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Der schwarzhaarige Mann fuhr abrupt herum und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an während ihm ein weißer Koffer aus der Hand fiel. "Lisa?!"

Er ist es. Das ist mein Vater. Er lebt und er steht nach 5 Jahren, in denen alle dachten er wäre gestorben, hier lebendig vor mir. Abgesehen von der blassen Haut und seinen leichten Augenringen hat sich nichts an ihm verändert. Er ist es wirklich.

Während mir die Tränen hochkamen und wir uns geschockt anstarrten, unfähig zu sprechen, ertönte ein furchtbar lautes Geräusch hinter ihm, worauf wir beide aufschreckten und er sich wieder zu Isabell drehte.

"Oh Gott, entschuldigt mich bitte!" kam es hektisch von Isabell, die scheinbar den Teller mit der Tasse Tee fallen gelassen hat und nun versuchte mit zittrigen Fingern die Scherben aufzusammeln.

"Was ist denn hier unten los?!" brüllte eine fremde Männerstimme von weitem.

Mein Vater fasste sich schnell und antwortete ruhig: "Nichts, es ist alles gut. Nur ein Missgeschick!"

Man hörte ein "Hm" und dann war der Unbekannte scheinbar weg, denn mein Vater kam auf mich zu und kniete sich vor mich.

"Lisa was tust du hier verdammt nochmal?" fragte er mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht und nahm meine Hand, die anfing zu zittern, sowie mein ganzer Körper, da ich so viele gemischten Gefühle im selben Moment verspürte. Trauer, Freude, Wut, Aufregung, Schock, alles.

"I-Ich dachte du bist...tot" flüsterte ich, während sich die ersten Tränen den Weg über meine Wangen bannten.

Der Blick mit dem er mich ansah, zerriss mir das Herz. Er war traurig. Auch er stand kurz vor den Tränen, das merkte ich.

"Es ist alles sehr kompliziert. Komm her" murmelte er und drückte mich an seine Brust. Nun brach der Damm in mir endgültig zusammen und ich fing an in sein Hemd zu schluchzen.

5 Jahre dachte ich er wäre tot. 5 verdammte Jahre meines Lebens! Und jetzt war er hier und ich konnte ihn spüren und riechen und es war definitiv kein Traum.

Ich spürte, dass seine kühle Hand beruhigend meinen Rücken hinab und wieder hinauf glitt. "Shhh" versuchte er mich zu beruhigen doch das hatte nur den gegenteiligen Effekt und machte alles nur noch schlimmer.

"W-Wir dachten alle du wärst t-tot! Mom und ich haben uns solche Sorgen gemacht und jeden Tag geweint! Wie konntest du uns nur a-alleine lassen?! Wie konntest du Lena ohne Vater aufwachsen lassen?!" schluchzte ich. Langsam nahmen meine ganzen vermischten Gefühle eine Form an und verwandelten sich nur in Wut. "Wie kannst du nur bei diesen Monstern leben?!" schrie ich nun und haute mit den Fäusten gegen seine Brust. "Wie kannst du ihnen helfen?!"

"Schatz, ich weiß. Aber beruhig dich bitte sonst bekommt das irgendwer mit. Ich werde dir noch alles in Ruhe erklären, okay?"

Ich schnappte zum gefühlt hundertsten mal nach Luft und versuchte mich zu beruhigen.

"Isabell?"

"J-Ja Mr. Smith?"

Mr. Smith?! Hat er etwa in den fünf Jahren geheiratet?

Ich sah empört zu ihm hoch und entzog mich seiner Umarmung während ich die Tränen wegwischte.

"Erzählen Sie bitte niemandem davon. Keiner soll das erfahren sonst werde ich meine Tochter vermutlich nicht wieder sehen können"

"Natürlich Mr. Smith, wie Sie wollen. I-Ich gehe dann mal einen neuen Tee zubereiten... mit Zitrone... und Honig..." stammelte sie unbeholfen und machte sich schnell mit den Glasscherben aus dem Staub.

Nun wandte er sich wieder mir zu.

"Hast du eine andere Frau geheiratet?" fragte ich dann und zwang mich dazu nicht erneut in Tränen auszubrechen und einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen.

His Secret ✓Where stories live. Discover now