> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟭𝟲

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Am Donnerstagnachmittag entscheide ich mich dazu, meinen Plan, wieder etwas zu trainieren, in die Tat umzusetzen und joggen zu gehen. Vielleicht kann ich so meine Kondition verbessern, damit ich beim nächsten Mal noch eine Chance habe, den Bus zu erwischen, wenn ich wieder spät dran sein sollte. Trotzdem hoffe ich, dass das nie wieder passieren wird.

Als ich an meinem ersten richtigen Tag hier mit dem Fahrrad umhergefahren bin, kam ich an einem kleinen Waldstück oder einem Park vorbei, der sich sehr gut für eine Joggingrunde eignet und sogar nur wenige Straßen von unserem Haus entfernt ist.

Also krame ich ein älteres weißes T-Shirt und eine schwarze Jogginghose aus meinem Schrank. Dazu binde ich noch eine dünne Jacke um die Hüfte und meine Haare zu einem Pferdeschwanz. Unten ziehe ich mir meine Sneakers an, packe mir mein Handy und meinen Haustürschlüssel und gehe nach draußen.

Wie sich herausstellt, ist meine Kondition doch nicht so hoffnungslos, wie ich dachte. Immer wieder wechsle ich zwischen laufen und gehen, bis ich eine Pause brauche und nach einer Bank Ausschau halte. Als ich endlich eine finde, die nicht allzu umringt von Bäumen ist, gehe ich dorthin. Je näher ich dieser komme, bemerke ich, dass dort bereits jemand sitzt und ich überlege, weiterzugehen und mir eine andere Bank zu suchen. Doch mit weiteren Schritten erkenne ich einen Hinterkopf mit braunen Haaren, der mir bekannt vorkommt. Am liebsten würde ich weiterlaufen, doch ich kämpfe gegen diese Stimme in meinem Hinterkopf an und gehe entschlossen auf sie zu.

„Ist alles in Ordnung?", frage ich und setze mich vorsichtig auf das andere Ende der Bank, um genügend Abstand zwischen uns zu bringen.

Mit Kopfhörern in den Ohren und den Ellbogen auf den Knien abgestützt sitzt Blake da und betrachtet die Bäum um uns herum. Er wirkt ziemlich niedergeschlagen. Offensichtlich hat er mich nicht kommen hören und sehen. Als er seinen Kopf in meine Richtung dreht, zuckt ein überraschender Ausdruck über sein Gesicht. Jedoch fasst er sich schnell wieder, zieht seine Kopfhörer raus und wickelt sie zusammen. „Oh, hey. Ich habe dich gar nicht bemerkt. Was machst du hier?"

„Ich war joggen und mache hier eine kurze Pause", antworte ich und deute auf mein Outfit. Seine Augen folgen meiner Geste und in diesem Moment wünsche ich mir, nicht so verschwitzt auszusehen. „Und du?"

„Entspannen. Das hier ist ein ruhiger Ort", gibt er schulterzuckend zurück.

„Und Musik trägt wohl dazu bei?", sage ich vorsichtig, formuliere es jedoch eher als Frage. Als Antwort senkt er den Blick auf die Kopfhörer in seinen Händen. Das deute ich mal als ja. „Wieder All Time Low?", frage ich weiter und würde mir am liebsten auf die Zunge beißen, weil ich merke, dass er sich nicht mit mir unterhalten möchte, ich aber nicht aufhören kann, zu reden. So war es schon immer. Wenn ich mich in Situationen unwohl oder nervös fühle, plappere ich wie ein Wasserfall und kann nicht mehr aufhören.

Ein kleines Lächeln umspielt Blakes Lippen. „Du bist wohl ziemlich neugierig, oder?"
Er hebt seinen Blick und sieht mir in die Augen. Die Belustigung darin versetzt mir einen kleinen Stich. Unwillkürlich miss ich ebenfalls lächeln. „Ein bisschen", erwidere ich und spüre, wie Hitze in meine strömt.

„Nein. Dieses Mal ist es Green Day. Was hörst du denn so für Musik?", fragt er interessiert.

„Ich mag die Musik von The Fray sehr."

Blake zieht seine Augenbrauen zusammen. Es scheint, als beurteile er meinen Musikgeschmack, was mich verunsichert. Nicht, dass meine Musik mich ausmacht, aber die Musik, die man hört, sagt schon einiges über einen Menschen aus.

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt