> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟰𝟳

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In der Mittagspause kann ich mich kaum auf Bris Worte konzentrieren. Ständig glotze ich in Blakes Richtung. Jedes Mal, wenn ich ihn lachen sehe, beschleunigt sich mein Herzschlag um das doppelte und ich verspüre den Wunsch in mir, bei ihm zu sitzen.

„Hast du mir überhaupt zugehört?", holt meine Freundin mich aus meinen Gedanken. Mist. „Ja. Du meintest gerade, dass... also, du sagtest... ähm..." Einfach nur erbärmlich. „Tut mir leid. Ich war abgelenkt."

„Ach was. Ehrlich? Das habe ich ja gar nicht bemerkt." Die Ironie in ihrer Stimme lässt mich den Kopf senken. „Was ist los mit dir?"

Ich sehe mich um und vergewissere mich, dass uns niemand zuhören kann. Dann lehne ich mich vor. „Ich war gestern Pizza essen mit Blake."

Abwartend sieht Bri mich an. „Und das Problem ist...?"

Statt ihr in die Augen zu sehen, schaue ich auf ihre Organgensaftflasche, ehe ich weiterrede.

„Und das Problem ist, dass ich mich wohler und gelichzeitig aufgeregter gefühlt habe als bei meinem Date mit Miles."

Gerade setzt Bri zu einer Antwort an, als ich ein Räuspern höre und mich erschrocken aufsetze. „Ich wollte euch nicht bei euren Lästereien stören", sagt Conor mit einem Lächeln. „Aber ich brauche den Haustürschlüssel." Den letzten Satz richtet er an Bri, die genervt die Augen verdreht.

„Hast du deinen wieder nicht eingepackt?" Sie greift in ihre Tasche und holt ihn heraus.
„Ich habe ihn vergessen." Falls er schuldbewusst klingeln will, versagt er dabei kläglich.

„Schon klar. Alles, was du nur noch in der Birne hast, ist Willow." Conor nimmt seiner Schwester den Schlüssel aus der Hand und grinst sie breit an. „So ist das, wenn man eine Freundin hat."

„Wir haben es verstanden, Con. Du hast eine Freundin, sie ist toll bla bla bla. Und jetzt zisch ab. Avery und ich müssen etwas bereden."

Bris Bruder dreht sich zu mir und sieht mich vielsagen an. „Ah, verstehe. Ich sage Miles, dass ihr über ihn gesprochen habt." Mit einem Zwinkern dreht er sich um und schlendert davon.

„Was? Nein! Wir haben nicht..." Doch er ist bereits zu weit weg, um mich noch zu hören. Na super. Als ob ich nicht schon genug Gefühlschaos hätte.

„Zurück zum eigentlichen Thema." Ich sehe wieder zu Bri, die ihre Stirn in Falten gelegt hat. „Du hattest gestern ein Date mit Blake?"

„Nein", erwidere ich sofort. „Das war kein Date. Wir haben nur... also, wir waren nur etwas essen."

„Gemeinsam?"

„Ja."

„Hat er dich eingeladen?"

„Also... na ja,er hatte etwas gutzumachen, da..."

„Also hat er?", drängt meine Freundin.

Ich nicke.

„Magst du ihn?"

„Natürlich. Wir sind Freunde."

„Wie war die Pizza?"

Verdutzt sehe ich sie an. „Lecker, aber...?"

„Wo wart ihr denn?"

„Bri, was...?"

„Bist du in ihn verliebt?"

„Ja, aber..." Erst jetzt verstehe ich, was sie vorhatte. Verdammt. Ich habe mich verraten. Ertappt presse ich meine Lippen zusammen.

„Ich wusste es!", ruft Bri kaut aus.

„Sei leise", ermahne ich sie und schaue in Blakes Richtung. Erleichtert atme ich auf. Er hat es nicht mitbekommen.

„Ich wusste, dass du in ihn verliebt bist", flüstert sie mit einem breiten Grinsen. Ich spüre, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. Es nur zu denken und dann laut auszusprechen, sind zwei komplett andere Dinge. Das erste ist leichter zu ertragen, aber das zweite ist ein Schlag der Realität.

„Aber warum bist du dann mit Miles ausgegangen?"

„Warum hast du mich nicht davon abgehalten, wenn du es wusstest?", kontere ich.

Meine Freundin lehnt sich zurück und verschränkt die Arme vor der Brust. „Ernsthaft? Jetzt gibst du mir die Schuld? Ich war schon am Anfang skeptisch, aber du hast darauf bestanden."

Ich seufze und vergrabe mein Gesicht in den Händen. „Ich weiß. Es tut mir leid, Bri, aber... ich meine, ich darf nicht... ach, scheiße!"

Ich spüre eine Hand, die mein Handgelenk sanft wegzieht und mich aufschauen lässt. „Es ist okay, Ave. Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt."

„Allerdings", schnaube ich. „Könnte ich es mir aussuchen, hätte ich ganz sicher nicht zwei Mal denselben Jungen gewählt."

Aus irgendeinem Grund scheint Bri das lustig zu finden. „Was gibt es denn da zu lachen?"

„Wenn du mal genauer drüber nachdenkst, ist es vielleicht das Schicksal, das euch zusammenbringen will."

„Toll. Eine weitere unerfüllte Liebe desselben Jungen, der mich bloßstellte, weil ich ihm gesagt habe, dass ich ihn mochte. Warum will man immer das Unerreichbare?"

Ich spüre einen Tritt an meinem Schienbein. „Aua! Wofür war das denn?"

„Für deine Blindheit", erwidert Bri streng. „Merkst du denn nicht, dass Blake ebenfalls auf dich steht?" Verwirrt sehe ich sie an. „Jetzt tu nicht so, Avery."

„Nein, Bri. Er steht nicht auf mich."

Sie zuckt mit den Schultern. „Wie du meinst. Du wirst es noch merken."

Das werde ich bestimmt nicht.

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt