> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟱𝟵

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Wie erwartet, hat Blake das Spiel haushoch gewonnen. Zu Beginn hatte er extra schlecht gespielt, weil er mich gewinnen lassen wollte. Doch ich wurde einfach nicht besser und ich nehme es ihm nicht übel, dass er irgendwann nicht mehr absichtlich schlecht sein konnte. Ich gab wirklich mein Bestes, aber ehrlich gesagt habe ich auch weniger auf das Spiel und mehr auf mein Date neben mir geachtet. Jedes Mal, wenn er einen Touchdown gemacht hat, verschwindet sich sein konzentrierter Blick und ein Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. Allein schon dieser Anblick war es wert, total abzuloosen.

Nach zwei Spielen hören wir auf und gehen ein bisschen durch die Halle, um uns die Beine zu vertreten. „Selbst in einem Videospiel bist du der beste Spieler."

„Als mein Dad durch seine Krankheit immer schwächer wurde und körperlich nicht mehr fit genug war, um richtig mit mir zu spielen, habe ich stattdessen MADDEN mit ihm gespielt", sagt Blake. In seiner Stimme schwingt ein Unterton Traurigkeit mit.

Ich will nach seiner Hand greifen, halte mich jedoch zurück. Kann ich einfach so danach greifen? Das ist schließlich unser erstes Date. Aber andererseits haben wir uns schon ein paar Mal geküsst und wir sind Freunde. Ich atme tief durch und nehme Blakes Hand in meine. Er verschränkt unsere Finger miteinander und bleibt stehen. Sein Blick auf mir lässt Schmetterlinge in meinem Bauch herumflattern. Zum ersten Mal finde ich es nicht schlimm, in Blake Parker verliebt zu sein, denn er wäre nicht mit mir hier, wenn er nicht auch etwas für mich empfinden würde.

„Du warst fast genauso schlecht wie er", schmunzelt er.

„Hey! Ich habe dich gewinnen lassen", lüge ich.

Blake Mundwinkle ziehen sich weiter nach oben, als er sich vorlehnt. „Ist das so?", fragt er leise.

Mit einem Mal vergesse ich zu atmen. Er ist mir so nah, dass ich seinen warmen Atem an meinen Lippen spüre. Ich müsste mich nur ein paar Zentimeter nach vorne...

Ruckartig zieht Blake sich wieder zurück und lacht auf, während ich mit hochrotem Kopf den Blick von ihm abwende. Oh mein Gott. Ich hätte ihn fast geküsst. Wie gerne hätte ich ihn geküsst.

Ich schüttle leicht meinen Kopf, um diesen Gedanken loszuwerden, als mir etwas auffällt. „Oh mein Gott."

Blake schiebt sich in mein Blickfeld und sieht mich an. „Was ist los?"

„Hier gibt es einen Fotoautomaten." Wie aus Reflex greife ich nach Blakes Hand und ziehe ihn mit mir dorthin. „Im Einkaufszentrum in Hanford wollten Fio und ich schon immer einmal Fotos darin machen, aber der war immer kaputt." Bei der Erinnerung an den alten Fotoautomat, der dort immer schon stand, den jedoch nie jemand benutzt hat, runzle ich die Stirn. „Oder der war nie funktionsfähig."

„Lass es uns ausprobieren", schlägt Blake vor.

Mit großen Augen sehe ich ihn an. „Wirklich? Findest du das nicht blöd oder so?"

„Es ist genauso dein Date, wie es meins ist, Avery. Wenn du Fotos machen möchtest, machen wir Fotos", sagt er mit einem schiefen Grinsen.

Enthusiastisch schiebe ich den roten Vorhang zur Seite und ziehe Blake mit mir in den Fotoautomaten. Erst als wir beide drin sind und er den Vorhang wieder zugezogen hat, bemerke ich, wie eng es hier drin eigentlich ist. Irgendwie habe ich mir das Innere des Automaten größer vorgestellt. Ich drehe mich um und mache ungewollten Kontakt mir Blakes Brust. Oh Gott. „Sorry. Ich... ich wusste nicht, dass hier drin so wenig Platz sein würde", sage ich und trete einen kleinen Schritt zurück, sodass ich mit meinem Rücken an der Wand gepresst stehe. Warum ist es hier drin plötzlich so warm?

„Wirklich nicht, Avery? Du kennst doch die Filme, in denen zwei Leute in einen Fotoautomaten verschwinden..."

Erschrocken schnappe ich nach Luft. Hoffentlich denkt er nicht, dass das mein eigentliches Vorhaben war. „Ich wollte nicht..."

Blake lacht auf. „Ich weiß. Das war nur Spaß. Setzen wir uns hin und machen ein paar Erinnerungsbilder an unser erstes Date." Er lässt sich auf der kleinen Bank gegenüber dem Bildschirm nieder und rutscht ganz nach außen in Richtung Vorhang, damit ich auch noch genug Platz habe. In Filmen sehen diese Fotoautomaten immer viel größer aus. Dort passt immer eine ganze Gruppe von Freunden rein. In Wirklichkeit jedoch sitzen Blake und ich Oberschenkel an Oberschenkel aneinandergepresst. Mir wird von Minute zu Minute wärmer.

Ich greife in meine Jackentasche und hole das Geld raus, was ich heute morgen eingesteckt habe, und schmeiße es ein.

„Ich glaube, wir müssen diese graue Taste drücken", sagt Blake und mustert stirnrunzelnd den Bildschirm.

Endlich schaffe ich es, meinen Blick von ihm loszureißen und betrachte die fünf verschiedenen Tasten auf dem Bildschirm. Ich dachte, es gäbe nur eine Taste für den Auslöser. Wofür ist also der Rest? „Ähm..."

Blake beugt sich ein Stück nach vorn. „Ah."

„Was?", frage ich neugierig und lehne mich ebenfalls nach vorn, sodass unsere Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt sind.

„Hier an der Seite steht, welche Taste für welche Funktion ist. Die graue ist richtig." Er dreht sein Gesicht zu mir und mein Herz setzt einen Schlag aus. Langsam hebt er seine Hand und streicht mir eine lose Strähne hinter mein Ohr. Fast schon schüchtern verzieht er seine Lippen zu einem Lächeln, das seine wunderschönen Augen erreicht. Oh Gott. Mir bleibt die Luft weg. Ich öffne meine Lippen, um mehr Sauerstoff aufzunehmen, was Blakes Blick auf sie wandern lässt. Dann sieht er mir wieder in die Augen. Mein Herz hämmert gegen meine Brust und blendet damit alle anderen Geräusche um mich herum aus. Wie in Zeitlupe lehnt er sich vor und stoppt wenige Millimeter vor meinen Lippen. Diese Qual. Ich kann nicht anders, als meine Lippen auf seine zu drücken. Wie von selbst wandern meine Hände um seinen Nacken, um ihn noch näher an mich zu ziehen. Blake erwidert den Kuss mit der gleichen Intensität und schlingt seine Arme um meine Taille. Mit einem Ruck lehnt er sich zurück und zieht mich mit sich. Da erst wird mir wieder die Enge des Automaten bewusst und ich stütze mich im letzten Moment an der Wand vor uns ab, um nicht auf ihn zu fallen.

„Ich lass dich nicht fallen, Avery. Setz dich auf meinen Schoß", murmelt er lächelnd gegen meine Lippen. Das muss er mir nicht zweimal sagen. Blake rutscht in die Mitte, sodass ich meine Beine links und rechts von ihm platzieren kann.

Ein Seufzer verlässt meine Lippen, als er mich noch näher an sich zieht. Verdammt. Blake Parkers Lippen sind der Himmel auf Erden.

Ein lautes Piepen unterbricht uns und wir fahren auseinander. Was ich sehe, lässt meine Wangen sofort heiß werden. Blakes Lippen sind geschwollen, seine Wangen sind leicht gerötet und er atmet keuchend. Ob ich auch so aussehen? Oh Gott. Da fällt mir wieder ein, dass ich immer noch auf seinem Schoß sitze. Was ist nur in mich gefahren? Schnell steige ich von ihm am und steige aus dem Automaten. Oh. Mein. Gott. Ich habe mit Blake rumgemacht. In einem Fotoautomaten. Ich verdecke meine glühenden Wangen hinter den Händen und atme tief durch.

„Avery." Blake schiebt den Vorhang zur Seite und tritt ebenfalls heraus. In der Hand hält er etwas, was mich sofort versteifen lässt. „Der Automat hat Bilder gemacht." Er hält sie mir hin und ich werfe einen Blick darauf. Erschrocken ziehe ich Luft ein. Der Automat hat vier Bilder gemacht und auf allen küssen wir uns und es ist deutlich zu erkennen, dass wir nicht wussten, dass diese gerade gemacht werden.

„Oh Gott", hauche ich und würde am liebsten im Erdboden versinken. Warum ist mir das gerade nur so peinlich?

Blake steckt die Fotos in seine Jackentasche und zieht sanft meine Hände vom Gesicht und umschließt sie mit seinen. „Das ist nichts Schlimmes, weißt du? Ehrlich gesagt ist es sogar irgendwie lustig und irgendwie... süß."

Das letzte Wort entlockt mir ein kleines Lächeln. „Ich glaube, ich muss aus Versehen irgendwie den Auslöser betätigt haben."

„Ich wusste nicht, dass Bilder in einem Fotoautomaten so viel Spaß macht", neckt er mich. Gerade will ich mich umdrehen, doch Blake hält mich weiterhin fest. „Normalerweise küsse ich niemandem beim ersten Date, aber bei dir musste ich eine Ausnahme machen. Du bist die beste Ausnahme, die es gibt, Avery Harrison."

Wie schafft er es eigentlich immer wieder, dass meine Beine zu Wackelpudding werden? Ich ziehe meine Hände aus seinen und schlinge meine Arme um ihn. „Danke für diesen Tag", murmle ich in seine Halsbeuge.

„Es gibt nichts, was ich heute lieber gemacht hätte, Avers."

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt