- 6 -

23.2K 670 133
                                    

Da ich nichts spürte, öffnete ich langsam meine Augen und sah an mir runter. Nichts. Ich habe keinen Tropfen abbekommen, obwohl ich genau gesehen habe wie es auf mich zugeflogen ist.

Ehe ich wusste wie mir geschah, kam auch schon unser Lehrer zu uns. "Miss Bennett! Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt bezüglich der Vorsichtsmaßnahmen? Wischen Sie das jetzt sofort mit den Handschuhen und dem Lappen vorne auf!", wies Mr Wieland Mandy streng an.

Sie stand auf und lief mit finsterer Miene nach vorne, um sich die Sachen zu holen.

Ich hatte gar nicht bemerkt wie leise es gerade in der Klasse geworden ist und wie alle Augen auf uns lagen. "Alles okay?", fragte mich Jess.

Verwirrt nickte ich langsam und streckte meine Hand wie in Zeitlupe aus, um das Becherglas zu nehmen, damit ich es endlich nach vorne bringen konnte, als ich eine warme, weiche Hand spürte, die sich um meine legte.

"Lass mal. Ich bringe es weg", hörte ich Liams Stimme und sah in seine ausdruckslose Miene. Trotz seines ernsten Gesichtsausdruckes, sahen mich seine Augen freundlich an.

Ich blickte wieder auf unsere Hände, wo ich ein starkes, komisches Kribbeln verspürte, das ich bis jetzt nur einmal gespürt habe. In Seattle. Er nahm schnell wieder seine Hand weg und ich ließ meine sinken.

Liam nahm das Glas und schlenderte nach vorne.

Könnte es vielleicht sein, dass Liam derjenige ist, der mich damals gerettet hat? Das wäre aber ein ziemlich großer Zufall. Außerdem müsste derjenige, der mich damals gerettet hat jetzt viel älter sein. Nein, das konnte er nicht gewesen sein. Er hat nur die selben strahlend blau-grünen Augen.

Schließlich hatte ich den älteren Jungen damals wegen den ganzen Tränen nicht ganz sehen können.

Aber diese Berührung... Sie kam mir so vertraut vor und ich habe mich sofort für einen Moment unheimlich geborgen gefühlt.

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich jemand auf Liams Platz setzte, der nicht Liam war.

"Hey Lisa, wie du weißt bin ich Tyler. Wir hatten noch nicht die Möglichkeit uns kennenzulernen", sagte Tyler mit einem breiten Grinsen und reichte mir die Hand.

Ich fand ihn schon auf Anhieb ziemlich sympathisch, umfasste seine Hand mit meiner und lächelte ihn freundlich an.

Kurz zuckte ich kaum merklich zurück, weil seine Hand eiskalt war. "Nenn mich ruhig Liss", winkte ich freundlich ab. "Gut, dann kannst du mich Ty nennen", erwiderte er mit einem Lächeln.

Ich löste meine Hand wieder aus seiner und sah ihn abwartend an. "Wie alt bist du eigentlich, Liss?", fragte er mich. "Ich bin 17" "Genauso wie ich", nickte er.

"Ey Ty, runter von meinem Platz", meckerte Liam gespielt böse, der hinter ihm stand. Bevor Tyler aufstand und ging, zwinkerte er mir nochmal zu.

~

Endlich war der Schultag geschafft. Emy, Jess und ich waren gerade unterwegs zu meinem Auto, als wir auf dem Parkplatz eine Menschenmenge sahen, die um ein rotes Auto herum stand und wie verrückt Fotos schoss und laut durcheinander redete.

Als wir näher kamen, staunte ich nicht schlecht. Es war ein Ferrari.

Genau in dem Moment quetschten sich Liam und Tyler unbeeindruckt durch die Menge, schlossen das Auto auf und stiegen ein.

Die Schüler sahen ihnen mit offenen Mündern und bewunderten Blicken hinterher, gingen dann aber schnell wieder weg, um keinen Ärger zu bekommen, weil sie Fotos von ihrem Auto gemacht haben.

Von den Mädchen hörte man hier und da sowas wie "Die sind aber heiß" oder von denen, die so waren wie Mandy sowas wie "Der eine gehört mir, Bitches"

Ich rollte mit den Augen. Sowas wollte ich mir keine Sekunde länger anhören. "Kommt Mädels wir gehen". Ich zog die beiden, die das Spektakel mit weit aufgerissenen Augen beobachtet haben, hinter mir her und wir stiegen ein.

Bis jetzt war mein Auto immer das, das bewundert wurde. Jetzt war es jedoch anders. Dennoch störte mich das nicht im geringsten. Das einzige, was mir auf den Keks ging, waren diese Mädels da draußen, die aber auch wirklich mit jedem ins Bett steigen würden, der gut aussah und viel Geld besaß. Ekelhaft sowas.

Nachdem meine Freunde sich wieder von ihrem Schock erholt haben, meldete sich Emy als erstes zu Wort. "Liss, hast du Bock gleich mit uns bisschen für die Klassenfahrt shoppen zu gehen?" "Wo denn?", wollte ich wissen. "Port Angeles", antwortete mir stattdessen Jess.

"Meinetwegen. Aber nur, wenn wir auch Pizza essen gehen", meinte ich und zog eine Augenbraue hoch. Jess und Emy lachten los.

"Klar, du kannst ja nicht mal zwei Stunden ohne Essen durchhalten. Ich frage mich wie man so viel fressen kann, aber nicht fetter wird", lachte Emy.

"Tja, mein Körper hat's halt drauf", zwinkerte ich den beiden vom Fahrersitz aus zu und startete den Motor.

__
Auf dem Bild ist Tyler(Francisco Lachowski) *-*

His Secret ✓Where stories live. Discover now