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Ich wurde durch die Glastür zum Garten gezerrt, bis wir hinter ein paar Büschen zum Stehen kamen. Dabei habe ich mich so sehr erschrocken, dass ich noch nicht mal versucht habe mich zu wehren.

Dann verschwand die gut riechende, große Hand und ich fuhr blitzartig herum.

Vor mir stand Liam und sah mich ausdruckslos an.

Sofort kam die Wut wieder. "Was willst du von mir?! Geh doch wieder zu deinen Schlampen oder sind sie nicht gut genug für dich?", ich wandte mich wütend zum Gehen um, wurde aber sofort am Handgelenk gepackt und umgedreht.

"Warte, ich muss mit dir reden", sagte er ruhig.

"Da gibt's nichts zu bereden außerdem konntest du auch drinnen mit mir reden, aber nein du kidnappest mich ja einfach", schnaufte ich, verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm stur in seine blau-grünen Augen, die im Dunkeln leicht schimmerten.

Plötzlich zog er meine Arme zu sich und nahm meine Hände in seine. "Lisa, hör zu. Wir können nicht befreundet sein. Das ist der Grund warum ich so bin. Ich will dich nicht in diese ganzen Sachen reinziehen"

"Welche Sachen?", wollte ich wissen.

Er atmete einmal tief durch, dann sah er mich durchdringend an. "Das kann ich dir nicht sagen. Es ist gefährlich. Je weniger du weißt, desto besser, glaub mir. Halte dich einfach weiterhin von mir fern", bat er verzweifelt. Bis zu diesem Augenblick hatte ich ihn noch nie so verzweifelt gesehen.

Ich verstand ihn nicht. Was sollte denn so gefährlich sein? Und wieso soll ich mich von ihm fernhalten? War er etwa ein Mafioso oder was? Anders konnte ich mir sein Verhalten nicht erklären.

Ich zog meine Hände aus seinem Griff und nickte beklommen. "Ich verstehe zwar nicht, was so gefährlich sein kann, wenn wir befreundet sind, aber gut. Tschau Liam", ich drehte mich einfach um und lief zurück ins Haus, dieses Mal hielt er mich nicht auf.

Ich versuchte krampfhaft die Tränen zurückzuhalten. Obwohl wir uns nicht lange kannten, hat es mich trotzdem getroffen.

Ein Teil von mir fühlt sich zu Liam hingezogen und jetzt von ihm fern zu bleiben würde schwieriger sein als gedacht. Vor allem, wenn wir im Unterricht auch noch nebeneinander sitzen und bald auf Klassenfahrt fahren. Naja ich durfte jetzt nicht wegen sowas Tränen vergießen.

Als ich Jake sah, der sich mit zwei Getränken in den Händen suchend umsah, ging ich zu ihm.

Nachdem sein Blick auf mich fiel, lächelte er. "Ich dachte schon du hast mich stehen gelassen", lachte er und überreichte mir eines der Cocktails. "Keine Sorge ich haue schon nicht ab", zwinkerte ich ihm zu und nahm einen Schluck.

~

Ich spürte etwas an meinem Gesicht nachdem ich mich an der Nase gekratzt habe, da mich etwas gekitzelt hat. Es fühlte sich komisch an und ich hörte gedämpft ein leises Lachen.

Daraufhin schlug ich die Augen auf und erblickte Lena, die jetzt laut losprustete.

Ich blickte an mir runter und sah was weißes an meiner Hand. Sahne.

Das gibt Rache.

Ich stand in Sekundenschnelle auf und schnappte mir Lena, die erschrocken aufquiekte und kitzelte sie einmal durch bis sie kaum mehr Luft bekam und mich unter Lachtränen anflehte aufzuhören.

"So und jetzt versprich mir, dass du sowas nie wieder mehr machen wirst", sagte ich warnend und stemmte meine Hände in die Hüften. Sie rappelte sich auf und stockte auf einmal.

Ich folgte ihrem Blick, der auf irgendwas hinter mir gerichtet war, sah aber nichts. Dann hörte ich nur noch wie sie aus dem Zimmer rannte und lachte. Das kriegt sie nach der Klassenfahrt zurück.

Heute war Montag, der Tag der Abreise und ich habe noch nicht mal alle Sachen gepackt. Mal wieder habe ich meiner Schwester zu verdanken, dass ich früh genug aufgewacht bin, sodass ich genug Zeit dafür hatte.

Wer kennt das nicht? Man nimmt sich vor etwas früher zu tun, dann hat man keine Lust, verschiebt es immer wieder und am Ende macht man es auf den letzten Drücker oder gar nicht...

Ich ging ins Badezimmer, wusch die Sahne aus meinem Gesicht, putzte die Zähne, duschte mich und machte mich fertig.

Da wir die ganze Zeit nur unterwegs sein werden, zog ich mir was Bequemes für den Flug an. Das heißt eine graue Jogginghose und ein weißes Top. Meine Haare band ich zu einem lockeren Zopf. Ich packte die restlichen Sachen in meinen Koffer und trug ihn runter in die Küche.

Meine Mutter und Lena saßen schon am Tisch. Als mich Mom erblickte, hielt sie mir eine Tüte mit verschiedenen Brotdosen und sogar mit Süßigkeiten und Chips drinnen entgegen.

"Hier, tu das in deine Tasche Schatz. Hast du alles mitgenommen? Sonnencreme, damit du keinen starken Sonnenbrand bekommst und einen Hut für den Kopf sonst kannst du einen Hitz-" "Ich habe alles mitgenommen keine Sorge Mom", unterbrach ich sie mit einem Seufzer. Sie macht sich einfach über alles Gedanken.

Den Hut würde ich allerdings trotzdem nicht tragen. Hüte stehen mir einfach überhaupt nicht.

"Na gut, aber pass auf dich auf und ruf mich jeden Tag an. Wenn nicht, dann schreib mir wenigstens eine Nachricht. Achja und pass bloß auf, dass du nicht schwanger zurückkommst. Ich will nicht schon mit 39 Oma werden", sie sah mich streng an, dann zwinkerte sie mir aber zu.

"Mooom" stöhnte ich genervt. Also echt. Ich wusste, dass das nur Spaß war, aber ich wusste auch, dass sie es zum Teil ernst meinte, da sie nicht will, dass ich mich sofort auf Jungs einlasse.

"Du kennst mich doch", sagte ich noch, bevor ich mich von Lena verabschiedete, die so ganz nebenbei traurig war, dass sie jetzt niemanden hatte, um ihre neuen Streiche zu testen und meine Mutter mich zum Flughafen fuhr, wo schon meine ganze Klasse wartete.

His Secret ✓Where stories live. Discover now