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Wir standen einfach nur geschockt da, unfähig uns auch nur einen Millimeter zu bewegen.

"Ein Engel" flüsterte Lena mit großen Augen und starrte wie gebannt Liams Flügel an.

Hilfesuchend blickte ich zu eben diesem, in der Hoffnung, dass er eine Lösung für dieses Problem hatte, doch ich sah nur wie es auch bei ihm im Gehirn ratterte.

Mir kam nur eine Lösung in den Sinn: Erinnerung löschen beziehungsweise ändern. Aber das war keine Option. Ich wollte nicht, dass Tyler meine Erinnerungen ändert und will auch nicht, dass sowas meiner Schwester passiert. Erinnerungen sind meiner Meinung nach etwas sehr wertvolles. Jede Sekunde, egal wie langweilig sie ist, jede noch so kleine Erinnerung ist wichtig und man sollte die Möglichkeit haben sich an jede Sekunde erinnern zu können. Niemals würde ich zulassen, dass jemand irgendwas an dem Gedächtnis meiner kleinen Schwester verändert.

Überrascht sah ich zu wie Liam schmunzelnd in die Hocke ging. "Du bist Lena, oder? Ich heiße Liam"

Was hatte er vor?

Sie näherte sich ihm langsam Schritt für Schritt und streckte ihre Hand nach seinen Flügeln aus. "Darf ich sie anfassen?"

"Natürlich" schmunzelte er.

Lena stand kaum noch einen Meter von ihm entfernt und fuhr behutsam mit ihrer kleinen Hand über die Federn. "Du bist so schön" erwiderte sie bewundernd und sah ihn an.

Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und auch Liam musste lächeln, als sie plötzlich einfach in seine Arme fiel und ihn umarmte. Ich konnte sie nur zu gut verstehen. Wenn man Liam so sieht, dann hat man das Bedürfnis ihn anzufassen und in seiner Nähe zu sein. Seine ganze Ausstrahlung gab einem in solchen Momenten das Gefühl von Geborgenheit wie man sie nirgends auf dieser Welt findet.

"Schau mal. Ich bin wirklich ein Engel, aber das bleibt unser Geheimnis, einverstanden?"

"Warum?" schmollte sie und löste sich von ihm während er nach ihrer Hand griff und sie in seiner hielt.

"Weil es Menschen gibt, die das nicht verstehen und mir dann vielleicht sogar weh tun wollen. Also Lena, schaffst du es dieses Geheimnis für dich zu behalten?"

Das hatte er also vor; er wollte sie um seinen Finger wickeln. Was für ein Schlingel. Normalerweise war Lena diejenige, die alle um ihren Finger wickelt, aber ich konnte es ihr nicht verübeln.

Diese nickte überzeugt. "Ich erzähle niemandem, dass du ein Engel bist. Indianer Ehrenwort"

Mir war klar, dass Lena nicht gerade eine war, bei der Geheimnisse gut aufgehoben sind, aber wenn es um große und ernste Geheimnisse ging, dann konnte sie schweigen wie ein Grab. Da würde es selbst nichts bringen zu versuchen es aus ihr rauszukitzeln.

Liam grinste. "Dann vertraue ich dir mal" er richtete sich auf. "So und jetzt muss ich leider wieder nach Hause"

"In den Himmel?" fragte Lena als er sich zum Fenster drehen wollte.

Jetzt lachten wir beide. "Nein, ich wohne auf der Erde"

"Gibt es noch mehr Engel auf der Erde?"

Er wollte gerade ansetzen, als ich ihn unterbrach: "Ich glaube wir sollten Liam nach Hause gehen lassen, meinst du nicht? Auch ein Engel braucht seinen Schlaf"

Sie schüttelte hastig den Kopf und griff nach Liams Hand. "Nein, er soll hier schlafen"

Grinsend sah ich Liam an, der erst Lena liebevoll anblickte dann mich. Oh ja er hatte ein Herz für Kinder und was für eins. Und das war ziemlich süß mit anzusehen. "Wenn deine Schwester nichts dagegen hat"

His Secret ✓Where stories live. Discover now