moment hielt Flo inne, doch dann schüttelte er den Kopf und das meinte er wirklich ernst. Er hatte wirklich keine Angst, denn er wusste, dass seine Eltern gut reagieren würden.

"Schön, dass ihr zwei da seid." Überschwänglich hier nahm Flos Mutter ihren Sohn in die Arme; zu lange hatten sie sich nicht mehr gesehen. Nachdem sie ihre Umarmung um den Braunhaarigen gelöst hatte, richtete sie ihren liebevollen Blick auf Jamal, welchen sie Sekunden später auch in ihre Arme zog.
Sofort, als sie Flos Kindheitshaus betraten, wurde das junge Paar von dem für Flo so bekannten und heimeligen Geruch empfangen. Er fühlte sich gleich wieder zehn Jahre jünger und musste daran denken, wie es war, als er noch gewohnt hatte; mit seinen Eltern und seiner Schwester.
"Kommt rein"; sprach sie und zeigte symbolisch auf den Durchgang zum Wohnzimmer, welchem die Beiden folgten und dort sogleich Flos Vater erblickten. Er unterbrach seine Tätigkeit, den Tisch fertig zu decken, um seinen Sohn und dessen Freund mindestens genauso herzlich zu begrüßen, wie seine Frau es gerade auch getan hatte.
In diesem Moment dachten weder Jamal noch Flo über den Grund, weshalb sie sich eigentlich eingeladen hatten, nach.
Es war ein gemütliches Bild, wie sie zu viert dort im Wohnzimmer mit den großen Panoramafenstern saßen und gemeinsam den leckeren Marmorkuchen aßen, während Jamal und Flo intensiv über den Fußball und die nächsten Spiele und alles mögliche andere Zeug ausgefragt.
Zumindest solange bis irgendwann eine kurze Stille einkehrte; nur das leise Klappern des Besteckes auf den weißen Porzellantellern war zu hören.
Schnell warf Flo einen flüchtigen Blick zur Seite zu seinem Freund. Dieser nickte ihm aufmunternd zu, weshalb Flo noch einmal kurz aufatmete und dann zu reden begann.
"Also wir... wir müssen euch noch was sagen", begann der Jüngere stammelnd. Er versuchte wirklich, Augenkontakt mit seinen Eltern zu halten, doch irgendwie schaffte er es nicht, auch wenn er eigentlich wusste, dass nichts passieren würde.
"Ist alles gut?" Besorgt und mit zusammengezogenen Augenbrauen strich Flos Mama sich eine Strähne aus der Stirn und sah ihren Sohn irritiert an.
"Ja", half Jamal schnell aus," Es ist alles gut, aber..."
"Es gibt einen Grund zu feiern", fuhr Flo, der sich wieder gefangen hatte, nun schnell fort und hob seine linke Hand, an welcher der Ring steckte," Wir werden heiraten. Nächstes Jahr."
Stille. Eiserne Stille. Sie war so schwer, dass Flo das Gefühl hatte, nicht mehr richtig atmen zu können.
Er konnte die irritierten Gesichter seiner Eltern beim besten Willen nicht einordnen. War das gut? Oder schlecht? Hatte er sich doch geirrt und sie hatten etwas gegen ihre Beziehung?
Ehe er noch weiter in Gedanken versinken konnte, erhob sich die laute und plötzlich gar nicht mehr so vertraute Stimme seines Vaters.
"Ihr seid verlobt?"
Vorsichtig nickten sie; beide deutlich eingeschüchtert und mindestens einen Kopf kleiner als noch vor zehn Sekunden.
Und ihre Reaktion fiel gar nicht gut aus; ganz im Gegenteil.
Beschimpfungen; erst nur von Flos Vater, doch später stieg auch seine Mutter mit ein. Sie wirkte total entsetzt, als hätte Flo sie mit allem enttäuscht.
"Aber... wir sind doch schon länger zusammen", versuchte der Mittelfeldspieler es verzweifelt. Seine Augen waren glasig, doch er wollte sich nicht die Blöße geben und auch noch weinen vor seinen Eltern. "Was ändert denn jetzt die Verlobung daran?"
"Wir dachten, es sei nur eine Phase und du wirst bald wieder... normal", argumentierte seine Mutter aufgebracht, während sie wild mit den Händen gestikulierte," Wir dachten, du musst dich nur mal ausprobieren und kommst bald mit einem Mädchen an."
Sprachlos sah Flo zu seinen Eltern. Er wusste nicht, was er denken sollte oder sagen. Oder was er überhaupt fühlen sollte. Was war das gerade gewesen?
"Ihr... was?", stotterte er unbeholfen.
Energisch schüttelte Flos Vater den Kopf.
"Wir wollen nicht, dass du den heiratest. Komm zur Vernunft, Junge. Du kannst doch keinen Mann heiraten. Weißt du, was für ein Skandal das is?"
Fassungslos schüttelte Flos den Kopf, während sein Freund, welcher noch immer unverändert neben ihm saß, das Ganze nur sprachlos beobachtete. Jamal fühlte sich wie gelähmt. Er konnte nichts tun, so sehr er wollte.
Nun war es Flo, der mit einem Ruck aufstand, sodass sein Stuhl hinter ihm zu Boden fiel. Sein Gesicht war rot vor Wut und seine Halsschlagader trat an einer Stelle besonders hervor.
"Wisst ihr was?", schrie er ungehalten, schon fast aggressiv," Das muss ich mir von euch nicht bieten lassen. Wochenlang spielt ihr uns die perfekte Familie vor, tut so, als würdet ihr uns von vorne bis hinten unterstützen und unsere Beziehung akzeptieren, aber hofft insgeheim darauf, dass das alles nur eine Phase ist? Eine kurze, bedeutungslose Phase?"
Empört und enttäuscht atmete der Braunhaarige aus; seine sonst so freundlichen Augen sprühten nur so vor Zorn.
"Das ist das allerletzte. Ihr sei das allerletzte. Ich will mit euch nichts mehr zu tun haben."
Das waren seine letzten Worte, ehe er sich umdrehte, Jamals kühle Hand in seine nahm und ihn so mit sich nach draußen zog.

Kaum saßen sie im Auto, konnte der Jüngere seine aufgestauten Tränen nicht mehr zurückhalten. Er hatte wahrscheinlich mit allem gerechnet, nur nicht damit.
Innerhalb von Sekunden hatte sich seine gesamte Gefühlswelt gegenüber seinen Eltern komplett umgekrempelt. Er fühlte sich leer und gleichzeitig so voller Wut und Unverständnis. Wie konnte man sein eigenes Kind so behandeln? Er hatte sich so gefreut. Die Verlobung schien sein Leben perfekt gemacht zu haben und am liebsten hätte er sein Bambi schon morgen geheiratet, aber jetzt war es irgendwie anders.
Erschrocken zuckte der Jüngere zusammen, als Jamals kühle Hand sich auf seine legte. Vorsichtig blickte er zur Seite; direkt in Jamals traurige und mitleidige Rehaugen.
Man konnte schon an seinem Blick sehen, dass auch ihm das alles nahe ging. Klar, wem würde es das nicht?
"Es tut mir so leid", schluchzte Flo leise; er konnte kaum schlucken, weil der Kloß in seinem Hals so groß war," Du solltest dir das nicht mitanhören."
"Aber du, oder was?", gab Jamal forsch zurück; vielleicht etwas zu forsch.
"Sorry", gab der Bayer kleinlaut zurück und drückte die Hand seines Freundes noch etwas fester.
Kaum merklich nickte der Jüngere. "Was hab ich falsch gemacht? Warum ich?"
"Ich weiß es nicht."
Ratlos schüttelte Jamal mit seinem Kopf, schlang einen Arm um seinen Freund und zog ihn ganz nahe an sich heran; so nahe wie eben möglich.
"Ändert das was an deiner Entscheidung?"
Vorsichtig sah der Ältere zu seinem Freund herunter; er hatte Angst vor der Antwort, aber er musste diese Frage jetzt einfach stellen.
Doch Flo schüttelte nur schnell den Kopf, nachdem er diesen gehoben hatte, um seinen Freund ansehen zu können. Niemals würde er sich gegen seinen Jamal entscheiden und unter solchen Umständen schon dreimal nicht.
"Ich lasse mir doch nicht meine Liebe zu dir verbieten", brachte er mit noch immer zitternder Stimme hervor," Ich liebe dich und ich will dich heiraten. Jetzt erst recht."
Ein schwaches Lächeln bildete sich auf Jamals Lippen und sein Gesicht näherte sich langsam dem seines Freundes.
"Wir schaffen das, oder?"
"Ich weiß es nicht", antwortete Flo wahrheitsgemäß, während er seine Hände um den Nacken des Stürmers schlang," Aber der einzige Weg, das herauszufinden, ist es, es auszuprobieren."

Fußball Oneshots boyxboy  Pt. ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt