> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟰𝟲

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Das funktioniert nicht. Ich kann es nicht nur als Essen sehen. Es wirkt fast schon wie ein Date. Es fühlt sich sogar eher wie ein Date an als mein Date mit Miles. Komisch, wie mich Pizzaessen mit Blake noch mehr aus der Bahn bringt als unsere abendlichen Treffen auf seinem Dach. Noch peinlicher ist, dass es mir schwer fällt, die Glückschreie meines 14 jährigen Ichs zu ignorieren, die ständig in meinem Kopf widerhallen.

„Schmeckt es dir nicht?", fragt Blake und deutet mit hochgezogenen Augenbrauen auf meinen noch fast vollständigen Pizzateller.

„Doch", antworte ich schnell und beiße ein Stück ab. Ich würde diese Pizza sicher mehr genießen, wenn ich nicht so dermaßen hibbelig wäre, als hätte ich fünf Tassen Kaffee intus. Trotzdem setze ich ein Lächeln auf. „Sie schmeckt sogar sehr lecker."

Zufrieden erwidert Blake meinen Blick. „Habe ich dir doch gesagt. Ich hoffe, dass diese Pizza unseren Streit beiseite schafft."

Gott, wie könnte die das denn nicht, wenn er mich so ansieht? Ich muss diesen Gedanken runterschlucken. „Ja, es ist alles gut."

Blake lächelt mich an, als hätte ich ihm gerade gesagt, seine Lieblingsfootballmannschaft hätte den Super Bowl gewonnen. Bitte hör damit auf, flehe ich innerlich. Gerade macht er es mir noch schwerer, meine Gefühle für ihn zu ignorieren. Ich hatte wirklich gehofft, mein Date mit Miles am letzten Freitag hätte das geändert, aber wenn ich jetzt darüber nachdenke und die beiden Situationen vergleiche, weiß ich, dass ich gar nichts gespürt habe. Klar, Miles ist nett und cool, aber das war's. Aber was hatte ich auch erwartet? Dass meine Gefühle so sprunghaft sind? Das wäre ja schließlich zu einfach gewesen.

„Avery?" Blake wedelt mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. „Die Pizza sieht zwar lecker aus, aber es wäre besser, wenn du sie auch wirklich essen würdest."

Peinlich berührt hebe ich meinen Blick und lache ihn mit brennenden Wangen an. Ist das peinlich. Am liebsten würde ich jetzt aufwachen und erkennen, dass alles nur ein Traum ist. Doch das ist kein Traum. Das ist die Realität.

Während ich damit beschäftigt war, Löcher in die Pizza zu starren, hat Blake seine bereits vollständig aufgegessen. „Äh... ich glaube, ich lasse die einpacken." Ich will so schnell es geht aus dieser Situation raus.

„Wie du möchtest. Leider müssen wir so langsam auch schon los, weil Ash gleich aus der Schule kommt und Mom heute länger arbeiten muss." Er sagt es, als würde er es bedauern. Würde er noch langer mit mir hier sitzen wollen?

Als unser Tisch abgeräumt wird, frage ich nach, ob meine restliche Pizza eingepackt werden kann und das geht klar. Nach wenigen Minuten kommt der Kellner mit meiner eingepackten Pizza und der Rechnung zurück. Ich will nachschauen, wie viel ich bezahlen muss, als Blake nach dem Zettel greift und sein Portemonnaie rausholt. Überrascht schaue ich ihn an.

„Wie gesagt, Avers. Ich habe etwas gut zu machen", sagt er und zwinkert mir zu. Er reicht dem Kellner das Geld und ich starre ihn nur dumm an. Okay, das ist... das ist mir fast schon zu viel.

Wir stehen auf und fahren wieder nach Hause. Dort angekommen, parkt Blake das Auto in der Einfahrt und begleitet mich noch bis zur Haustür. Genau wie Miles vor wenigen Tagen. Fast fühlt es sich an wie ein Déjà-vu. Mit der Schachtel Pizza in den Händen stehe ich ihm gegenüber und lächle ihn peinlich berührt an. Das war ein Nachmittag...

„Das war cool. Sollten wir öfter mal machen, oder?"

Nein, nochmal halte ich das nicht aus. „Ja, klar."

Eine Weile bleiben wir so stehen und schauen uns einfach nur an. Bei dem Anblick von Blakes braunen Augen wird mir ganz warm.
Unbeholfen strecke ich ihm die Pizzaschachtel entgegen. „Die kannst du Ash geben. Der freut sich bestimmt."

Blake räuspert sich, als käme er gerade erst wieder zu sich. „Oh. Ja, klar. Danke." Er nimmt sie mit einem leisen Lachen an. „Sehen wir und später noch?"

„Eigentlich total gerne, aber..." Jetzt muss ich mir schnell etwas einfallen. „Aber ich habe Fio versprochen, dass ich später mit ihr telefoniere. Tut mir leid." Dahinter setze ich noch ein bedauerndes Lächeln.

„Ja, nein, kein Problem. Wir sehen uns ja morgen." Ein bisschen gekränkt wirkt er trotzdem. „Oder?"

„Ja. Wir sehen und morgen früh, wenn du mich noch mitnehmen willst."

„Natürlich! Ohne dich macht der Weg zur Schule doch keinen Spaß", antwortet er empört. Ein Kribbeln breitet sich in meinen Magen aus und ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen."

„Blake?", hören wir eine Stimme rufen und drehen uns in die Richtung, aus der sie kommt. Hinter Blake steht sein kleiner Bruder und sieht ihn fragend an.

„Hey, Ash." Blake hält den Karton mit der Pizza hoch. „Ich habe Pizza für dich."

Ashs Augen leuchten auf. „Lecker."

Blake und ich lachen auf, während sein Bruder ihm die Pizza aus der Hand reißt.

„Wir sehen uns dass morgen, Avers."

Während Blake und Ash zurück in ihr Haus gehen, sehe ich den beiden hinterher und atme erleichtert aus. Plötzlich ist all die Anspannung von mir abgefallen und ich laufe nach oben in mein Zimmer.

Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Was war das eben? Es war ein einfaches Esse unter Freunden und doch hat es sich mehr wie ein Date angefühlt als mit Miles. Aber warum? Ich habe nicht zum ersten Mal Zeit mit ihm verbracht und trotzdem hat es sich so angefühlt. Genervt schnappe ich mir ein Kissen und schreibe meine ganze Verzweiflung hinein. Warum muss Blake auch so... so toll sein? Und warum kann ich nicht anders, als mich immer mehr in ihn zu verlieben?

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt