> 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟱𝟲

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Nachdem die Parkers wieder rübergegangen sind, gönne ich mir noch ein paar Minuten Ruhe, bevor ich mich mit Blake treffe. Dabei ist es mir egal, dass ich ihn warten lasse. Vielleicht habe ich ja sogar Glück und er wartet gar nicht erst auf mich. Aber das wird nicht passieren. Dafür ist er viel zu nett und... und mein bester Freund. Bei diesem Gedanken zieht sich mein Magen zusammen. Oh nein. Ich habe gestern meinen besten Freund geküsst.

Ich lege mich auf mein Bett und starre die Decke an. Was würde ich jetzt tun, wenn mein Leben ein Film wäre? Keine Frage, dann wäre ich auf jeden Fall cooler und lässiger als jetzt. Dann wäre ich wahrscheinlich ohne zu zögern auf Blake zugegangen, hätte meine Arme um ihn gelegt und ihn geküsst. Ich hätte nicht mehr aufgehört und... Woah, nein! Selten habe ich mir gewünscht, eine Reset-Taste zu haben, mit der ich zu dem Moment zurückspulen kann, bevor ich die Kontrolle über meine Lippen verloren und ihn geküsst habe.

Laut seufzend setze ich mich wieder auf. Aber das Gespräch zu umgehen und Jahre so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung stelle ich noch schlimmer vor. Also bleibt mir wohl nicht anderes übrig. Widerwillig stehe ich auf, streife mir eine Jacke über und mache mich auf den Weg zu Blakes Dach.

Wie erwartet sitzt er noch da, die Arme um seine Knie geschlungen. Bevor ich mich bemerkbar mache, betrachte ihn einen Moment und setze mich dann neben ihn. Jedoch lasse ich diesmal einen größeren Abstand zwischen uns als sonst. Ich bin mir sicher, dass Blake es auch bemerkt, aber er sagt nichts. Stattdessen mustert er mich nur von der Seite. Ich traue mich kaum, seinen Blick zu erwidern.

„Früher oder später müssen wir darüber reden, Avery." Dann lieber später. Oder nie.

Ich ziehe meine Beine an und schlinge die Arme darum. Um meine abweisende Haltung mehr zu verdeutlichen, lege ich mein Kinn auf meine Knie ab und starre ins nichts.

„Warum können wir nicht mehr miteinander sprechen? Sonst konnten wir stundenlag über den größten Mist reden." Er macht eine Pause, doch ich reagiere noch immer nicht. „Was ist jetzt anders?", flüstert er und ich muss meine Augen schließen. Jetzt liebe ich dich, Blake. Aber du liebst mich nicht. Wir können keine Freunde mehr sein. Mir das immer wieder in Gedanken zu rufen, schmerzt.

„Avers." Ich höre, wie er seine Position verändert und spüre plötzlich, wie sich ein Arm um meine Schultern legt. Bevor er mich noch zu ihm ziehen kann, winde ich mich aus seiner Umarmung und setze mich ihm gegenüber.

Blakes Gesichtsausdruck verändert sich und leichte Wut mischt sich unter die bereits vorhandene Enttäuschung. „Was ist los? Bitte sag mir, was ich falsch gemacht habe."

Ich schüttle den Kopf. „Du hast nichts falsch gemacht", antworte ich leise und schaue an ihm vorbei in die Richtung meines Fensters.

„Was ist es dann? Ist es wegen Hanford?" Als ob er es nicht genau wüsste. Endlich blicke ich ihm in die Augen. „Du weißt es doch."

„Tue ich das?", fragt er mit Nachdruck und hält meinem Blick weiterhin stand. Ich schlucke. Ich will es nicht als Erste aussprechen müssen.
Seufzend fährt Blake sich durch die Haare. Ich nicht anders kann, als ihm dabei zuzusehen. Dann beginnt er, nervös auf seiner Unterlippe zu kauen. Überrascht öffne ich den Mund. Zum ersten Mal ist Blake Parker in meiner Anwesenheit nervös und ich habe keine Ahnung, warum.

Seine braunen Augen finden meine blauen und für einen Moment setzt mein Herz einen Schlag aus. Warum sieht er mich auf einmal so an?

„Avery...", beginnt er, spricht jedoch nicht weiter.

„Ja?" Obwohl ich seit einigen Minuten hier sitze und mich nicht bewege, klopft mein Herz so schnell, als wäre ich gerade von einem Marathon nach Hause gekommen.

(𝗡𝗼𝘁) 𝗬𝗼𝘂 𝗔𝗴𝗮𝗶𝗻Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt