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Ich wachte auf und fand mich in einem mir ziemlich bekannten Hotelzimmer wieder. Es war nicht das Hotel, wo unsere Klasse ist, sondern das andere.

"Du bist wach" hörte ich Liams Stimme neben mir. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und sah wie er mich von der anderen Betthälfte aus beobachtete.

Ich seufzte und setzte mich zögernd auf. Diese Situation kam mir nur allzu bekannt vor. "Ich habe ein Déjà-vu" brummte ich und rieb mir gähnend die Augen.

Er lachte. "Du bist gestern ziemlich schnell eingeschlafen im Auto"

"Ich war ja auch verdammt müde" gab ich von mir und streckte mich. Jetzt fiel mir auf, dass ich neue Sachen trug und nicht mehr das weiße Kleid. Männerkleidung. Mit Liams Geruch.

Ich riss meine Augen weit auf, fuhr herum und sah ihm geschockt ins Gesicht. "Hast du mich umgezogen?!" fragte ich mit einer zu hohen Stimme.

Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen und er stützte sein Kopf seitlich auf seiner Hand ab. "Ja, was dagegen?"

Mir schoss das Blut ins Gesicht und ich spürte wie mir die Hitze in den Kopf stieg. "Natürlich habe ich was dagegen! Was hast du gesehen?" fragte ich immer noch laut.

"Alles"

Wenn möglich, dann guckte ich jetzt noch entsetzter. Ich nahm eines der Riesenkissen und schlug damit auf Liam ein.

"Du Arschloch!" rief ich und haute damit mit voller Wucht auf Liams Seite. "Sowas macht man nicht!". Ich schlug damit jetzt auch seinen Kopf, doch er ließ sich nur lachend nach hinten fallen und hob abwehrend seine Hände.

"War nur Spaß!" lachte er.

Noch ein Schlag gegen den Kopf.

"Ich habe nur deine schwarze sexy Unterwäsche gesehen" erwiderte er und grinste mich immer noch so fies an.

Die nächsten Schläge kassierten sein Kopf und sein Bauch.

Er lachte wieder und schützte sich mit den Händen. "Ist ja gut. Ich habe nicht mehr gesehen als das, was ich auch schon gesehen habe als du deinen Bikini anhattest" lachte er. "Leider"

Ich schnaufte nur und schmiss das Kissen zur Seite. Als ich wieder in seine leuchtenden Augen sah, die mich musterten, hielt ich automatisch die Luft an.

"Siehst heiß aus in meinen Sachen"

Ich sah nochmal an mir runter und betrachtete das weite schwarze T-Shirt, das für mich so groß war, dass es bestimmt bis kurz über die Knie ging. Mehr hatte ich nicht an außer die Unterwäsche. Mit hochrotem Kopf sah ich weg, warf das nächste Kissen ohne hinzugucken in Liams Richtung und zog die Decke höher.

"Daneben" lachte dieser.

Ich wischte mir ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, wobei mir auffiel, dass ich schwitzte und meine Hände leicht zitterten. Mist.

"Liam ich... Diese Sucht... Ich komme damit nicht mehr klar" stotterte ich, da es mir gar nicht passte ihm zu sagen, dass ich sein Blut brauchte und ich nicht so offensichtlich danach fragen wollte.

Er blickte zu mir auf, dann nickte er verstehend. "Ich gebe dir mein Blut, okay?"

Ich nickte zögernd und starrte meine Hände an, dann vernahm ich das Rascheln der Bettdecke und sah aus dem Augenwinkel wie sich Liam aufsetzte. "Bist du dir sicher, dass das okay ist?"

Ich drehte mich zu ihm und sah ihm in die Augen. "Ja, ich kann das nicht mehr. Das macht mich körperlich und psychisch fertig"

"Okay" murmelte er, rückte näher an mich ran und biss sich ganz langsam ins Handgelenk ohne den Blick von meinen Augen abzuwenden. Ich schluckte schwer. Dieser eindringliche sexy Blick aus diesen blau-grünen Augen brachte mein Herz immer wieder dazu schneller zu schlagen als es sollte.

Jetzt hielt er mir seinen Arm hin.

Mein Blick wanderte zu der Bisswunde, aus der ein wenig Blut kam. Ich verzog angewidert eine Grimasse und versuchte das Übelkeitsgefühl zu ignorieren.

"Sieh mich an" erwiderte Liam plötzlich. Ich richtete meinen Blick wieder auf ihn und spürte wie er seine linke Hand auf meinen Hinterkopf legte und ihn langsam gegen seinen rechten Arm drückte.

Ich konzentrierte mich nur auf seine Augen und schloss mein Mund um die eine Stelle auf seinem Handgelenk. Die Sekunden, die mir vorkamen wie Minuten verstrichen und ich verlor mich in ihnen und vergaß alles um mich herum. Es gab nur noch seine Augen. Die, die ich seit 7 Jahren kannte aber es nicht wusste.

Ich konnte es nicht mehr länger abstreiten. Ich habe mich von Anfang an in diese Augen verliebt. Nicht nur in die Augen, sondern in Liam. Mein Herz verriet mich jedes Mal, wenn er in meiner Nähe war und auch meine Schlagfertigkeit löste sich oft mal einfach so in Luft auf, wenn ich mit ihm sprach. Seine sanfte Stimme riss mich aus meinen Gedanken. "Du hast es geschafft" lächelte er und ließ von mir ab.

Verwirrt sah ich ihn an. Jetzt nahm ich auch ein wenig den metalligen Geschmack im Mund wahr aber das war nicht mal ansatzweise so schlimm und so viel wie beim ersten Mal. "Es war gar nicht mal so schlimm" sprach ich meine Gedanken aus.

Sein Grinsen wurde breiter und er lehnte sich mit dem Rücken an das Bettgestell. "Weil ich dich abgelenkt habe"

Ich nickte in Gedanken versunken und starrte auf einen Punkt auf dem Bett. Jetzt habe ich mir endlich eingestanden, dass ich Gefühle für Liam habe und was jetzt? Empfindet er das selbe oder bin ich für ihn einfach nur eine Freundin? Wir haben uns schon ein paar Mal geküsst aber das heißt noch gar nichts. Er hat hundertprozentig schon sehr viele Mädchen vor mir geküsst. Bin ich nur eine von vielen? Bei diesem Gedanken schnürte sich meine Kehle zu. Nein, er hat sein Leben für mich riskiert. Würde er das auch tun, wenn ich eine unbedeutende Person wäre?

"Woran denkst du?"

Ich schreckte auf und drehte mich zu ihm. "An nichts"

Er zog nur eine Augenbraue hoch. Ich seufzte und faltete nervös meine Hände im Schoß. Oh Gott wie soll ich ihm das denn sagen?

"Na los, sag schon. Du kannst mir alles erzählen" er klopfte neben sich auf das Bett und schenkte mir einen ermutigenden Blick. Ich kam seiner indirekten Aufforderung nach und rutschte weiter nach hinten, bis ich mit dem Rücken auch an das Bettgestell stieß und sich Liams Arm und meiner berührten. Allein das sorgte schon dafür, dass sich mein Atem beschleunigte.

Ich beschloss erstmal harmlos anzufangen. "Ich habe mich nur gefragt ob ich dir naja... wichtig bin" murmelte ich ohne ihn anzusehen. Als er nicht antwortete, sah ich mich aber dazu gezwungen ihn doch noch anzugucken.

Er starrte mir einen Moment ungläubig in die Augen dann prustete er los: "Manchmal frage ich mich echt was in deinem Kopf vorgeht"

Peinlich berührt senkte ich meinen Blick, starrte auf meine ineinander verschränkten Hände und bereute, dass ich ihm das erzählt hatte. Ich hätte es nicht tun sollen, das war lächerlich. Warum sollte ich ihm auch wichtig sein? Es gibt hunderte Frauen, die besser sind als ich. Wieso sollte ausgerechnet der hübscheste, heißeste und beliebteste Junge der Schule Gefühle für mich entwickeln geschweige denn mich als wichtige Person in seinem Leben betrachten? Vor allem auch noch so ein ungewöhnlicher Junge, der nicht mal ein Mensch ist, sondern der einzige seiner Art. Ein Hybrid, der nicht einmal existieren sollte und könnte aber es dennoch tut. Warum sollte ausgerechnet ich - ein gewöhnlicher Mensch - so jemandem wie ihm wichtig sein?

Ich schreckte aus meinen Gedanken als Liam sich mir näherte, seine warme Hand an meine Wange legte und mich so dazu brachte in seine Augen zu sehen. "Lisa. Denkst du wirklich, dass ich so viel Zeit mit dir verbringen würde, wenn du mir nicht wichtig wärst? Ich habe alles dafür getan dich so schnell wie möglich zu retten, ich habe alle meine Verwandten, meine Freunde und Familie dazu gebracht nach Spanien zu kommen, ich habe dich damals vor sieben Jahren gerettet und seitdem war ich immer mal in deiner Nähe und sobald dir Gefahr drohte, war ich immer da. Kein Mensch weiß von meinem Geheimnis außer du und keine einzige Frau hat es je geschafft mich dazu zu bringen meine Badboy Maske abzulegen. Wie kannst du nur denken, dass du mir nicht wichtig bist?" erwiderte er eindringlich und blickte so tief in meine Augen als würde er dort nach einer Antwort suchen.
Ich sah ihn mit großen Augen und pochendem Herzen an und konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hat. Träume ich vielleicht?

"Ich-Ich weiß nicht" stotterte ich. "Mir kommt das so unrealistisch vor"

Er schmunzelte. "Du bist mir wichtig, merk dir das"

Ich nickte dann senkte ich meinen Blick. Liams Hand lag immer noch angenehm auf meiner Wange und ich spürte wie die Wärme, die von ihr aus ging, immer wärmer wurde und sich ausbreitete.

"Liam?" jetzt sah ich wieder zu ihm hoch.

"Hm?" brummte er. Scheinbar hat er sein Blick nicht ein einziges Mal von mir abgewendet.

"Was ist das alles? Ich verstehe es nicht. Was sind wir? Wie stehen wir zueinander?"

Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. "Ich denke mal das ist sehr offensichtlich. Einfache Freunde küssen sich nicht"

Meine Augen weiteten sich und mein Herz klopfte so sehr gegen mein Brustkorb, dass ich mir sicher war, dass Liam es mit seinem Vampirgehör hören konnte. "A-Also meinst du wir sind mehr als das?"

Er lachte kurz. "Klar, ich würde sogar meinen ein Paar. Wenn du nichts dagegen hast natürlich"

Ich vergaß zu atmen, weshalb ich schnell unauffällig nach Luft schnappte. "Du willst mit mir zusammen sein?" hauchte ich ungläubig.

"Ich wollte das schon seit meinem ersten Schultag in dieser Schule. Mal abgesehen davon, dass ich schon seit sieben Jahren wusste, dass du irgendwann eine wichtige Person in meinem Leben wirst und nur darauf gewartet habe"

Ich atmete tief ein und aus. "Also sind wir ab jetzt zusammen?"

Er antwortete nicht, sondern führte mein Gesicht näher an seins, bis uns nur noch ein paar Zentimeter trennten. Ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht, schloss die Augen und öffnete mein Mund ein Spalt. Er überbrückte den letzten Abstand und legte seine Lippen sanft auf meine. Der Kuss dauerte nicht lange doch er war gefüllt von Emotionen.

Nachdem wir schwer atmend voneinander abließen, legte Liam seine Hand auf meinen nackten Oberschenkel und sah mir eindringlich in die Augen. "Ab jetzt bist du nur noch meins Babe"

His Secret ✓Where stories live. Discover now