waking up

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" Liebe ist, den Rest deines Lebens mit jemanden zu verbringen, den Du umbringen willst, aber es nicht tust, weil du ihn dann vermissen würdest."

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"Geht es?" Ich verdrehe die Augen und löse mich sanft aus dem Griff meines Bruders, der mich ganz besorgt anschaut:"Kleiner, du hast dich aus nem Fenster gestürzt, da bin ich halt besorgt." Schmunzelnd lächel ich und steige einfach ins Auto ein. Fünfhundert besorgten Nachrichten Gestern noch auf meinem Handy, sogar von Leuten mit denen ich eigentlich nichts zutun habe, aber gut es haben sich mehr Leute um mich gesorgt als gedacht und ich bin mal wieder der Aufreger der Schule.

Wenn man gerade von Schule spricht, dort werde ich auch sehr interessant wieder begrüßt. Meine Freunde bejubeln mich und schlagen mir auf die Schultern, wie begeistert sie von der Aktion waren und dann gibt es noch Leo, die mir erst eine verpasst und mich dann in ihre Arme drückt:"Du Vollidiot! Mach das nie wieder!!" Wie meine Ma... sie ähnelt ihr manchmal echt stark. Der restliche Tag ging erstmal ohne weiteres vorüber, naja, außer das ich fast auf meinen besten Freund los ging, nach dem hundertens Witz, wenn wir an einem behinderten Fenster vorbeigehen. Töten ist aber leider strafbar....
Das größere Problem war eher als ich allein aus dem Essensraum gehe und genau in die Arme eines gewissen Störenfriedes komme. Ausweichen ausgeschlossen.

Der kann mir aber auch nicht einmal Ruhe lassen. Bin ja nicht gerade Letztens fast gestorben. Und genau er macht alles nicht besser.

"Na, sieh einer an!" schon grinst er breit und weist seiner Truppe an zu verschwinden. Ich bleibe einfach stehen und atme einmal tief durch, was wohl jetzt kommt? Fällt er über mich her? Ich hoffe nicht... sonst schreie i- stopp!! Was denke ich denn da gerade? Habe ich getrunken? Seit wann habe ich bitte vor jemanden wie dem so eine große Angst! Langsam muss ich mich doch wieder daran gewöhnt... haben... nein habe ich eigentlich nicht.
Doch er bleibt verwundert ein paar Schritte vor mir stehen:"Was ist denn? Du schust ja so mürrisch! Und das obwohl ich hier bin..."
Der ist einfach nicht dicht, also verfinstere ich meinen Blick noch mehr und sage:"Weißt du, wenn man von dir verfolgt, verprügelt, fast vergewaltigt und vor den Kopf gestoßen wird, da ist das bestimmt eine angemessene Reaktion, nehme ich mal an."
Er schmollt plötzlich:"Bist du mir etwa so böse? Mit den kleinen Spielen... also ich bitte di-", "Spielen? Wie bitte?" Empört starre ich ihn plötzlich an. Was labert der denn für einen Müll?
Auch er blickt mich verwundert an:"Was ist denn mit dir jetzt los?"
Ich schüttle den Kopf und balle die Fäuste:"Kennst du mich eigentlich? Was gibt dir bitte das Recht über mich zu entscheiden als sei ich dein Eigentum und dann auch noch .... Spiele? Hast du eine Ahnung was du gesehen hast? Was du damit ausgelöst hast wieder?"
Ich rede mir gerade den Mund fusselig doch die Worte quellen nur so aus mir heraus und ich werfe ihm das ins Gesicht was ich schon lange los werden will:"Ich gehöre niemanden! Verstanden!!" mein Herz schlägt mir bis zum Anschlag und mein Atem geht schneller und ich sehe auch mal eine andere Reaktion von meinem Gegenüber.
Von Mark Wright, dem Schläger der Schule.
Tief atme ich ein und wieder aus, öffn die Augen und drehe mich rum:"Lass mich endlich in Ruhe. Wir haben nichts miteinander zutun... außer du und mein Bruder vielleicht. Lass auch verdammt nochmal Tobi in Ruhe! Er hat nichts mit dir zutun! Nur mit mir..."
"Jam-" Sofort hebe ich die Hände und schaue ihn nicht mal an:"Lass den ganzen Mist! Wir sind aus zwei unterschiedlichen Welten, also war das nichts. Das alles war nichts."
Wütend stapfe ich davon und versuche schnellstmöglich einfach aus diesem ganzen Trubel zukommen. Dem Trubel in meinem Körper. Fuck.

Die Ruhe vor dem Sturm trat erstmal ein.

Zu Hause habe ich kein Chaos, zumindest für einen Moment. Ganz allein sitze ich auf der Couch zusammengerollt und ziehe mir Filme rein, irgendwie muss ich ja meinen Kopf frei bekommen, aber auch das klappt nicht wirklich. Verdammt unproduktiv bin ich Heute. Einfach jeder und alles in meinem Umfeld kotzt mich an.

Niemand fragt mich ein einziges Mal... niemand fragt wie es mir wirklich gerade wieder geht. Würde Austin wissen an wen und an was mich Mark erinnert, würde er ihn auf ewig aus dem Dasein der Menschheit radieren. Ich bin eine schlechte Person irgendwo auch oder nicht?

Es klingelt an der Tür und ich stehe verwundert auf. Die Gedanken in meinem Kopf schnell zur Seite schiebend stapfe ich durch den Flur. Meine Eltern sind beide noch unterwegs, was auch länger dauern wird, so wie ich sie kenne... buäh!
Mein Bruder ist selbst noch Arbeiten. Vorsichtig gehe ich zur Tür und versuche durch den Türspion zu sehen, zwar schaffe ich es aber erkenne nichts. Einfach zu klein für die Höhe. Wie immer.
Zaghaft öffne ich sie dann, führe mich dabei auf, wie in einem behinderten Horrorfilm. Sehr geil.
"Hey... störe.. störe ich?"
Eine mir nur zu vertraute Stimme räuspert sich und ich trete nach Draußen.

"Tobi?" Als er ins Licht tritt und mich verlegen anlächelt, erstarre ich fast. Sein Gesicht ist verunstaltet. Ein blaues Auge, eine Platzwunde an der Lippe und Kratzer. Was ist passiert? Er sieht grauenhaft aus.

"Tobi... was zur Hölle ist mit dir passiert?" frage ich zitternd und kann den Blick von seinem Gesicht nicht abwinden:"Hatte eine kleine Außeinandersetzung mit jemanden. Eigentlich war ich auf dem Weg zu dir... " Ich kann mir genau denken wer das war. Mir steigen Tränen in die Augen. Ich hab ihm gesagt er soll ihn in Ruhe lassen.
"Es ist wirklich nicht schli-" er stockt als ich ihn zu mir ziehe und ihn in meine Arme schließe:"Sag nicht immer das du alles so einfach hinnimmst. Ich kümmere mich um dich..."

Behind His EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt