Warum ich??

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"Ich versteh das einfach nicht! Was wollen die denn noch von mir?" Leo kichert und fährt mir mit einer Hand durch die wild abstehenden Haare. "Hey! Lass das!" motze ich und versuche sie zu richten, was so gut wie nicht klappt. Ich seufze und fahre mir gähnend durch das Gesicht. Wir beide haben überhaupt nicht geschlafen, da wir einfach die Nacht durchgemacht haben und uns auf den ganzen Dreck vorbereitet haben. Jetzt haben wir den Salat. "Werden deine Eltern auch sicher nicht böse sein?" frage ich nebenbei, als wir uns zum Vertretungsplan begeben, doch sie schüttelt nur den Kopf:"Kein Problem. Sie wissen wo ich war und dann ist es kein Problem. Du kannst mich ja schlecht vergewaltigen." sie zwinkert und ich schüttle kichernd den Kopf:"Gut du hast Recht... das wäre echt eklig!" Sie schaut gespielt empört und wirft ihren Zopf zurück:"Ach, bin ich so unanziehend? Du kleiner Loverboy!" Wie gesagt, bei ihr fühle ich mich manchmal wie 12 oder jünger, aber das tut auch ganz gut.

"Hey, schau mal! Wir haben Heute Sport in den letzten Stunden." Meine Miene verfinstert sich und sie verstummt schnell:"Sorry...","Kein Problem." sage ich schnell und hole mein Handy raus. Ich muss Austin schreiben und dann geht es auch schon zur ersten Stunde. Eines macht mich stutzig: Noch keinen der Nonames habe ich heute Morgen gesehen und auch keinen dummen Spruch von sonst irgendjemanden bekommen, der mich aufziehen will, wegen dem was Gestern passiert ist. Soll mir recht sein.

Time skip:

"Also was sagst du? Ich meine bald wird es wieder Sommer und die Klassenfahrt steht auch bald an..." Ich kaue auf dem Bonbon, was wir eben noch bekommen haben rum und überlege:"Oh, man Chris! Was machst du dir denn jetzt schon einen Kopf darüber? Das sind ja noch Monate!" Ich verdrehe die Augen und doch schweife auch meine Gedanken etwas ab. Gerade bin ich elfte Klasse und mache nächstes Jahr sogar meinen Abschluss. Oh, man und da bin ich immer noch single? So ein Mist aber auch.
"Aber etwas positives hat es!" Chris zieht eine Augenbraue hoch und ich grinse:"Du hast noch ein Jahr um es an meine Uni zu schaffen!" Er prustet los vor lachen:"Als wenn ich mit dir auf eine will!" er schmunzle:"Du würdest ohne mich nicht überleben."

Nach dem Sport ist es wie ein Ritual sich zu duschen, weil es abartig bei unserem Lehrer ist Unterricht zu haben. Ich winke Chris und sage drohend:"Das du mir bloß Bescheid gibst wegen der Party!" Er salutiert und haut dann mit den anderen lachend ab.
Er weiß Bescheid und akzeptiert es. Ich bin froh das sie Rücksicht nehmen.

Ich dusche immer erst wenn die anderen raus sind. Manchmal bin ich auch sehr froh wenn ich dann aus der Halle komme und Austin dasteht, dann weiß ich das niemand es gesehen hat. Das was ich hasse. Meinen Körper. Ich hasse ihn so abgrundtief. Nicht das er zu dünn oder zu dick sei, zu unmuskulös etc. ist ... nein, weil er zerschunden ist. Weil er meine Vergangenheit wiederspiegelt. Narben, Wunden. Sie zieren auf verschiedenste Weise meinen gesamten Rücken und an manchen Stelle auch meine Brust. Ein paar sind schon verblasst, andere wiederrum stechen wie Messer aus meinem Rücken heraus.

Ein Ruf lässt mich zusammensucken und aufschauen, doch das offene Fenster lässt mich durchatmen. Muss wohl von Draußen gewesen sein! Ich bin echt ein Angsthase in der Beziehung. Langsam schließe ich wieder die Augen und spüle mir mit dem warmen Wasser die Haare aus. Doch als etwas kracht halte ich mit weit aufgerissenen Augen in der Bewegung inne. Ist da wer?

Wie in Zeitlupe drehe ich mich um, doch nur soweit das ich erkenne wer denn da eigentlich ... im Türrahmen steht und genau das reicht schon um völlig zu erstarren, während das heiße Wasser nun wie kalter Hagel auf meine Haut prasselt. Ich schlucke und drehe das Wasser mit meiner zitternden Hand ab, denn ich muss jetzt so schnell es geht verschwinden, ohne das er noch mehr sieht! Zittrig greife ich mit einer ungeschickten Handbewegung nach meinem Handtuch und meinen Duschzeug, lege es mir so gut es geht um den ganzen Oberkörper und zu tun als sei nichts, doch so ganz kann ich meinen Körper nicht entspannen. Gerade so bedeckt das zweite kleine Handtuch alles wichtige, meinen Hüftbereich... man versteht was ich meine. Damit ich mich noch mehr blamiere und atme dann tief durch. Was will der eigentlich hier? Der müsste Heute nicht mal in der Näher dieser Turnhalle gewesen sein. Darüber darf ich mir aber jetzt nicht den Kopf zerbrechen!
Ich drehe mich um  zum Gehen, doch da packt er mich am Arm und ist plötzlich ganz nah vor mir. Meine Augen weiten sich erneut und er blickt mich mit einem düsteren Blick an:"Was ist das? Wer war das?" Mein Herz überschlägt sich in diesem Moment völlig, da sein Blick mir den Atem raubt und mich fast zusammenklappen lässt. Er ist plötzlich ganz anders. Das Handtuch rutscht meine Schultern, bei seiner heftigen Aufhaltaktion wieder herunter, doch meine Sprache lässt sich einfach nicht finden.

"Lass ihn sofort los! Mark das geht dich garnichts an!" die laute Stimme meines Bruders hallt durch den ganzen Duschraum und wir beide schauen zu ihm, was Mark nur noch mehr zum Knurren bringt.  Er lässt mich mit einem Mal los und geht auf meinen Bruder zu, der ihn nur gleichgültig anschaut. "Hast du ihm das angetan? Ich würde es dir zutrauen, so wie du mit deinen..."," Das hat dich einen Scheiß zu interessieren." sagt er knapp und holt mich mit einer Handbewegung zu sich. Ich trappe etwas niedergeschlagen auf ihn zu und er meint ich solle meine Sachen schnappen. Die letzten Worte die ich höre sind:"Komm ihm nicht mehr zu nah! Ich schwöre dir, erzählst du es jemanden bist du tot!"

Ich bin am Arsch.

Behind His EyesWhere stories live. Discover now