> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟯𝟬

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Als Blake den Motor seines Autos startet, glaube ich meinen Ohren nicht trauen zu können. Mit aufgerissenen Augen schaue ich ihn an. Er lächelt vor sich hin.

„Ich muss zugeben, dass The Fray ziemlich gute Musik hat", sagt er und dreht sich zu mir. Unwillkürlich verziehen sich meine Lippen ebenfalls zu einem Lächeln. „Habe ich ja gesagt."

Mein Blick wandert von Blake zu seinem CD-Player, der eine eins anzeigt. Ich wusste bereits vom ersten Klang, dass es Syndicate von The Fray ist. Ich liebe dieses Lied. Es ist zwar nicht mein Lieblingslied, aber es sowieso schwer, von all ihren Lieder einen Liebling auszuwählen.

„Du hast dir extra eine CD von ihnen gekauft?", frage ich überflüssigerweise. Natürlich hat er das. Etwas anderes funktioniert in diesem Auto nicht. Aber das scheint ihn nicht zu stören. Eher im Gegenteil. Er scheint es sogar zu mögen, obwohl ein Radio mit USB-Anschluss vielleicht praktischer und zeitgemäßer wäre. Aber ich möchte ihm da nicht reinreden. Schließlich ist es Blakes Auto und CDs sind schon cooler als USB-Sticks.

„Ja. Was denn sonst?", antwortet er selbstverständlich. Ich dachte nicht, dass er sie sich jemals anhören würde und ehrlich gesagt hätte ich auch nicht gedacht, dass er sich überhaupt an meine Lieblingsmusik erinnern würde. Hat er sich wirklich eine CD von The Fray gekauft, weil ich gesagt habe, dass es meine Lieblingsband ist?

„Am Anfang war ich nicht so überzeugt, aber je mehr ich sie höre, desto besser gefallen mir ihre Lieder." Ich kann nicht leugnen, dass die Tatsache, dass Blake The Fray mag, ihn viel sympathischer macht. Schon öfter habe ich versucht, Fiona von meiner Lieblingsband zu überzeugen, aber sie hatte kein Interesse an deren zu Musik.

„Habe ich irgendwas im Gesicht?", fragt Blake, als er meinen Blick spürt.

„Nein. Ich finde es nur toll, dass du ihre Musik magst."

„Ich habe ja gesagt, dass du einen guten Musikgeschmack hast", antwortet er mit einem kleinen Lächeln.

„Danke. Dann kann ich dir noch BANNERS empfehlen. Seine Musik erinnert mich ein bisschen an The Fray und wenn du die magst, wird dir seine Musik bestimmt auch gefallen", schlage ich vor.

„Dann werde ich mir seine Musik wohl auch mal anhören müssen."

Zufrieden wende ich mich ab und schaue aus dem Fenster. Ich glaube, so langsam kann ich mir wirklich vorstellen, mit Blake befreundet zu sein.

*

Gerade sitze ich im Englischunterricht und Mr Cunningham erzählt uns nun schon seit einer Viertelstunde davon, wie er vor einigen Jahren in London ein Theaterstück von Shakespeare im berühmten Globe Theatre gesehen hat. Anfangs habe ich noch zugehört, aber doch irgendwann habe ich den Faden verloren. Zuerst erzählte er von Hamlet, dann von Viel Lärm um nichts und irgendwann von Wie es euch gefällt. Mich wundert es nicht, dass er selbst noch kein Buch geschrieben hat. Seinen Erzählungen zu folgen ist alles andere als leicht. Immer wieder schweift er vom Thema ab, weshalb wir wohl nie mit dem Unterricht weiterkommen.

Mein Blick finden zu Bri neben mir und ihr ist deutlich anzusehen, wie schwer es ihr fällt, die Augen offen zu halten. Es fehlt nicht mehr viel und sie liegt mit dem Gesicht auf ihrer  Ausgabe von Othello. Ich muss mir ein Lachen verkneifen und presse meine Lippen aufeinander.

Plötzlich höre ich ein Summen aus unmittelbarer Nähe und erstarre. Mist. Ich schaue schnell wieder nach vorne und bin erleichtert, dass Mr Cunningham es nicht mitbekommen hat. Vorsichtig hole ich mein Handy aus der Tasche und schaue nach, wer mir während der Schulzeit schreibt und bin irritiert, als ich Fionas Namen auf dem Bildschirm sehe. Warum sollte sie mich genau jetzt anschreiben, obwohl sie doch genau weiß, dass ich in der Schule nie ans Handy gehe? Zögernd lasse ich mein Handy wieder in die Tasche gleiten und nehme mir vor, ihre Nachricht in der Mittagspause zu lesen. Erneut versuche ich mich auf Mr Cunninghams zu konzentrieren, schaffe es jedoch nicht. So zieht sich die Stunde ins Unendliche.

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt