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Nachdem mich Emy und Jess abgeholt haben und wir wieder mit Musik auf voller Lautstärke in der Schule parkten, stiegen wir aus.

Ich hatte den beiden nur das von gestern erzählt, was meine Mutter auch weiß. Sie haben sich zwar gewundert warum ich auf einmal einen Schal trug, sagten jedoch nichts dazu. Die sind eher komplett durchgedreht als ich ihnen erzählt habe, dass Liam mich ins Bett getragen hat.

"Na wen haben wir denn da?", sagte Jess gespielt verführerisch und deutete mit dem Kopf nach rechts, wo die Idioten sich versammelt hatten.

Sie versammeln sich fast jeden Morgen auf dem Parkplatz.

Mein Blick fiel auf Liam, der neben Tyler und Vince stand und sich lässig in seiner schwarzen Lederjacke, einem weißen T-Shirt darunter, einer Jogginghose und einer schwarzen Sonnenbrille an einem Auto anlehnte.

Mir fiel sofort wieder der Pulli ein.

"Geht schon mal vor, ich komme gleich", sagte ich an meine besten Freunde gewandt, die wieder vielsagende Blicke austauschten. Ich verdrehte die Augen und lief auf Liam zu.

Aus dem Augenwinkel konnte ich Max erkennen, der jede Bewegung von mir genauestens beobachtete.

Als ich bei Liam angekommen bin, nahm ich seinen Arm in die Hand und zog ihn etwas weiter weg, da ich nicht wollte, dass die anderen zuhören. Er sah mich überrascht an und zog seine Sonnenbrille aus. Ich konnte die neugierigen Blicke von den anderen Jungs förmlich auf meinem Rücken spüren.

"Hier", erwiderte ich und überreichte ihm seinen Pulli. Unsere Finger berührten sich kurz und ich sog scharf die Luft ein. Ich hatte das Gefühl, dass sich dieses komische Kribbeln immer mehr verstärkt. "Danke für alles, was du gestern getan hast und, dass du meiner Mutter nichts erzählt hast", bedankte ich mich und sah ihm in die Augen. "Achja und könnte ich deinen Schal vielleicht noch etwas länger haben? Ich will nicht, dass irgendjemand das da sieht", fügte ich hinzu und deutete mit meiner Hand auf meinen Hals.

Er lächelte mich kurz an und nickte. "Klar doch. Behalte ihn einfach."
"Sicher?"
"Sicher", antwortete er und sah mir wieder tief in die Augen.

Ich konnte meinen Blick einfach nicht von diesen Augen abwenden. Seine Augen faszinierten mich jedes Mal aufs Neue. Man konnte in ihnen nichts ablesen. Ich zwang mich einen klaren Gedanken zu fassen und schaffte es letztendlich. "Warum hast du mich gestern nicht einfach aufgeweckt?", wollte ich wissen.

"Ich wollte dich einfach nicht wecken", sagte er gleichgültig und zuckte mit den Schultern.

"Hmm."

Unser Blickkontakt wurde unterbrochen, als mich jemand unsanft an der Hand wegzog und mich zu sich drehte.

"Was willst du Max?", fragte ich ihn scharf. "Dich", antwortete er und presste ohne Vorwarnung seine Lippen auf meine. Schon in der nächsten Sekunde wurde er von mir weggeschubst.

"Hab ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt? Lass sie, wenn sie es nicht will", sagte Liam ruhig, der neben mir aufgetaucht ist. Man sah nur an seinen geballten Fäusten, dass er wütend war.

"Hör auf dich ständig in unsere Angelegenheiten einzumischen, Black!" Max' Gesicht verfärbte sich langsam rot. Oh, oh. Das war nie ein gutes Zeichen bei ihm. Und dann passierte es.

Er ging auf Liam los und wollte mit der Faust in sein Gesicht schlagen. Ich schrie erschrocken auf und schlug die Hand auf den Mund. Liam erfasste seine Faust jedoch blitzschnell und drückte sie runter. Seine Augen funkelten wütend. Dann schlug er selbst einmal heftig auf Max ein. Dieser fiel auf den Boden.

In der Zwischenzeit hatten sich alle anderen Jungs und Schüler, die noch draußen waren im Kreis um uns herum versammelt und beobachteten das Geschehen. Manche feuerten sogar Liam an.

Passierte das alles gerade wirklich wegen mir?

Kurzentschlossen ging ich auf die sich prügelnden Jungs zu und packte Liam am Arm, damit er von Max runter ging. Ich versuchte ihn wegzuzerren, was jedoch nicht klappte. Er war viel zu sehr mit Max beschäftigt. "Liam!", rief ich verzweifelt.

"Liss, lass mich mal", hörte ich Tylers Stimme hinter mir und richtete mich auf. Er ging an mir vorbei und riss seinen Bruder mit Leichtigkeit hoch.

"Chill mal dein Leben, Liam", murmelte er ärgerlich und zog ihn mit sich, von der Menge weg.

Liam drehte sich beim Gehen um und sah Max mit zusammengekniffenen Augen an, dann huschte sein Blick kurz zu mir dann wieder nach vorne.

Ich sah zu Max, der langsam wieder aufstand und ein Veilchen unter dem Auge hatte. Einerseits hat er das verdient, aber andererseits hatte ich Schuldgefühle, weil Liam ihn wegen mir verkloppt hat. Sein bester Freund Vince ist Liam und Tyler gefolgt. Anscheinend war Vince jetzt gut mit Tyler befreundet.

Die Menge tat sich auf und die meisten gingen schon mal tuschelnd in ihre Klassenräume. Nur ein paar Jungs blieben bei Max. Mit einem letzten Blick auf Max ging ich auch in unser Klassenzimmer.

Ich betrat es und sah auch schon direkt Jess und Emy, die sich angeregt unterhielten. Tyler, Liam und Vince waren auch schon da. Bei ihnen standen ein paar der Badboys, die normalerweise immer bei Max waren. Gute Freunde. Verlassen ihren besten Freund einfach für jemanden, der stärker und cooler ist dachte ich mir. Wie falsch können Menschen nur sein?

Ich lief zu Jess und Emy und setzte mich auf meinen Platz.

"...und dann brauchen wir noch Limo und für die, die es wollen Getränke mit Alkohol und - oh Liss wie war's denn mit deinem neuen Lover?", plapperte Jess einfach weiter, als sie mich sah. Mein Kopf schnellte zu Liam, der genau in dem Moment Jess anguckte. Das hat er doch wohl nicht aus so einer Entfernung gehört, oder?

"Psst, müsst ihr immer einfach laut drauf los plappern? Außerdem habe ich keinen Lover", schimpfte ich. Ich sah wieder zu Liam, der jetzt mich anstarrte. Ich hob fragend eine Augenbraue, worauf er nur den Kopf schüttelte, sich mit der Hand durch seine braun-blonden Haare fuhr und sich weiter mit Vince unterhielt. Was sollte das denn jetzt?

"Du starrst", stellte Emy belustigt fest. Ich merkte wie mir die Röte ins Gesicht stieg und drehte meinen Kopf wieder zu meinen Freunden. Beide grinsten mich an. In diesem Moment kam unsere Bio Lehrerin und alle setzten sich auf ihre Plätze.

"So, ich hoffe ihr hattet schöne Ferien und seid jetzt wieder ausgeschlafen und fit für die Schule."

Das war der Standardsatz, den so gut wie alle Lehrer sagen, wenn man nach den Ferien wieder Schule hat.

"Ihr werdet bis nach der Klassenfahrt Zeit haben in Partnerarbeit ein Referat über DNA vorzubereiten. Nach der Klassenfahrt werdet ihr es eine Woche später vorstellen. Und bevor sich hier gleich alle wieder kreuz und quer durch die Klasse unterhalten, um einen Partner zu finden, nein, wir werden die Partner losen", teilte sie schnell mit, woraufhin manche genervt aufstöhnten, andere enttäuscht durch die Klasse guckten. Man konnte nicht übersehen, dass die meisten Mädchen hofften mit Liam oder Tyler arbeiten zu können.

"Na das kann ja mal heiter werden", murmelte ich Jess zu. Diese nickte.

Während wir alle unseren Namen auf einen Zettel schrieben und abgaben, ergänzte Mrs Smith die Schüler, die nicht da waren und fing dann an diese zu ziehen und die Namen laut vorzulesen.

"Max und Vanessa" waren die ersten zwei Namen. Max war immer noch nicht da, scheinbar war er noch beim Schulsanitäter. Vanessa war eines der anständigen und ruhigeren Mädchen hier.

"Vince und Jessica."

Geht ja noch.

"Emilia und Chantal."

Oh Gott, arme Emy. Sie knallte ihren Kopf auf die Tischplatte.

"Lisa und..."

His Secret ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt