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"Heiß!", zischte er und sah mich an als wäre ich ein Alien. Alle anderen Jungs starrten ihn nur komisch an. Was war denn das jetzt?

"Wie hast du das gemacht?!", brüllte er mich an. Ist der jetzt komplett verrückt geworden?

"Wie habe ich was gemacht?", fragte ich ruhig. "Tue nicht so unschuldig. Die Kette da-", dabei zeigte er auf meine Kette "-ist heiß". Ich sah ihn nur ungläubig an, dann prustete ich los. Die anderen Jungs schlossen sich mir an und lachten. Er ist tatsächlich verrückt geworden. Und ich scheinbar auch, dass ich in so einer Situation überhaupt lachen konnte.

Ich wusste, dass es völlig verrückt war in so einer ernsten Situation zu lachen aber ich konnte den Typen gerade einfach nicht ernst nehmen. Er selber sah nur wütend in die Runde, dann kam er wieder auf mich zu und presste seine Lippen brutal auf meine.

Mein Lachen erstarb sofort und ich hatte das Gefühl ich muss gleich würgen und versuchte ihn vergeblich wegzudrücken. Dann ließ er wieder von mir ab und fing an meinen Hosenstall zu öffnen.

Genau in dem Moment sah ich auf der anderen Seite hinter ihm eine dunkle Gestalt, die gerade als ich hingeguckt habe circa zwei Meter über dem Boden schwebte und jetzt gerade landete.

Ich blickte mit weit aufgerissenen Augen auf die Stelle wo ich Umrisse von großen hellen Flügeln, die aber immer kleiner wurden bis sie verschwanden, erkennen konnte. Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade sah. Das war verrückt. Ich musste mir den Kopf zu stark an der Wand gestoßen haben, anders konnte ich mir das nicht erklären.

Die Gestalt verschwand und tauchte direkt hinter dem Typen, der gerade meine Hose runterziehen wollte wieder auf und zog ihn brutal weg, sodass der Typ auf dem Boden landete. Ich schrie erschrocken auf. Die anderen Jungs ließen in Sekundenschnelle meine Arme los und ich nutzte die Gelegenheit, um schnell meine Hose zuzumachen.

Ich wusste echt nicht wie ich jetzt noch einen klaren Gedanken fassen konnte, aber es klappte. Die ganze Situation war einfach nur absurd. Ich drehte mich zur Seite und versuchte meine Sachen zu finden. Vergeblich. Wahrscheinlich wurden sie etwas weiter weg geworfen, denn ich konnte sie in dieser Dunkelheit nicht erkennen.

Als ich mich wieder zu den Mistkerlen drehte, waren sie gerade auf der Flucht während einer von ihnen, der Typ, der mich ausgezogen und geküsst hatte, gerade von der Gestalt in Kapuze oder eher gesagt von einem Jungen auf dem Boden zusammengeprügelt wurde.

Ich konnte nur den Rücken meines Retters und den Kopf und die Beine des Betrunkenen sehen. Ihm floss Blut aus der Nase und er brüllte schmerzerfüllt. Ich konnte mir das nicht länger mit ansehen. Mir wurde schlecht als ich das Blut sah.

"Stopp!", schrie ich. Der, der mich gerettet hat, stoppte sofort und stand auf. Er drehte sich langsam um, worauf ich in sein vor Wut verzerrtes Gesicht sah. Ich konnte meinen Augen nicht trauen.

"Liam?", fragte ich leise. Sofort veränderten sich seine Gesichtszüge und er sah mich besorgt an.

Ich konnte es einfach nicht fassen und war überglücklich jemanden, den ich kenne zu sehen und dass er mich gerettet hat, sodass ich ihm einfach direkt in die Arme rannte und anfing in seinen schwarzen Kapuzenpullover zu schluchzen und nur so von Schluchzern geschüttelt wurde.

Die ganzen Gefühle, die ich in den letzten fünf Minuten hatte, einfach alles brach jetzt aus mir heraus. Erst jetzt wurde mir richtig klar, dass ich fast vergewaltigt wurde und fast mein erstes Mal mit einem Fremden hatte.

Liam schlang sichtlich zögernd seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. Da war es wieder. Dieses starke Kribbeln dort, wo er mich mit seiner Hand am bloßen Rücken berührte und das Gefühl von Sicherheit.

Da wurde mir plötzlich bewusst, dass ich ihn hier gerade nur im BH umarmte und mich bei ihm ausheulte, obwohl wir uns nur einen Tag kannten.

Ich wurde knallrot, wischte mir meine Tränen weg und befreite mich aus seiner Umarmung. "T-tut mir leid ich war einfach nur so froh, dass du mich gerettet hast. Danke", nuschelte ich während ich meine Arme um mich schlang und peinlich berührt auf den Boden sah.

Er legte einen Finger unter mein Kinn, was wieder dieses Kribbeln auslöste und drückte es hoch, sodass ich ihm in seine blau-grünen Augen sehen musste. Dann wanderte sein Blick langsam runter zu meiner Kette und wieder zu meinen Augen. Er sah mich nachdenklich an.

"Du frierst", stellte er nach einer Weile fest, zog seinen Calvin Klein Pullover aus und überreichte ihn mir. Jetzt stand er nur noch in einem schwarzen T-Shirt und einer schwarzen Adidas Jogginghose da.

Ich bedankte mich nochmal mit einem "Danke" und zog den Pulli an. Sofort umhüllte mich eine wohlige Wärme. Er roch so unglaublich gut. Man konnte es gar nicht beschreiben.

Liam ging an mir vorbei und hob die Tüte hoch. "Mein Auto steht nicht weit von hier, wir müssen nur ein kleines Stück laufen. Ich werde dich jetzt nach Hause bringen", sagte er bestimmend. Ich nickte nur und folgte ihm.

So liefen wir schweigend durch die Dunkelheit, bis wir an seinem roten Ferrari ankamen und er mir die Tür aufhielt. Ich stieg ein, er machte die Tür zu, lief ums Auto herum und setzte sich auf den Fahrersitz. Mit einem kurzen prüfenden Blick zu mir fuhr er los.

Nach ein paar weiteren Minuten Stille, in denen ich über den Vorfall nachdachte, hielt ich es nicht mehr aus und fragte ihn vorsichtig: "Liam?"

"Hmm?", antwortete er brummend ohne den Blick von der Straße abzuwenden.

"Wie hast du mich gefunden? Und woher wusstest du überhaupt, dass ich genau dort war? Und wie hast du es geschafft die fünf Jungs in die Flucht zu treiben? Sie waren doch in der Überzahl"

Ich sah ihn an und merkte, dass sich seine Finger um das Lenkrad verkrampften und er mit sich kämpfte.

"Ich war gerade in der Nähe und bin dort vorbeigelaufen als ich diese Missgeburten und dich sah", antwortete er ruhig, doch ich konnte förmlich spüren wie er sich anstrengte seine Wut zu unterdrücken.

"Und was ist mit der letzten Frage?", wollte ich wissen. "Keine Ahnung, Lisa. Vielleicht hatten sie einfach Angst vor mir? Schließlich trainiere ich verdammt viel"

Ich sah ihn skeptisch an. Ich glaube er versucht etwas zu verheimlichen. "Nenn mich einfach Liss", sagte ich, worauf er mich kurz anguckte und nickte. "Aber wehe du nennst mich Lissy. Dann kannst du dich auf etwas gefasst machen", warnte ich ihn. Er lachte leise ein kehliges Lachen, das mir eine Gänsehaut bescherte.

Sein Lachen war genauso wunderschön wie seine Stimme und sein Aussehen.

"Mach ein Foto, hält länger" sagte Liam und sah mich belustigt von der Seite an. Ich habe gar nicht gemerkt wie ich ihn die ganze Zeit angestarrt habe. Peinlich berührt drehte ich meinen Kopf wieder nach vorne und hörte ihn nochmal leise lachen.

"Als du aufgetaucht bist, habe ich Flügel erkannt und dann warst du auf einmal hinter dem Typen...", sprach ich meine Gedanken nachdenklich aus, nachdem wir eine Zeit lang wieder geschwiegen haben.

"Du hast aber Fantasien", erwiderte er und schüttelte lachend den Kopf. Vielleicht hatte er Recht. Ich habe mir wirklich hart den Kopf gestoßen. Innerlich lachte ich über mich selbst. Sich sowas einzubilden war schon ziemlich dämlich und es dann noch Liam zu erzählen...

Langsam fielen mir die Augen zu, doch ich riss sie immer wieder auf, um nicht einzuschlafen. Irgendwann gab ich den Kampf auf und driftete in die Welt der Träume.

His Secret ✓Where stories live. Discover now