Narbenhass

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Grummelnd werde ich wach. Die Sonne hat mir voll ins Gesicht geschienen seit einer gefühlten Ewigkeit und jetzt kann ich nicht mehr schlafen, also öffne ich langsam meine verkrusteten Augen und blinzle mehrmals. Erst nach wenigen Augenblicken habe ich wieder eine klare Sicht und versuche zu sehen wo ich bin, bis es mir wieder einfällt und ich verstohlen einen Blick hinter mich werfe. Da liegt er auch und hat seinen Kopf, mit den wild abstehenden Haaren in seiner Armbeuge vergraben, die andere ist um meine Taille geschlungen, was mich zum schmunzeln bringt. Der knall harte Gangführer mal ganz privat und brav wie ein kleines Kätzchen.

Gähnend fahre ich mir durch mein Gesicht und robbe langsam, aber vorsichtig aus seinem stählernen Griff, was leichter getan als gesagt ist. Ich fühle mich wie bei Twister extrem oder wer kann sich am besten das Rückgrat verdrehen! Und dabei fallen mir auch noch seine bekloppten in mein Blickfeld. Diese Socken mit... Enten drauf... hat er die 5 Mal oder warum sehe ich ihn nie mit anderen an den Füßen?? Mach ich mir gerade erstnhaft darüber Gedanken? Ich sollte mir ein Hobby suchen...

Als ich aufstehe, höre ich wie er grummelt, aber kümmere mich nicht weiter darum, sondern stelle mich an das Fenster und werfe einen Blick hinaus. Es scheint noch vor Mittag zu sein... mir fällt gerade auf, dass heute eigentlich Freitag und somit immer noch Schule ist. Ich hasse diesen Kerl... ist ja nicht so, als das ich damit so mein gutes Licht in den Dreck werfe...niemals! das ist der Einfluss dieses Kerles, aber gut. Ich habe Hunger und mir ist verdammt warm. Das kann aber auch daran liegen, dass Mark ungefähr gefühlte 2000° heiß ist und nein nicht nur sein Aussehen ist damit gemeint. Ich habe zum ersten Mal neben Mark gelegen, ohne das er versucht hat mir die Klamotten vom Leib zu reißen, naja zumindest hat er das nicht so offensichtlich getan und er war einfach für mich da. Unglaublich das dieser Kerl dazu im Stande ist.

Während ich darüber philosophiere und in Gedanken versunken bin, zerre ich mir mein Shirt über den Kopf und hänge es zum auslüften über einen Stuhl. Wahrscheinlich quillt mein Handy nur so über vor Nachrichten von meinem Bruder oder meinen Eltern oder ganz anderen Personen die davon Wind bekommen haben. Trotzdem ist es mir egal. Ich habe mein Handy tief in meiner Tasche verstaut und es seit Gestern abend nicht mehr angerührt. Ich habe zum Teil auch Angst vor den Nachrichten und den Dingen die sie mir an den Kopf werfen werden....

Aus meiner Tasche fische ich Gedankenverloren ein frisches Oberteil, mit dem Aufdruck einer meiner lieblings Band und mit einer Hand fahre ich durch meine wilden Haare. Ich sollte mal duschen.... momentan lasse ich alles irgendwie schleifen.

"Deine Narben..." oh, er ist also doch wach. Ich zucke mit den Schultern und lache leicht auf:"Was ist damit? Sie sind da und sie zeugen von Gewalt die mir angetan wurde, dafür das ich existiere. Ich bin grauenhaft.... das hat sogar mein eigener Bruder bestätigt... man wollte mich nie." wieder muss ich mit diesem ganzen Scheiß anfangen. Es sprudelt alles erneut aus mir heraus. Wut, Angst und Trauer... alles wie ein Schwall mit einem Mal. Ich schlage die Hände vor mein Gesicht und schüttle nur den Kopf, dann fahre ich durch meine dunklen Haare und richte mich auf:"Er hasst mich. Ich bin ein Nichts." flüstere ich und vor meinen Augen verschwimmt die Sicht. Tränen bilden sich wieder. Was labere ich da nur für einen Mist? Wie erbärmlich ich bin. "Ich war schon immer von allem gehasst." am liebsten würde ich jetzt schreien und um mich schlagen... oder mich erlösen, mich von allem befreien, so wie ich es schon lange vor hatte.

Plötzlich schlingen sich starke Arme um mich und ich werde vom Boden gehoben. Erschrocken wehre ich mich und schreie auf:"Lass mich los!! Ich will nicht!!!" doch er hört nicht und wirft mich mit einer Wucht und dem Gesicht voran auf die Couch zurück, dann packt er meine Arme und drückt sie mit einer Hand nach oben. Er ist verdammt stark und das hasse ich noch mehr an ihm, denn er kann machen was er will. PLötzlich reißt er mit der freien Hand das Shirt hoch und drückt mich in die Couch bis ich endlich Ruhe gebe und er sich sicher ist das ich nicht wild um mich schlage, dann löst er seine Griffe und streicht zaghaft mit den Fingern über jede einzelne Wunde, Schramme und Maserung die meine Haut ziert.

"Du bist wunderschön." er beginnt jede meiner Narben zu küssen und ich weine einfach nur still vor mich her. Die Emotionen übermannen mich und ich kann nicht anders. Wieso ist er so zu mir? Es tut weh und es tut gut und er kann nicht aufhören damit... ich will auch nicht das er mich loslässt.

"Du kannst es nicht lassen mich von dir zu stoßen, mich zu verletzen und mich wieder wie dein Eigentum an dich zu reißen..."

"Ganz richtig und ich werde es noch sehr oft tun, mein Kleiner."

Behind His EyesМесто, где живут истории. Откройте их для себя