Lang ist es her... (Spezial 1)

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"Jamie erinnere die anderen bitte an die Terminabgabe! Die Referate sind wichtig für die Prüfungszulassung." ich nicke und nehme den Stapel an Zusatzaufgaben von meinem Professor entgegen. Die Prüfungen... oh, man die muss ich auch noch hinter mich bringen. Erst jetzt realisiere ich das ich fast mein College beendet habe und danach in die Arbeitswelt starten kann. Meine Knie werden weich, aber erstmal die Prüfungen schaffen und dann sehen wir weiter.

"JAMIE!!" brüllt Leo durch den ganzen Gang und ich schrecke auf, hätte fast meine Blätter fallen gelassen... sie bleibt vor mir stehen und grinst breit. Ihre kürzeren, pinken Haare wippen leicht auf und ab wenn sie rennt und sie schaut mich an:"Du kleiner Streber! Hab dich nicht so...." ihre Stimme wird leiser und ihr Gesichtsausdruck weicher:"Du bist ein kleines Stück gewachsen und du wirkst in den letzten Monaten erwachsener... und du wirkst glücklich." Ich schüttle überrascht den Kopf:"Leo? was soll das denn auf einmal?" sie drückt mich an sich und zischt nur:"Schon gut. Ich werde dich nur vermissen, nach unserem Abschluss." amüsiert lache ich auf und löse mich:"Dann müssen wir halt öfter Skypen wenn du nach Hollywood ziehst. Mein Bruder ist zwar nicht begeistert aber muss er durch." sie lächelt und zupft an den dunkelblauen Strähnen die sie mir verpasst hat:"Soll ich sie dir noch rot machen?" sofort schiebe ich ihre Hände weg:"Alles gut du Wissenschaftlerin! Lass uns endlich los."

Sie umgreift fröhlich meine Hand und zusammen stapfen wir aus der Uni und Richtung Campus. Es ist witzig, wenn die meisten nicht müssten mit wem ich zusammen bin, würden sie denken ich und meine beste Freundinnen wären ein Paar.
"Denk an die Abgabe und die Referate. Fang früh an mit lernen!" zähle ich auf und beiße in mein Eis, die Hitze des langsam kommenden Sommers macht sich früh bemerkbar. Leo verdreht die Augen und kneift in meine Wange:"Jaja, Mum! Mach ich. Ich hab noch meinen Club heute... Wir sehen uns Morgen! Denk an ein Geschenk für mich." oh, da war ja was. Meine beste Freundin hat Morgen Geburtstag, da werde ich dann viele Menschen und meinen Bruder um mich haben. Austin. Den habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen.

"Ey! Kleiner!" höre ich nun Ian's Stimme, der mir dann einen Arm um die Schultern legt und mich drückt. "Schon alles abgegeben?" fragt er und ich schmunzle:"Noch nicht. Bin aufgeregt.." er lacht:"Kein Wunder. Ich muss noch ein halbes Jahr und du arbeitest dann fröhlich. Ihr Sprachstudenten!" ich schüttle nur den Kopf:"Das kann was werden..."
Ian und ich plaudern weiter, bis zwei Mädchen in unsere Hörweite kommen und ich aufhorche.

"Hast du den gesehen?! War der heiß!" tuschelt das Mädchen und ihre Freundinnen flüstert nur erschrocken:"Und wie! Aber auch etwas einschüchternd. Mir wird ganz schwindelig." ich versuche einen Blick zu erhaschen und frage:"Was ist denn los?" mein Kumpel zuckt mit den Schultern:"Irgendein Typ wartet da seit einiger Zeit und alle drehen durch, der ist aber auch heiß! Ich mag eher die süßen Typen..." mit einer Hand stupse ich Ian weg und zische nur, was er mit einem Grinsen abtut. Gemeinsam gehen wir vor und wollen einen Blick zu dem Kerl werfen, aber ich bleibe stehen als er in mein Blickfeld gelangt und er mich erblickt:"Oh, nein!" hauche ich und sehe wie er sich grinsend von seinem schwarzen Wagen stößt, auf mich zu kommt und mir einen ausgibiegen Begrüßungskuss gibt. "Na, vermisst?!" fragt er höhnisch und ich grinse leicht:"Haben wir nicht gesagt, dass du nicht hier auftauchen sollst? Du sorgst für zu viel Aufregung." er zuckt mit den Schultern und umgreift meine Hand:"Dafür liebe ich dich einfach viel zu sehr." nochmal küsse ich ihn und fange dann ein paar bösartige Blicke von den Mädchen. Tut mir leid, aber der gehört mir... Nein, eher der geht nicht mehr weg! Wie ein Geschwür....

"Aha! Das ist also dein Freund. Wie schade das du vergeben bist..." zischt Ian und richtet seine Brille. Mark zuckt mit der Augenbraue und dreht sich zu ihm:"Hast du damit ein Problem? Für jemanden wie dich würde Jamie sich niemals interessieren!"
"Das sagst du." huste ich und er starrt mich an:"JAMIE!!" lachend nehme ich seine Hand und verabschiede mich von meinem Kumpel:"Wir sehen uns nächste Woche!" Ian lächelt nur böse und winkt, bevor ich meinen Freund zum Wagen gezerrt habe und ihn daran hindere Ian in das Gesicht zu schlagen.

"Halt dich von ihm fern!"
seufzend öffne ich die Tür unserer Wohnung und stelle meine Sachen in der Küche ab. "Mark... Ich kann mich nicht von allem Männlichem fernhalten! Davon gibt es sehr viele auf dieser Welt!" er grummelt und wirft sich auf das Sofa, um Netflix anzuschalten:"Doch kannst du! Muss dir nur einen von diesen Gürteln anziehen." ich kichere nur und komme zu ihm, setze mich auf seinen Schoß und lege die Arme um seinen Hals:"Das machst du nicht! Sonst gibt es großen Streit." er lächelt dunkel und küsst mich:"Den würde ich gerne mit dir haben, danach bist du immer so fordernd." jetzt laufe ich rot an und weiche seinem Blick aus, was ihn zum kichern bringt:"Das ist immer wieder niedlich, wenn du verlegen bist." plötzlich packt er mich, wirft mich über seine Schulter und steht auf. "Ey!" schreie ich, doch da läuft er schon los.
"Hast du zugenommen Kleiner? Das Studentenleben bekommt dir wohl nicht gut." sagt er fies und ich knurre:"Fick dich!" er wirft mich auf das Bett im Schlafzimmer und ist über mir:"Nein, du musst sagen: Fick mich!" seine Lippen berühren meine, seine Hände wandern unter mein Shirt und bringen meine Haut zum kribbeln, später verschränken sie sich mit meinen und ich spüre seine warme Haut auf meiner. Jedes Mal ist es als würde ich explodieren, er bringt mich um meinen Verstand.

Ich betrachte ihn, während er schläft. Seine dunklen, wilden Haare sind vor Kurzem von Leo geschnitten worden, dabei hatte ich Angst sie schlägt ihm die Schere in den Hals. So ganz hat sie sich noch nicht an ihn gewöhnt glaube ich...
Zumindest sind sie an den Seiten ziemlich kurz, sein Körper zieren einige Tattoos mehr und das Augenbrauen- und Lippenpiercing wirken manchmal etwas extrem, aber alles an ihm ist schön. Er hat sich verändert, seine harte Schale ist da, aber ich kenne jeden Zentimeter von ihm. Sehe die Narben von der Arbeit und der Vergangenheit, habe ihn weinen und schreien gesehen und war da als er kurz davor war zu zerbrechen. Sein Lächeln das nur mir gilt, dieses wahre Lächeln ist unglaublich schön. Ich sehe den Ring, den gleichen den er mir damals geschenkt hatte.
Er trägt seinen Ring an einer Kette um den Hals, weil er sich bei der Arbeit immer dreckig macht und er den Ring nicht zerkratzen will. Vorsichtig nehme ich meinen vom Finger und drehe ihn im leichten Licht. So viele Erinnerungen. Was wäre gewesen wenn ich mich anders entschieden hätte? Wenn ich ihm nicht verziehen hätte und den Worten der anderen gefolgt wäre, für dich ich mal was empfand?
Langsam schließe ich die Augen. Eine Hand fährt zu meiner Schulter und die Phantomschmerzen der Narben kommen dazu.

Ich denke an die drei. An Mark, an Tobi und an meinen Bruder.

Austin....

Behind His EyesWhere stories live. Discover now